das deutschbuch. Übungsband 3/4/5 + E-Book

62 5 Zeiten Textbeispiel: Reportage Die Kunststoffkrieger von Bali Ein auf der indonesischen Ferieninsel gegründetes Projekt gegen Kunststoffmüll in Flüssen und im Meer hat großen Erfolg und könnte sogar in andere Länder exportiert werden. Strände und Flüsse sind mit Plastikmüll bedeckt, Mangroven behangen mit Plastiksäcken. Surfer treiben im Ozean durch Abfall, zwischen Plastikflaschen und Verpackungen, verfangen sich in Draht, wenn sie aus dem Wasser wollen. Wenngleich das Bild stellenweise übertrieben ist: Aber all das passiert auf der paradiesischen Insel Bali in Indonesien. Drei Geschwister kämpfen dort nunmehr seit Jahren gegen diesen Müll, sammeln ihn und verwandeln ihn in Möbel und Kunstprojekte. Allein in einem Monat wurden heuer vor Bali im Osten des indonesischen Inselreichs und nördlich von Australien mehr als 45 Tonnen Plastik und anderer Abfall auf nur einem Sandstrand gesammelt. Insel der Götter? Insel des Mülls! „Jedes Jahr am Jahresende während der Regensaison hört Bali auf, die ‚Insel der Götter‘ zu sein, und verwandelt sich für Monate in eine Insel des Plastikmülls“, erzählt Sam Bencheghib von Sungai Watch, Organisator dieser Aktion. Tag für Tag, Woche für Woche spuckte der Ozean Plastikflaschen, Verpackungen und anderen Müll auf den vier Kilometer langen Strand von Jimbaran. Das ist einer der beliebtesten Strände Balis, mit Hotels und Lokalen. Ein Meer von Müll wie ein Teppich auf dem Sand. Mehr als zwei Wochen lang reinigten 450 Freiwillige den Strand. Sie klaubten auch tote Fische und Meeresschildkröten auf, die zu viel Plastik aßen oder sich im Müll verfingen und dadurch starben. „Von November bis April bringt der Nordwestmonsun starken Regen. Besonders schlimm wird es von Ende Dezember bis März, wenn Wind und Strömungen im Indischen Ozean die Richtung wechseln und die ‚Insel der Götter‘ mit Tonnen von Müll überschütten“, erklärt Bencheghib. Das Gros davon stammt anscheinend von der sehr viel größeren Nachbarinsel Java. Bencheghibs Geschwister und deren Mitstreiter stehen oft fast bis zur Brust in verschmutztem Küstenwasser und ebensolchen Flüssen. Sam, Kelly und Gary sind ursprünglich aus Frankreich und kamen 2005 nach Bali. Sie waren damals sieben bis zwölf Jahre alt. Heute ist Bali ihr Zuhause. Sie hatten schon 2009 die Strandreinigungsbewegung „Make a Change Bali“ gestartet, bei der sie an Wochenenden mit Freunden und lokalen Unternehmen ausrückten, um zu putzen. Die Sache wuchs schnell, oft halfen Hunderte Menschen. Doch die jungen Leute erkannten, dass dieses Problem im Grunde nie enden würde. 5 10 15 20 25 MUSTER

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