das deutschbuch. Übungsband 3/4/5 + E-Book

45 3 gross- und kleinschreibung in schwindelerregende höhen, weil ihm an jeder ecke dieser echtwelt Respekt gezollt wird – einfach nur, weil er ein Mann ist. Diese filmische Umkehrung der machtverhältnisse ist keine neue idee, sorgt in „barbie“ aber für zähneknirschende lacher. Und macht klar: „barbie“ will erzählen, was es heißt, eine frau zu sein – in der echten welt. dabei arbeitet sich der film auch an den kurven des barbieversums ab, die das reale dasein als frau so gar nicht repräsentieren. Unerreichbare Schönheitsstandards, kapitalistische Verwertungslogiken und Barbies unfeministische glattgebügeltheit thematisiert der film – mal mehr, mal weniger souverän. Einmal wird barbie von einer gruppe aufgeklärter teenager als faschistin beschimpft, woraufhin sie schluchzend entgegnet: „I don’t control the railways or the flow of commerce!“ Der spagat zwischen gesellschaftskritik und pinkem fun. Die frage, ob barbie eigentlich feministisch ist, begleitet das franchise. Vermutlich seit 1959, als Ruth Handler für ihre firma mattel die erste barbiepuppe produzieren ließ. (Benannt übrigens nach ihrer tochter Barbara.) „Barbie“ war die erste explizit an mädchen vermarktete puppe, die kein baby darstellte und ihnen damit keine mutterrolle aufdrängte. „Barbie always represented the fact that a woman has choices“, sagte Ruth Handler mal. Diese freiheit sorgte in der patriarchalen welt der 1960er-jahre auch für unbehagen, aber nicht in der zielgruppe selbst: barbie wurde auf anhieb mattels bestseller. Seitdem hatte die puppe über 200 karrieren, hat mehrfach als präsidentin kandidiert und war im weltraum. Ein bisschen langsamer war mattel, als es darum ging, nicht nur schlanken, weißen mädchen ohne behinderungen eine identifikationsfläche zu bieten. Die erste nicht-weiße puppe erschien noch in den 1960ern, die erste barbie im rollstuhl dafür erst gut 30 Jahre später. Einen körperbau, mit dem sie in der realität lebensfähig wäre, erhielt die puppe erst 2016 – unter dem namen „Curvy Barbie“. rechnet man die maße um, trägt sie größe 36. Immerhin: inzwischen gibt es barbies in allen möglichen ausführungen. Zur zeit ihrer entstehung war barbie eine ziemlich emanzipierte frau. Die frage, ob sie dieser deutung auch heute standhält, stellt sich auch Gerwigs film. Konfrontiert mit den machtstrukturen der echten welt sackt barbie zunächst zusammen. Das patriarchat – repräsentiert von einer trotteligen horde anzugträger von mattel in der einen und einer trotteligen horde Kens in shorts in der anderen welt – ist drauf und dran, sie zu brechen. Um mit ihm fertig zu werden, braucht barbie die hilfe anderer frauen aus der echten welt: die sind, wie es im film heißt, bereits „immunisiert“ gegen die männlichen machtstrukturen. Eine metapher für das erwachsenwerden als frau und die konfrontation mit einer welt, in der barbies slogan „You can be anything!“ nur für wenige frauen gilt. „Barbie“ ist vieles. In erster linie sehr, sehr lustig (besonders Ryan Gosling und Michael Cera), überraschend vielschichtig, optisch beeindruckend, teilweise rührend, teilweise empowernd, teilweise aber auch mattel-markenkitsch, der einen unsanft auf den boden der kapitalistischen tatsachen holt: mattel gehört zu den koproduzenten des films. In dem funktionieren nicht alle 20 25 30 35 40 45 MUSTER

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