120 9 Nebensätze Textbeispiel: Interview „Mit dem 16. Geburtstag entstehen neue Kriminelle“ […] Ab 16 dürfen Jugendliche in Deutschland Bier und Wein kaufen. Fabian Dehos vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung untersucht, was das mit Jugendlichen macht. ZEIT ONLINE: Was wissen wir überhaupt darüber, wie viel Jugendliche in Deutschland trinken? Fabian Dehos: Einiges, vor allem aus anonymen Befragungen. Im Durchschnitt trinken Jugendliche im Alter zwischen 14,5 und 16 Jahren etwa fünfmal im Monat Alkohol. Ab dem 16. Geburtstag steigt der Konsum sprunghaft auf siebenmal im Monat an. Außerdem trinken Jugendliche intensiver: Vor dem 16. Geburtstag sind es im Schnitt 25,5 Gramm Alkohol, danach sind es rund 35. Zehn Gramm Unterschied: Das entspricht ungefähr einem kleinen Bier. ZEIT ONLINE: Machen Ihnen diese Zahlen Sorgen? Dehos: Dass in Deutschland extrem viele Jugendliche schon vor dem 16. Geburtstag trinken, ist besonders gefährlich, weil in diesem Alter viele neuronale Verknüpfungen im Gehirn noch nicht ausgereift sind. ZEIT ONLINE: Und woran liegt es, dass trotzdem so viele Jugendliche trinken? Dehos: Der Hauptgrund ist, dass die Rahmenbedingungen hierzulande relativ locker sind. Wer beispielsweise in den USA jünger ist als 21 und trinkt, macht sich strafbar. In Deutschland ist das anders. Hier werden, wenn überhaupt, die Kioskbesitzer oder Supermarktverkäufer, die den Alkohol verkauft haben, zur Verantwortung gezogen. Viele Jugendliche in Deutschland sehen die Altersgrenze gar nicht als Hindernis. 80 Prozent der Jugendlichen unter 16 finden es nicht schwer, an Alkohol zu kommen. ZEIT ONLINE: Also bringt die Altersgrenze wenig? Dehos: Nein, das würde ich nicht sagen. Die Zugangsbeschränkung mit 16 Jahren ist effektiv. Sonst würde es keinen plötzlichen Sprung mit Überschreitung der Altersgrenze geben. Und wir sehen noch etwas: Mit 16 steigt auch der Konsum von destilliertem Alkohol wie Schnaps deutlich an – um etwa 45 Prozent. Heißt: Wenn einmal legal getrunken werden darf, bricht zugleich die Hemmschwelle für hochprozentigen Alkohol, der erst mit 18 gekauft werden darf, weg. ZEIT ONLINE: In einer kürzlich erschienenen Arbeit haben Sie untersucht, wie sich der sprunghafte Anstieg des Alkoholkonsums auf die Kriminalität auswirkt. Was haben Sie herausgefunden? Dehos: Wenn wir uns die Delikte ohne Alkoholeinfluss anschauen, gibt es kaum einen Unterschied vor und nach dem 16. Geburtstag. Anders ist es bei Delikten unter Alkoholeinfluss: Hier sehen wir einen Sprung – die Zahl der Eigentumsdelikte, vor allem Diebstahl, und der Gewaltverbrechen, vor allem Kör5 10 15 20 25 MUSTER
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