199 ARBEITS- UND MATERIALKUNDE Grundlagen der Elektrotechnik 2.18 Temperatur Schweißen Gasschmelzschweißung 8.2.10 Zünden und Einstellen der Azetylenflamme Bei geschlossenem Sauerstoffbrennerventil wird das Azetylengasbrennerventil langsam vollständig geöffnet, damit im Azetylengasschlauch vorhandene Luft oder allenfalls vorhandener Sauerstoff durch das Azetylen verdrängt wird. Bei Schlauchlängen über 5 m ist das Azetylen nicht nur während des Öffnens des Brennerventils, sondern entsprechend länger ausströmen zu lassen, wobei allfällige Gefahren durch das ausströmende Gas zu beachten sind. Erst nach diesem Spülen des Schlauches darf das ausströmende Azetylen gezündet werden. Es ist darauf zu achten, dass die Flamme nicht gegen die Gasflasche und Schläuche gerichtet ist. Bei richtiger Druckeinstellung soll der Abstand L der abspringenden Azetylenflamme vom Brennermundstück etwa 3 bis 5 mm betragen (Siehe Abb. 1); ist dieser Abstand größer, dann wurde der Gasdruck zu hoch eingestellt. In diesem Falle muss die Knebelschraube am Druckregler so lange nach links zurückgedreht werden, bis der Abstand L etwa 3 bis 5 mm beträgt. Springt die Flamme nicht ab, wurde der Gasdruck zu niedrig eingestellt; die Knebelschraube muss zur Druckerhöhung so lange nach rechts gedreht werden, bis der Abstand L wieder 3 bis 5 mm beträgt. Bei einem Abstand L von 3 bis 5 mm ist so viel Azetylengasreserve vorhanden, dass bei dem im Brenner eingespannten Brennereinsatz jede Flammenstärke gewählt werden kann. Für jeden Brennereinsatz muss jedoch der Abstand L stets von neuem eingestellt werden. • Zugeben von Sauerstoff. Zur abspringenden Azetylenflamme soll kein Sauerstoff zugegeben werden. Es muss daher zuerst das Azetylengasbrennerventil so weit zugedreht werden, bis die Azetylenflamme am Brennermundstück aufsitzt; sodann ist das Ventil wieder etwas zu öffnen, damit die Flamme stärker brennt, ohne jedoch abzuspringen. Das Sauerstoffbrennerventil ist nun rasch, jedoch nicht vollständig aufzudrehen, da sonst bei kleinen Brennereinsätzen die Flamme verlöscht. Nach dieser Einstellung der Azetylen-Sauerstoffflamme wird die für die jeweilige Schweißung benötigte Flamme einreguliert. Die Schweißflamme • Azetylenüberschussflamme. Eine solche Schweißflamme entsteht, wenn das Azetylen mit so viel Sauerstoff gemischt wird, dass sich eine deutlich leuchtende gelbe Zone (Aufkohlzone) vor der Kernflamme bildet. Diese aufkohlende Schweißflamme eignet sich nicht für das Schweißen von Stahl – besonders was nichtrostende und niedriglegierte Stähle betrifft – und auch nicht für das Schweißen von Kupfer. Eine leicht aufkohlende Flamme wird für das Schweißen von Gusseisen, Aluminium, Blei und Zinklegierungen eingesetzt. Eine stark aufkohlende Flamme wird für das Hartschweißen mit Stellit verwendet. • Leicht reduzierende Schweißflamme. Wir beginnen mit einer neutralen Flamme und verringern den Azetylenanteil bzw. steigern den Sauerstoffanteil wechselweise und zwar genau bis zu dem Punkt, an dem die reduzierende Zone verschwindet. Eine leicht reduzierende Flamme wird für das Schweißen von Messing und Bronze und zum Fugenlöten verwendet. Abb. 1: Einstellen der Azetylenflamme Abb. 2: Azetylenüberschussflamme Verschiedene Azetylen/Sauerstoff-Mischungen erzeugen unterschiedliche Schweißflammen. Es ist wichtig, genau die richtige Flamme für den zu schweißenden Werkstoff zu wählen. Gesetzliche Regelungen in Österreich Im Erlass des Bundesministeriums für soziale Verwaltung vom 2. Mai 1977, Zahl 61.330/2-1/77 war die nachfolgend beschriebene Art des Zündens und Einstellens der Azetylenflamme verbindlich geregelt. Durch die neue Arbeitsmittelverordnung AM-VO, BGBl. II, Nr. 164/2000 (Einführungserlass 461.102/16-IX/2/00 vom 18.07.00) wurde der vorgenannte Erlass aufgehoben und das Zünden eines Azetylengas–Sauerstoffgemisches empfohlen. Weil das Zünden und Einstellen der Azetylengasflamme von der jeweiligen Brennerbauart abhängig ist, muss immer die zugehörige Bedienungsanleitung beachtet und eingehalten werden. Nachdem die nachfolgend beschriebene Art des Zündens und Einstellens der Azetylenflamme über Jahrzehnte gelehrt wurde und zum Großteil noch durchgeführt wird, ist sie in diesem Buch zur Information angegeben. Die aktuellen Bestimmungen der Arbeitsmittelverordnung zur Benutzung von Azetylen-Verbrauchsanlagen sind im Anhang, S. 213, angeführt. MUSTER
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==