48 4 das/dass Textbeispiel: Essay1 1 In den Essay wurden Grammatikfehler eingebaut, die in der Aufgabenstellung B 2 auf Seite 55 zu bearbeiten sind. Warum fällt uns das Nichtstun im Urlaub so schwer? Viele füllen den Urlaub mit fieberhafter Aktivität. Andere zelebrieren sogar ihre Faulheit auf Instagram. Kaum wird dass Wetter schlecht, plagt uns die Langeweile. Können uns Philosophen den Weg zur Muße weisen? Was tun wir mit der Urlaubszeit? Ach sie könnte, ja sie sollte ein Hort des wonnigen Müßiggangs sein. Eine Reise zurück ins Paradies, zum glückseligen Urzustand des Menschengeschlechts. Als Adam und Eva noch barfuß und entspannt durch den Garten Eden wandelten, bevor Gott sie vertrieb und wir seither im Schweiße unseres Angesichts unser Brot verdienen müssen. Aber was machen wir aus dieser Gelegenheit? Volles Programm. Ein Maximum an Aktivitäten und Attraktionen in knapp bemessener Frist. Sehenswürdigkeiten wollen abgehakt werden, Wellen geritten, Berge bezwungen, Fotos geschossen und gepostet. Auch kulturell verfeinerte Naturen setzen sich ambitionierte Ziele: Buchlisten abarbeiten, Ausstellungen besuchen, Konzerten lauschen. Selbst jene Kecken, die scheinbar tatsächlich dem Nichtstun frönen, fühlen sich bemüßigt, ihre glorreiche Untätigkeit auf Instagram ostentativ in Szene zu setzen: eisschleckend an der Strandpromenade, sehnsuchtsvoll in den Sonnenuntergang glotzend oder ermattet hingestreckt im Schlauchboot, in der effektvollen Pose einer Bühnenleiche. Schon Hermann Hesse fiel auf: „Unsere Art, die Dinge zu genießen, ist kaum weniger fieberhaft und ermüdend wie die Ausübung unseres Berufs.“ Wer ernst macht mit dem „Farniente“, empfindet es oft gar nicht als „dolce“. Und wehe, schlechtes Wetter zwingt uns zum Nichtstun: Sogleich erfasst uns die Trübsal der prolongierten Langeweile. Nur Tieren gönnen wir Faulheit Tolstoi vermutete in „Krieg und Frieden“, das „unsere moralische Natur so beschaffen ist, das wir nicht gleichzeitig müßig sein und uns wohlfühlen können“. Am schlechten Gewissen sollte es nicht liegen. Sicher, auch uns hat man mit moralinsaurer Miene gepredigt, Müßiggang sei aller Laster Anfang. Der Katze oder dem Hund wirft niemand vor, wenn sie tagsüber träge herumliegen, nur der Mensch soll ständig beschäftigt sein. Aber diese Ermahnung stammt aus archaischen Zeiten, in denen sich kleine Gemeinschaften der dauerhaft Faulen erwehren mussten, die als Schmarotzer verzehrten, was andere jagten und sammelten. Vor diesem Szenario dürfen wir den derben Vergleich aus dem Alten Testament verstehen: Der Faule gleiche „einem Haufen Kot“, und „jeder, der ihn berührt hat, schüttelt sich die Hand ab“. 5 10 15 20 25 MUSTER
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