121 9 nebensätze perverletzung, steigt enorm an. Insgesamt erhöht sich die Kriminalität unter Alkoholeinfluss ab dem 16. Geburtstag um etwa 16 Prozent. ZEIT ONLINE: Laut Ihrer Studie ist die Zahl der Ersttäter sehr hoch, während Wiederholungstäter nicht krimineller werden. Dehos: Genau. Mit dem 16. Geburtstag, also dem Überschreiten der Konsumgrenze, entstehen neue Kriminelle. Viele von ihnen haben vorher wenig oder gar keinen Alkohol getrunken. Dann kommt der Geburtstag und jetzt trinken sie plötzlich so viel, dass sie ein kritisches Level überschreiten und kriminell werden. Anders ist es bei jenen, die schon vor dem 16. Geburtstag unter Alkoholeinfluss kriminell geworden sind, den alkoholisierten Wiederholungstätern. Die sind vor dem 16. Geburtstag genauso kriminell wie danach. Daraus lässt sich schließen, dass sich ihre Trinkgewohnheiten kaum verändern. Aktuell arbeiten wir an einer Studie zu Krankenhauseinlieferungen. Sie zeigt Ähnliches: Die Zahl der Verletzungen steigt nach dem 16. Geburtstag, weil mehr alkoholisierte Jugendliche stürzen oder in Schlägereien verwickelt sind. Die Zahl der Alkoholvergiftungen hingegen nimmt nicht zu. Um eine Alkoholvergiftung zu bekommen, muss man extrem viel trinken. Diejenigen, die das tun, haben es schon vorher getan, sie sind sozusagen Wiederholungstäter, die sich durch die bestehenden Regelungen nicht abschrecken lassen. Mehr Alkohol führt zu mehr Kriminalität. ZEIT ONLINE: Es geht also darum, wie viel jemand trinkt, und nicht darum, wie oft? Dehos: Ja, zumindest was das kriminelle Verhalten angeht. Wir konnten in unserer Studie – übrigens die erste ihrer Art für Deutschland – zeigen, dass die Trinkintensität entscheidend ist. Pro Prozent Alkohol, den Jugendliche mehr trinken, steigt die Kriminalität unter Alkoholeinfluss um 0,4 Prozent. ZEIT ONLINE: Nun ist die Pubertät nachweislich eine Zeit, in der Menschen besonders impulsiv sind und neue Dinge erleben wollen, gern auch mal einen Vollrausch. Können Sie ausschließen, dass Sie einfach nur die Auswirkungen einer normalen Sturm-und-Drang-Phase gemessen haben? Dehos: Ja, können wir. Wir haben die Daten zum Trinkverhalten aus zwei Befragungen über die Kriminalitätsstatistiken aus Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein gelegt. Dann sind wir ganz nah an den sogenannten Cut-off gegangen, indem wir die Jugendlichen, die ganz kurz vor dem 16. Geburtstag stehen, mit denen verglichen haben, die gerade 16 geworden sind. In diesem kurzen Zeitraum verändern sich die Lebensumstände nicht so gravierend und Faktoren wie zum Beispiel Bildung, Geschlecht, Migrationshintergrund ohnehin nicht. Die einzige einschneidende Veränderung, die alle Befragten betrifft, ist das Überschreiten der Altersgrenze. Da kommt man einem kausalen Zusammenhang – mehr Alkohol führt zu mehr Kriminalität – sehr nah. Und weil auch ältere Jugendliche befragt wurden, konnten wir einen soge30 35 40 45 50 55 60 MUSTER
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