das deutschbuch. Übungsband 3/4/5 + E-Book

101 7 aktiv oder Passiv werden dazu genutzt die Opposition zu unterdrücken, sich in Wahlen einzumischen, Gewalt anzustacheln, Terorristen zu rekrutieren und sogar zu Völkermord beizutragen. So wurden 2020 in 81 Ländern Propagandakampagnen in sozialen Medien entdeckt Deutschland nicht ausgenommen. Kommerzielle Bots mit Verschwörungsgeschichten sind auch in Deutschland aktiv. Das friedensfördernde Potenzial sozialer Medien wird davon meist überschattet. Doch schaut man genauer hin, stellt sich heraus, das Facebook, Twitter und Co. tatsächlich ein mächtiges Instrument des Peacebuildings sein können. Wie ist das möglich? Was muss sich ändern um die Technologie der sozialen Medien in ein Instrument für den Frieden umzuwandeln? Das kann nur gelingen, wen die unterschiedlichen Akteure an einen Strang ziehen: Durch gemeinsame Bemühungen von Friedensforschung, Politik, den Plattformen selbst und nicht zuletzt auch der Bürger vermeiden wir, das wir zu pawlowschen Hunden werden, an denen live mit katastrophalen Folgen experimentiert wird. Social-Media-Firmen sind bisher vor der Haftung für Inhalte geschützt. Das sie von sich aus Verantwortung übernehmen, ist nicht zu erwarten, den wer will schon „Schiedsrichter der Wahrheit“ sein? Es würde sich auch wirtschaftlich nicht lohnen. Die Algorithmen die ihren Geschäftsmodellen zugrunde liegen verstärken Spaltung und drängen Nutzer zu immer Extremeren Inhalten. Es ist erschreckend, in welchen Ausmaß diese „Informationsisolierung“ das Weltbild der Menschen und damit auch ihr offline-Verhalten prägt. […] Dennoch besitzen soziale Medien großes Potenzial für Peacebuilding etwa für die Friedensforschung. Wissenschaftler können durch die Untersuchung der Inhalte sozialer Medien Konfliktakteure und ihre Vernetzungen Identifizieren. Dies hat zum Beispiel das Verständnis der nigerianischen Terrororganisation Boko Haram stark verbessert. Zudem können Friedensforscher durch Beobachtung der sozialen Medien bessere Einblicke in lokale Misstände gewinnen – eine der Hauptursachen für Gewalt. Die Online-Überwachung von Unmut in Echtzeit kann als Frühwarnsystem für potenzielle künftige Konflikte dienen. Insbesondere junge Friedensaktivisten nutzen soziale Medien ausserdem, um Extremismus zu bekämpfen. Strategien des Counter-Messagings sind vor allem vielversprechend, wen sie von lokalen Aktivismus begleitet werden. Und wir sollten nicht vergessen, dass Soziale Medien für Demokratiebewegungen auf der ganzen Welt (von Moldawien, Iran, Tunesien bis Hongkong) als wichtiges Instrument für die Mobilisierung der Bevölkerung gedient haben. Besonders in autoritären Ländern werden sie verwendet, um Beweise für Menschenrechtsverletzungen puplik zu machen und eine staatliche Informationsmonopolisierung zu verhindern. Es ist kein Zufall dass Facebook in China, dem Iran und Nordkorea verboten ist. 5 10 15 20 25 30 35 MUSTER

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