das deutschbuch. Übungsband 3/4/5 + E-Book

76 6 Konjunktiv Textbeispiel: Kommentar Weg mit dieser Matura? Zwei Positionen Die Arbeiterkammer plädiert dafür, die Matura zu reformieren und den Fokus lieber woanders hinzulegen. Ist die Schulabschlussprüfung tatsächlich nicht mehr zeitgemäß, oder bleibt sie weiter wichtig? Ilkim Erdost von der Arbeiterkammer erklärt in ihrem Gastkommentar, warum es die Zentralmatura so nicht braucht. AHS-Lehrer Georg Cavallar hält dagegen. Ja, findet Ilkim Erdost Die Matura ist die Konservendose der Bildung: Luftdicht versiegelt steht sie stur im Küchenkasterl herum. Ignoriert, was um sie herum passiert. Die Arbeitswelt ändert sich? Die Eintrittsphasen an der Uni? Digitalisierung? Was juckt das die Matura schon. Die Zentralmatura hat nicht die Fairness gebracht, die sich ihre Erfinderinnen und Erfinder erhofft hatten – nur in einem Punkt: Jetzt sind alle gleichermaßen gestresst. Die Schülerinnen und Schüler: Sie müssen in einem aberwitzig dichten Zeitkorsett Höchstleistungen bringen – während sie schon auf die Aufnahmetests an Unis und FHs schielen. Die Lehrkräfte: Sie können ihr didaktisches Feingefühl in dieser zentralisierten Beurteilung nicht einsetzen – und müssen Druck auf Schülerinnen und Schüler ausüben. Die Eltern: Die wenigsten können ihren Kindern in diesen Schulstufen noch weiterhelfen – und finanzieren das 121-Millionen-Euro-Business namens Nachhilfe. Ärgernis und Zeitfresser Diese Phase ist für alle vor allem eines: ein irrsinniger Stress. Dabei wäre der Schulabschluss eine Chance, festzuhalten, was die Schülerinnen und Schüler wirklich können. Wer sie sind, was sie auszeichnet. Aber die Matura sagt nicht mehr aus als das Etikett auf einer Konservendose: Es zeigt, welche Zutaten irgendwann einmal reingestopft wurden. Aber nicht, wie das, was drinnen ist, jetzt schmeckt. Der Prozess selbst ist genauso schal: keine Orientierung, kein Blick nach vorn. Beratung? Fehlanzeige. Die Matura ist letztlich ein Ärgernis, ein Zeitfresser, eine Hürde, die eben genommen werden muss. Sie glauben mir nicht? Fragen Sie junge Menschen, Eltern oder Lehrerinnen und Lehrer in Ihrer Umgebung. Eine Umfrage des Österreichischen Bundesverlags Schulbuch unter Lehrpersonal gibt einen Überblick: 82 Prozent sagen, es werde zu stark „auf die Matura hin“ unterrichtet. Mehr als die Hälfte sagt: Das letzte Schuljahr gehöre dem „Bulimie-Lernen“. So viel reinstopfen wie irgend möglich, am richtigen Tag alles rauswürgen. Und langfristig bleibt wenig übrig. 5 10 15 20 25 MUSTER

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