7 Angaben in Fertigungszeichnungen 139 7.1.7 Unabhängigkeitsprinzip Das Unabhängigkeitsprinzip sagt aus, dass Maß-, Form- und Lagetoleranzen unabhängig voneinander eingehalten werden müssen. Eine gegenseitige Abhängigkeit kann aus fertigungstechnischen Gründen durch Angabe der Hüllbedingung und der Maximum-Material-Bedingung festgelegt werden. 7.1.7.1 Hüllbedingung Die Hüllbedingung begrenzt die Formabweichung zylindrischer Werkstücke und die Abweichung von parallelen Flächen, wenn nur Maßtoleranzen angegeben sind. Die Formabweichung (Istform) eines Bauteiles darf dabei die geometrisch ideale Hülle des Höchst- und Mindestmaßes nicht durchbrechen (Bild 1). Prinzipiell gilt die Anwendung des Unabhängigkeitsprinzips nach ÖNORM EN ISO 8015 immer dann, wenn für einzelne Formelemente kein Hinweis auf eine andere Norm auf der Zeichnung bzw. im Schriftfeld angegeben ist. Nach der alten ÖNORM ISO 8015 galt das Unabhängigkeitsprinzip nur dann, wenn der Hinweis „Tolerierung nach ISO 8015“ auf der Zeichnung stand. Bild 1 7.1.7.2 Maximum-Material-Bedingung Die Anwendung dieses Prinzips nach ÖNORM EN ISO 2692 erleichtert die Fertigung von zu paarenden Teilen, ohne dass dadurch die Austauschbarkeit dieser Teile bezüglich einer wechselseitigen Abhängigkeit von Maß, Form und Lage eingeschränkt wird. Die Maximum-Material-Bedingung für tolerierte Formelemente erlaubt eine Vergrößerung der festgelegten Form- und Lagetoleranz, falls das Istmaß das Maximum-Material-Maß nicht erreicht. Durch diese Vergrößerung der Toleranz darf jedoch die geometrisch ideale Hülle des Höchstmaßes nicht durchdrungen werden. Die Anwendung dieses Prinzips wird durch das Symbol gekennzeichnet, das direkt dem Toleranzwert angefügt ist (Bild 2). Bild 2 M MUSTER
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==