77 6 konjunktiv „Im letzten Schuljahr sollte viel mehr darüber geredet werden, was die Schülerinnen und Schüler können – und wollen.“ Zwei Drittel der Lehrerinnen und Lehrer sagen folgerichtig: Die Matura in der jetzigen Form sei nicht mehr zeitgemäß. Und, siehe oben, das letzte Schuljahr trage nichts zur Orientierung bei. Eine Erhebung des Bildungsministeriums unter Maturierenden hat ergeben: 82 Prozent haben Probleme, sich für eine weitere Laufbahn zu entscheiden. Deshalb sollte im letzten Schuljahr viel mehr darüber geredet werden, was die Schülerinnen und Schüler können – und wollen. Welches Studium passt? Welcher Beruf? Am besten mit einem Stundenkontingent für sie alle. Für Projektwochen und Exkursionen an Unis und in Betrieben. Statt einer Abschlussprüfung für alle aus der Konserve: Wie wäre es mit einem individuellen Menü? Zum Beispiel so: Die vorwissenschaftliche Arbeit beziehungsweise die BHS-Diplomarbeit mündet direkt in eine abschließende Projektarbeit. Fächerübergreifend, maßgeschneidert für die Fähigkeiten und Interessen. Es würde Zeit frei werden durch eine Reform der Konservenmatura. Die können Schülerinnen und Schüler und Lehrende gezielt nutzen, ohne sich aufzureiben. Nein, findet Georg Cavallar Die Arbeiterkammer Wien plädiert für eine Reform der derzeitigen Matura. Doch weder die Bestandsaufnahme noch die Reformvorschläge überzeugen. Die neue Matura ermöglicht – zweitens – einen positiven Washback-Effekt. Die Lehrkräfte sind zumindest in den letzten beiden Jahren teilweise Coaches, die ihre Klassen gezielt auf die kompetenzorientierte Matura vorbereiten können, einfach aufgrund der Tatsache, dass auch sie nicht wissen, welche Themen zur schriftlichen Matura kommen oder bei der „Mündlichen“ gezogen werden. Auch die Reformvorschläge überzeugen wenig. Eine „Projektarbeit“ gibt es schon, nämlich in Form der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA). Soll diese „Projektarbeit“ (das klingt – ich gebe es zu – immer sehr gut) die VWA ergänzen? Wozu dann zwei Arbeiten? Oder ersetzen? Warum denn, was wäre der Mehrwert? Berufsorientierung? Ist sicherlich hilfreich. Diese gibt es allerdings auch schon, und hier wäre es wohl je nach Schulstandort sinnvoll, nachzubessern, statt pauschal und für alle ein „Mehr“ zu verlangen. „Cui bono? Wem würde diese Reform nützen?“ Was die Bestandsaufnahme betrifft, fällt das Schlagwort von „stupidem Auswendiglernen für Tests“. Nun ist gerade dieses Auswendiglernen bei der teilzentralen und kompetenzorientierten Matura nicht mehr möglich. Bei der „Schriftlichen“ geht das bei Deutsch, Mathematik und in den Fremdsprachen jedenfalls nicht (mehr), da nur Themenbereiche bekannt sind. Auch bei der mündlichen Matura ist das nicht mehr möglich: Nur eine von drei Aufgabenstellungen bezieht sich auf Reproduktion, die anderen beiden auf 30 35 40 45 50 55 60 MUSTER
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