Install.Gebäudetechn.Gas-/San - Akt. J021 + E-Book

272 6.5 Stagnationsvermeidung in Trinkwasseranlagen Warmwasserbereitungsanlagen 6.5 Stagnationsvermeidung in Trinkwasseranlagen Stagnationswasser nennt man Wasser, das mehrere Stunden lang still steht, wodurch es zu einer hygienisch bedenklichen Verkeimung kommen kann. Wird ein Gebäude bestimmungsgemäß (= wie geplant) betrieben, sollte es nicht zu Stagnation kommen. Um die einwandfreie Funktion einer Gebäudeinstallation sicherstellen zu können, muss der Planer jedoch die maximale Nutzungssituation berücksichtigen. In der Praxis tritt diese maximale Nutzung aber nicht regelmäßig ein. Stagnierende Bereiche und eine unzureichende Hygiene sowohl im Trinkwasser-kalt (PWC) als auch Trinkwasser-warm (PWH) können die Folge sein. Gleichen Effekt haben Änderungen der Nutzungsart oder des Verhaltens der Gebäudenutzer. Tatsächliche Entnahmehäufigkeiten und -volumina können dann stark von den ursprünglich geplanten Werten abweichen. Auch hier ist der bestimmungsgemäße Betrieb nicht mehr gewährleistet. Häufig lässt sich Stagnation aufgrund zeitweise nicht genutzter oder endständiger Entnahmestellen nur durch Spülmaßnahmen vermeiden. Wenn diese jedoch durch manuelles Öffnen und Schließen aller Zapfstellen durchgeführt werden, bedeutet das für den Betreiber einen erhöhten Aufwand im Betrieb des Gebäudes. Strömungsteiler mit angeschlossenen Ringinstallationen helfen, Stagnationsbereiche und damit Spülmaßnahmen zu vermeiden. Allein durch Entnahmen am Ende eines Systems wird das Trinkwasser in der kompletten Installation regelmäßig ausgetauscht. Der Strömungsteiler arbeitet nach dem von Giovanni Battista Venturi entwickelten Prinzip der Venturi-Düse. Fließt ein Volumenstrom durch den Strömungsteiler, wird dieser mittels des minimalen Druckunterschieds über der Venturi-Düse in einen Durchgangs- und einen Ringvolumenstrom aufgeteilt. Der Ringvolumenstrom zweigt vor der Düse ab und wird nach der Düse wieder dem Durchgangsvolumenstrom zugeführt. Der durch Entnahmen ausgelöste Durchgangsvolumenstrom wirkt somit als Antrieb für den Wasseraustausch im angeschlossenen Ring. Selbst in Ringen ohne jegliche Nutzung der Entnahmestellen wird der gesamte Wasserinhalt ausgetauscht. Stagnation und mögliche Verkeimungen werden vermieden. In Phasen mit nur geringen Volumenströmen in der Verteilleitung bzw. im Steigstrang schließt die dynamische Venturi-Düse nahezu komplett. Der Strömungsteiler sorgt nun für maximale Durchströmung des angeschlossenen Rings. Erhöht sich der Durchgangsvolumenstrom auf Grund größerer Abnahmemengen, öffnet die dynamische Venturi-Düse. Der Durchgangsvolumenstrom wird kontinuierlich gesteigert. Der Venturi-Effekt sorgt dabei weiterhin für eine Durchströmung des Rings. Ist die bestimmungsgemäße Nutzung auch am Ende des Systems nicht gewährleistet, kann der notwendige Durchgangsvolumenstrom durch automatisierte Zwangsentnahmen über Spülstationen erreicht werden. Abb. 1: Venturi Strömungsteiler Abb. 2: Beispiel einer hygienerelevanten Planung Abb. 3: KHS-Hygienespülung-PRO (Kemper) MUSTER

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