Von der Unternehmensorganisation bis zur Arbeitsvorbereitung Alles paletti Heinz Stradner, Walter Jennewein Betriebstechnik HTL I/II MUSTER
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Betriebstechnik I/II I Herzlich willkommen! Das ist dein persönliches MEHR!-Buch. Aktiviere dein MEHR!-Buch online und nutze es mit zusätzlichen Inhalten und Funktionalitäten. westermann.at/einloesen Hier ist dein persönlicher Online-Schlüssel. MUSTER
II Betriebstechnik I/II LERNEN 3 Methoden zur Grundzeit ermittlung Damit ein Unternehmer den Preis für sein Produkt kalkulieren kann, muss er nicht nur Einblick über das verbrauchte Material, die Anzahl der Mitarbeiter und die Marktsituation haben, sondern auch wissen, wie lange er für die Herstellung braucht. Ü 5.18 Zeitermittlung für Angebote Stelle dir vor, deine Eltern wollen einen Wintergarten bauen lassen. Der Hersteller kann jedoch nicht sagen, wie viel es kosten wird, da er den dafür erforderlichen Zeitaufwand nicht festlegen kann bzw. will. Das würden deine Eltern sicher nicht akzeptieren. Genau vor diesem Problem stehen die meisten Unternehmen. Sie müssen im Vorhinein ein verbindliches Angebot abgeben. Berechnen sie den erforderlichen Zeitaufwand zu niedrig, so können sie den Mehraufwand aufgrund des Fixpreises nicht an den Kunden weiterverrechnen. Berechnen sie ihn zu hoch, so werden sie den Auftrag nicht bekommen, da andere Unternehmen wahrscheinlich ein günstigeres Angebot vorlegen. Deine Eltern haben dich gebeten, ihnen beim Ausmalen der Wohnung zu helfen. Du sollst dein Zimmer selbst ausmalen. Versuche abzuschätzen, wie lange du dafür brauchen wirst. Informationen in Echtzeit Im Bosch-Werk in Stuttgart analysieren Mitarbeiter in der Fertigung Daten aus der laufenden Produktion. Das trägt dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Ein Wintergarten braucht Zeit Ohne Behördengänge und Genehmigungen benötigt eine Firma 8–10 Wochen für die Fertigung und 1 Woche für die Montage eines Warm- wintergartens. 158 Betriebstechnik I/II Dein MEHR!-Buch bietet dir viele zusätzliche Lernhilfen und Zusatzmaterialien – gedruckt und digital. Mit deinem neuen MEHR!-Buch kannst du … … anhand von echten Unternehmen Einblicke in die Wirtschaft gewinnen. … anhand von lebensnahen Beispielen den theoretischen Lernstoff mit deinem Alltag verknüpfen. MUSTER
Betriebstechnik I/II III Überblick Um die voraussichtlich benötigte Grundzeit tg für die Durchführung eines Arbeitsvorgangs zu ermitteln, stehen einem Unternehmen grundsätzlich zwei Kategorien von Methoden zur Auswahl: ■ analytisch-experimentelle Methoden, bei denen der jeweilige Arbeitsvorgang tatsächlich durchgeführt wird und die dafür benötigte Zeit erfasst wird, ■ analytisch-rechnerische Methoden, bei denen die voraussichtlich benötigte Zeit für die Durchführung des Arbeitsvorgangs ausschließlich anhand von theoretischen Informationsgrundlagen ermittelt wird. Methoden zur Ermittlung der Grundzeit tg analytisch-experimentelle Methoden analytisch-rechnerische Methoden Selbst - aufschreibung REFA- Zeitaufnahme Schätzen und Vergleichen MTMVerfahren Planzeiten Rechnen von Prozesszeiten Die einzelnen Methoden innerhalb der beiden Gruppen unterscheiden sich im Wesentlichen nach ihrer Genauigkeit und dem zeitlichen Aufwand. Die Wahl der Methode ist ein Kompromiss zwischen benötigter Genauigkeit und noch akzeptablem Aufwand. Analytisch-experimentelle Methoden Bei diesen Methoden wird der Arbeitsvorgang an einem vorhandenen Arbeitsplatz tatsächlich durchgeführt und die dafür benötigte Zeit gemessen und dokumentiert. Selbstaufschreibung Der Mitarbeiter, der einen Arbeitsvorgang durchführt, misst und dokumentiert Art und Dauer der durchgeführten Tätigkeiten selbst, ohne Kontrolle durch einen Beobachter. Die erfassten Daten werden ausgewertet und daraus die benötigte Grundzeit für einen bestimmten Arbeitsvorgang ermittelt. REFA-Zeitaufnahme Bei Durchführung des Arbeitsvorgangs wird die tatsächlich benötigte Zeit von einem Beobachter gemessen und als Grundlage für die Festlegung der Grundzeit herangezogen. Diese Art der Zeitaufnahme wird in der Praxis häufig angewendet und wie folgt durchgeführt: 1. Zuerst wird der gesamte Arbeitsvorgang in einzelne Arbeitsschritte unterteilt. Dann führt ein Mitarbeiter diesen Arbeitsvorgang mehrmals hintereinander durch. Die dafür benötigte Zeit wird mithilfe einer Fortschrittszeitmessung gestoppt und das Ergebnis protokolliert. 2. Die gemessene Istzeit kann jedoch je nach Mitarbeiter bzw. Tageszeit unterschiedlich sein. Daher wird bei Durchführung der einzelnen Arbeitsschritte vom Beobachter zusätzlich der Leistungsgrad L geschätzt. Die Leistung des Mitarbeiters wird dabei im Verhältnis zu einer Normalleistung (100 %) bewertet. 1 2 LINK REFA-Zeitaufnahme Unter diesem Link findest du ein Leerformular eines REFA-Zeitaufnahmebogens. Fortschrittszeitmessung Zeitaufnahme ohne Unterbrechung. An bestimmten Punkten des Arbeitsablaufs wird die Zwischenzeit von der Stoppuhr abgelesen und protokolliert. Betriebstechnik I/II 159 Kapitel 5: Arbeits vorbereitung Lerneinheit 3: Methoden zur Grundzeit ermittlung … das Wichtigste in Infografiken nachlesen und so komplexe Themen besser verstehen. … über die M-LINKS Zusatzmaterial im MEHR!-Buch online finden. → Hol dir PDF-Formulare, um Übungsbeispiele zu bearbeiten. → Folge externen Links zu weiteren Informationen. → Lade dir Zusatzinhalte als PDF-Datei herunter. Herzlich willkommen bei der W-ING! Wir möchten dir gerne unser Musterunternehmen vorstellen, das dich durch die Fallbeispiele in der Phase KÖNNEN begleiten wird. Angehende Wirtschafts ingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure – also Menschen wie du! – stehen bei uns im Mittelpunkt. Deshalb leitet sich auch der Firmenwortlaut W-ING vom Begriff Wirtschaftsingenieur ab. Die W-ING GmbH ist ein innovatives österreichisches Unternehmen, das international tätig ist. Am Hauptsitz in Graz werden Produkte in Einzel- und Kleinserienfertigung hergestellt. Das Unternehmen umfasst acht unterschiedliche Abteilungen und Bereiche: 1 Materialwirtschaft mit Einkauf und Lager 2 Produktion mit Arbeitsvorbereitung, mechanischer Fertigung, Stahlbau, Montage und Instand haltung 3 Konstruktion und Entwicklung mit Konstruktion, Elektrik & Automatisierung sowie Forschung & Entwicklung 4 Vertrieb mit Marketing, Verkauf, Versand und Kundendienst 5 Qualitätsmanagement 6 Personal 7 Rechnungswesen mit Buchhaltung und Controlling 8 Infrastruktur mit IT und Facility-Management Material aus dem Lager Für die Fertigung und Montage der Produkte braucht das Unternehmen eine funktionierende Materialwirtschaft. Hauptgebäude der W-ING Am Hauptsitz in Graz kümmert sich die Unternehmensleitung u. a. um die langfristige strategische Weiterentwicklung des Unternehmens. Ein starkes Team Einzelne Abteilungen des Unternehmens sind z. B. für den Vertrieb, die Buchhaltung, das Personal oder die Infrastruktur verantwortlich. Im folgenden Diagramm siehst du alle Abteilungen mit ihren jeweiligen Bereichen grafisch dargestellt: Einkauf Facility- Management Arbeitsvorbereitung Marketing Fertigung Forschung & Entwicklung Buch- haltung Elektrik & Automatisierung Instandhaltung Controlling Montage Konstruktion Lager IT Kundendienst Unternehmensleitung Qualitätsmanagement Materialwirtschaft Infra struktur Produktion Rechnungswesen Vertrieb Personal Entwicklung/ Konstruktion Stahlbau Verkauf Versand Im Laufe der Jahre hat sich die W-ING GmbH stetig weiterentwickelt. Heute besitzt das Unternehmen vier Tochterunternehmen. Diese stellen Produkte in Serien- und Massenfertigung her, bieten diverse Dienstleistungen an und handeln mit Gütern aller Art. GmbH parts & services GmbH plastics GmbH trade GmbH sports Inc. Wir alle tragen für unsere Umwelt Verantwortung. Deshalb nutzt die W-ING nachhaltiges Verpackungsmaterial: Stroh statt Styropor, Netze aus 100 % biologisch abbaubarem Holz und Biokunststoff- verpackungen aus pflanzlichen Rohstoffen wie Mais, Kartoffeln, Weizen oder Zuckerrohr. Denn Nachhaltigkeit beginnt im Hier und Jetzt! Wir wünschen dir viel Spaß und Erfolg beim Bearbeiten der Fallbeispiele! Kunststoff aus der Natur Biopolymere sehen aus wie Kunststoff, sind aber aus 100 Prozent pflanzlichen Rohstoffen gemacht. Betriebstechnik I/II IX VIII Betriebstechnik I/II Im folgenden Diagramm siehst du alle Abteilungen mit ihren jeweiligen Bereichen grafisch dargestellt: Einkauf Facility- Management Arbeitsvorbereitung Marketing Fertigung Forschung & Entwicklung Buch- haltung Elektrik & Automatisierung Instandhaltung Controlling Montage Konstruktion Lager Kundendienst Unternehmensleitung Qualitätsmanagement Materialwirtschaft Infra struktur Produktion Rechnungswesen Vertrieb Personal Entwicklung/ Konstruktion Stahlbau Verkauf Versand Im Laufe der Jahre hat sich die W-ING GmbH stetig weiterentwickelt. Heute besitzt das Unternehmen vier Tochterunternehmen. Diese stellen Produkte in Serien- und Massenfertigung her, bieten diverse Dienstleistungen an und handeln mit Gütern aller Art. GmbH parts & services GmbH plastics GmbH trade GmbH sports Inc. Wir alle tragen für unsere Umwelt Verantwortung. Deshalb nutzt die W-ING nachhaltiges Verpackungsmaterial: Stroh statt Styropor, Netze aus 100 % biologisch abbaubarem Holz und Biokunststoff- verpackungen aus pflanzlichen Rohstoffen wie Mais, Kartoffeln, Weizen oder Zuckerrohr. Denn Nachhaltigkeit beginnt im Hier und Jetzt! Wir wünschen dir viel Spaß und Erfolg beim Bearbeiten der Fallbeispiele! Kunststoff aus der Natur Biopolymere sehen aus wie Kunststoff, sind aber aus 100 Prozent pflanzlichen Rohstoffen gemacht. Betriebstechnik I/II IX … mit dem Musterunternehmen W-ING die Fallbeispiele in der Phase KÖNNEN lösen. GmbH MUSTER
22 LERNEN 5 Kennzahlen und ihre Bedeutung ∙ Ermittlung von Kennzahlen 22 ∙ Darstellung von Kennzahlen 25 ∙ Betriebliche Kennzahlen 28 31 ÜBEN 32 KÖNNEN Kapitel 2 Unternehmensorganisation 38 LERNEN 1 Einführung in die Unternehmensorganisation ∙ Bedeutung von „Organisation“ 38 ∙ Bereiche der Unternehmensorganisation 39 39 ÜBEN 40 LERNEN 2 Die Elemente der Aufbauorganisation ∙ Grundlagen 40 ∙ Bausteine der Aufbauorganisation 43 ∙ Aufgabengliederung 44 ∙ Formen der Aufbauorganisation 47 51 ÜBEN 55 LERNEN 3 Ablauforganisation und Arbeitsabläufe ∙ Grundlagen 55 ∙ Regelungen für die Ablauforganisation 56 ∙ Darstellung der Ablauforganisation 58 ∙ Prozessmanagement 61 63 ÜBEN 64 KÖNNEN Kapitel 1 Grundlagen der Wirtschaft 2 LERNEN 1 Einführung in die wirtschaftlichen Grundlagen ∙ Wirtschaft 2 ∙ Betrieb – Unternehmen – Firma 4 ∙ Unternehmenserfolg 4 5 ÜBEN 6 LERNEN 2 Unternehmen einteilen ∙ Klassifizierung von Unternehmen 6 ∙ Unternehmensrechtsformen 7 ∙ Konzern 11 12 ÜBEN 13 LERNEN 3 Betriebliche Leistungserstellung 13 ∙ Leistungserstellung 13 ∙ Leistungsstrom 15 ∙ Zahlungsstrom 16 ∙ Informationsstrom 16 16 ÜBEN 17 LERNEN 4 Die Aufgaben des Managements ∙ Management & Unternehmensziel 17 ∙ Ziele festlegen 18 ∙ Planen 19 ∙ Steuern 20 21 ÜBEN Inhalt Grundlagen der Wirtschaft. Wir alle nehmen aktiv an der Wirtschaft teil – sei es beim Einkaufen im Supermarkt oder bei der Suche nach einem Job. Unternehmensorganisation. In einem Unternehmen gibt es viel zu tun. Jeder Mitarbeiter trägt durch seine Arbeitsleistung zum Unternehmenserfolg bei. IV Betriebstechnik I/II MUSTER
Kapitel 3 Logistik und Materialfluss 70 LERNEN 1 Einführung in die Logistik 70 ∙ Aufgaben und Ziele der Logistik 70 ∙ Bereiche der Logistik 71 ∙ Planen und Steuern der Materialflüsse 72 ∙ Ladehilfsmittel und logistische Betriebsmittel 73 75 ÜBEN 76 LERNEN 2 Lager und Lagerbewirtschaftung ∙ Grundlagen 76 ∙ Lagerarten 78 ∙ Strategien der Lagerbewirtschaftung 82 83 ÜBEN 85 LERNEN 3 Kommissionierung und Kommissioniersysteme ∙ Grundlagen 85 ∙ Manuelle Kommissionierung 86 ∙ Automatische Kommissionierung 89 90 ÜBEN 91 LERNEN 4 Fördermittel und Warenbewegung ∙ Grundlagen 91 ∙ Fördermittel für Stückgüter 92 ∙ Fördermittel für Schüttgüter 97 ∙ Fördermittel für Flüssigkeiten und Gase 98 99 ÜBEN 100 KÖNNEN Kapitel 4 Materialwirtschaft 106 LERNEN 1 Einführung in die Materialwirtschaft ∙ Materialarten 107 ∙ Aufgaben und Ziele der Materialwirtschaft 107 ∙ Materialklassifikationen 109 114 ÜBEN 116 LERNEN 2 Beschaffungs- und Bestandsplanung ∙ Beschaffungsprinzip 117 ∙ Beschaffungsstrategien 118 ∙ Bestandsplanung 118 124 ÜBEN 126 LERNEN 3 Materialbedarf und Beschaffungsprozess ∙ Überblick 126 ∙ Bestellanforderung 127 ∙ Einholen von Angeboten 128 ∙ Lieferantenauswahl 129 ∙ Bestellung 133 ∙ Materialeingang 134 ∙ Rechnungsprüfung/Zahlung 135 135 ÜBEN 137 KÖNNEN Logistik und Materialfluss. Weltweit sind 17 Mio. Container in Bewegung. Die größten Schiffe fassen 18 000 Stand-Container. In einen Container passen bis zu 8000 Schuhkartons. Materialwirtschaft. Die Zellstoff Pöls AG produziert umweltfreundliches Kraftpapier für Verpackungen. Die neue Anlage hat eine Jahreskapazität von 100 000 Tonnen. Betriebstechnik I/II V MUSTER
Kapitel 5 Arbeitsvorbereitung 142 LERNEN 1 Einführung in die Arbeitsvorbereitung ∙ Aufgaben der Arbeitsvorbereitung 143 ∙ Informationsgrundlagen 144 149 ÜBEN 151 LERNEN 2 Arbeitsplanung und Zeitermittlung ∙ Arbeitsplan 151 ∙ Sonstige Aufgaben der Arbeitsplanung 153 ∙ Zeitermittlung nach REFA 154 156 ÜBEN 158 LERNEN 3 Methoden zur Grundzeitermittlung ∙ Überblick 159 ∙ Analytisch-experimentelle Methoden 159 ∙ Analytisch-rechnerische Methoden 162 169 ÜBEN 171 KÖNNEN Arbeitsvorbereitung. Die Firma Infineon produziert jährlich 14,3 Mio. Chips. Rund die Hälfte aller Pässe und Ausweise weltweit besitzen einen Infineon-Sicherheitschip. Anhang 176 Glossar Deutsch-Englisch 182 Stichwortverzeichnis 184 Bildnachweis Drei Phasen zum Lernerfolg 1. LERNEN Wissen & Verstehen In der ersten Phase erklärt dir dein MEHR!-Buch die Lerninhalte. 2. ÜBEN Probieren & Trainieren Die zweite Phase bietet dir zusätzliche Übungsbeispiele. 3. KÖNNEN Anwenden & Vernetzen In der dritten Phase zeigst du, was du kannst, und wendest das Gelernte gleich an. VI Betriebstechnik I/II MUSTER
Handlungs- kompetenzen A Wiedergeben Du kannst grundlegende Inhalte, die du gelernt hast, wiedergeben, beschreiben und einordnen. B Verstehen Du kannst Gelerntes auf einen bestimmten Sachverhalt beziehen. Du kannst es mit einem Beispiel erklären, zusammenfassen und Zusammenhänge erkennen. C Anwenden Du kannst praxisnahe Aufgabenstellungen mithilfe gelernter Verfahren und Werkzeuge bearbeiten. D Analysieren & Interpretieren Du kannst Gelerntes neu strukturieren und nach eigenen Kriterien beurteilen. E Entwickeln Du kannst eigenständig Neues entwickeln. Ziel deiner Schulausbildung ist nicht nur die Aneignung von Fachwissen, sondern vor allem der Aufbau von Kompetenz. Kompetenz bedeutet, dass man Wissen auch anwenden und neue Lösungen entwickeln kann. Betriebstechnik I/II VII Handlungskompetenzen Du siehst bei jeder Aufgabe, welche Handlungskompetenz du für die Lösung brauchst. MUSTER
Herzlich willkommen bei der W-ING! Wir möchten dir gerne unser Musterunternehmen vorstellen, das dich durch die Fallbeispiele in der Phase KÖNNEN begleiten wird. Angehende Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure – also Menschen wie du! – stehen bei uns im Mittelpunkt. Deshalb leitet sich auch der Firmenwortlaut W-ING vom Begriff Wirtschaftsingenieur ab. Die W-ING GmbH ist ein innovatives österreichisches Unternehmen, das international tätig ist. Am Hauptsitz in Graz werden Produkte in Einzel- und Kleinserienfertigung hergestellt. Das Unternehmen umfasst acht unterschiedliche Abteilungen und Bereiche: 1 Materialwirtschaft mit Einkauf und Lager 2 Produktion mit Arbeitsvorbereitung, mechanischer Fertigung, Stahlbau, Montage und Instandhaltung 3 Konstruktion und Entwicklung mit Konstruktion, Elektrik & Automatisierung sowie Forschung & Entwicklung 4 Vertrieb mit Marketing, Verkauf, Versand und Kundendienst 5 Qualitätsmanagement 6 Personal 7 Rechnungswesen mit Buchhaltung und Controlling 8 Infrastruktur mit IT und Facility-Management Material aus dem Lager Für die Fertigung und Montage der Produkte braucht das Unternehmen eine funktionierende Materialwirtschaft. Hauptgebäude der W-ING Am Hauptsitz in Graz kümmert sich die Unternehmensleitung u. a. um die langfristige strategische Weiterentwicklung des Unternehmens. Ein starkes Team Einzelne Abteilungen des Unternehmens sind z. B. für den Vertrieb, die Buchhaltung, das Personal oder die Infrastruktur verantwortlich. VIII Betriebstechnik I/II MUSTER
Im folgenden Diagramm siehst du alle Abteilungen mit ihren jeweiligen Bereichen grafisch dargestellt: Einkauf Facility- Management Arbeitsvorbereitung Marketing Fertigung Forschung & Entwicklung Buch- haltung Elektrik & Automatisierung Instandhaltung Controlling Montage Konstruktion Lager IT Kundendienst Unternehmensleitung Qualitätsmanagement Materialwirtschaft Infrastruktur Produktion Rechnungswesen Vertrieb Personal Entwicklung/ Konstruktion Stahlbau Verkauf Versand Im Laufe der Jahre hat sich die W-ING GmbH stetig weiterentwickelt. Heute besitzt das Unternehmen vier Tochterunternehmen. Diese stellen Produkte in Serien- und Massenfertigung her, bieten diverse Dienstleistungen an und handeln mit Gütern aller Art. GmbH parts & services GmbH plastics GmbH trade GmbH sports Inc. Wir alle tragen für unsere Umwelt Verantwortung. Deshalb nutzt die W-ING nachhaltiges Verpackungsmaterial: Stroh statt Styropor, Netze aus 100 % biologisch abbaubarem Holz und Biokunststoff- verpackungen aus pflanzlichen Rohstoffen wie Mais, Kartoffeln, Weizen oder Zuckerrohr. Denn Nachhaltigkeit beginnt im Hier und Jetzt! Wir wünschen dir viel Spaß und Erfolg beim Bearbeiten der Fallbeispiele! Kunststoff aus der Natur Biopolymere sehen aus wie Kunststoff, sind aber aus 100 Prozent pflanzlichen Rohstoffen gemacht. Betriebstechnik I/II IX MUSTER
Platz für Notizen X Betriebstechnik I/II MUSTER
Grundlagen der Wirtschaft Darum gehtʼs in diesem Kapitel: Ein Unternehmen will Gewinne erzielen – entweder indem es Produkte herstellt und verkauft oder Dienstleistungen erbringt. Um das zu erreichen, müssen die Produkte bzw. Dienstleistungen den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden entsprechen. Das lernst du in den folgenden Lerneinheiten: 1 Welche Faktoren beeinflussen den Erfolg eines Unternehmens? 2 Nach welchen Kriterien werden Unternehmen klassifiziert, d. h. in Gruppen eingeteilt? 3 Aus welchen Bereichen setzt sich der betriebliche Leistungsprozess in einem Unternehmen zusammen? 4 Welche Aufgaben hat das Management eines Unternehmens? 5 Was sind Kennzahlen, wie werden sie berechnet und wozu braucht man sie? 1 Wir alle sind Wirtschaft Jeder von uns nimmt aktiv am Wirtschaftsprozess teil – nicht nur als Konsument. Bist du begeisterungsfähig, mutig und kreativ? Dann kannst du auch in die Rolle einer Unternehmerin oder eines Unternehmers schlüpfen. Betriebstechnik I/II 1 Aktiviere dein MEHR!-Buch online: westermann.at MUSTER
LERNEN 1 Einführung in die wirtschaftlichen Grundlagen In marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftssystemen beeinflussen interne und externe Faktoren den Erfolg eines Unternehmens. Die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes ist für den Unternehmenserfolg genauso ausschlaggebend, wie innovativ und konkurrenzfähig zu sein. Ü 1.1 Wirtschaftliche Entwicklung von Ländern bzw. Unternehmen Tageszeitungen berichten laufend über die wirtschaftliche Entwicklung in verschiedenen Ländern bzw. von Unternehmen. Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht, wie es jeweils zu diesen Entwicklungen kam und wie man diese beeinflussen kann? Wirtschaft Wirtschaft ist nicht nur etwas für Spezialistinnen und Spezialisten. Mit den Auswirkungen der Wirtschaft kommt jeder von uns tagtäglich in Berührung – sei es beim Kauf von Lebensmitteln im Supermarkt, bei der Auswahl des günstigsten Mobilfunkanbieters oder bei der Suche nach einem gut bezahlten Job. Windkraft wird gefördert Der Staat will den Ausbau erneuerbarer Energie vorantreiben. Das bewirkt eine steigende Innovation und Produktion in diesem Sektor. Kühles Eis braucht Strom Auch wenn du auf ein Eis gehst, nimmst du am Wirtschaftsprozess teil. 1 2 Betriebstechnik I/II MUSTER
Grundaufgabe der Wirtschaft Jeder Mensch hat Wünsche, die er sich erfüllen will. Den prinzipiell unbegrenzten Wünschen stehen aber nur begrenzte Ressourcen (z. B. Rohstoffe, Maschinen, Geld) gegenüber. Daher muss der Einzelne, aber auch die Gesellschaft als Ganzes, die vorhandenen Ressourcen vernünftig aufteilen. Grundaufgabe der Wirtschaft ist also das Disponieren von knappen Ressourcen. Wirtschaftssysteme Damit Wirtschaft in einer Gesellschaft funktionieren kann, muss es allgemein gültige Spielregeln geben. Grundlegende Modelle dafür werden als Wirtschaftssysteme bezeichnet. Marktwirtschaft Bei diesem Wirtschaftssystem geht man davon aus, dass Angebot und Nachfrage die am Markt angebotene Menge eines Produkts und dessen Preis selbständig regeln (= dezentrales System). Planwirtschaft Bei diesem Wirtschaftssystem wird vom Staat festgelegt, welche Produkte in welcher Menge produziert werden und wer welche Produkte zu welchem Preis erhält (= zentrales System). Die Planwirtschaft war in den früheren kommunistischen Ländern im Ostblock (z. B. Sowjetunion, Polen, DDR usw.) das vorherrschende Wirtschaftssystem. In der heutigen Zeit ist Wirtschaft in fast allen Staaten weltweit nach dem Prinzip der Marktwirtschaft organisiert. Wenn staatliche Behörden und Interessenvertretungen in manche Bereiche lenkend eingreifen (z. B. Mindestlohn, Höhe der Zinsen, Umweltvorschriften), wird das als soziale Marktwirtschaft bezeichnet. Wirtschaftswissenschaften Forschung und Lehre der Wirtschaft bezeichnet man als Wirtschaftswissenschaften (= Ökonomie), die in die beiden Bereiche Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre unterteilt wird. Volkswirtschaftslehre (VWL) Betriebswirtschaftslehre (BWL) Die VWL befasst sich mit den grundlegenden wirtschaftlichen Zusammenhängen in einer Gesellschaft. Dabei stehen nicht einzelne Unternehmen bzw. Personen im Vordergrund, sondern bestimmte Gruppen (z. B. Unternehmen, staatliche Behörden, Arbeitnehmer). Die VWL untersucht die Auswirkungen von diversen Einflussfaktoren (z. B. Zinssatz, Inflation, beschäftigungspolitische Maßnahmen, Steuern, Sozialabgaben, Lohnhöhe usw.) auf verschiedene gesellschaftliche Gruppen. Die BWL befasst sich mit den wirtschaftlichen Zusammenhängen innerhalb eines Unternehmens. In der „allgemeinen BWL“ werden Bereiche untersucht, die für alle Unternehmen von Bedeutung sind (z. B. Organisation, Kostenrechnung, Finanzierung). In der „speziellen Betriebswirtschaftslehre“ werden Bereiche untersucht, die nur für Unternehmen einer bestimmten Branche von Interesse sind (z. B. Banken, Handelsbetriebe, Industriebetriebe). Der Bereich in der speziellen BWL, der für Produktionsbetriebe von Interesse ist, wird oft auch als Industriebetriebslehre bezeichnet. Thema dieses und der folgenden Kapitel sind die betriebswirtschaftlichen Grundlagen. Volkswirtschaftliche Aspekte werden nur dann behandelt, wenn sie Auswirkungen auf Unternehmen haben. Unter Disponieren versteht man die Zuteilung von Ressourcen zu bestimmten Orten bzw. Objekten. Interessenvertretungen in Österreich sind beispielsweise die Arbeiterkammer (AK) und die Wirtschaftskammer (WKO). Branche Wirtschaftszweig Betriebstechnik I/II 3 Kapitel 1: Grundlagen der Wirtschaft Lerneinheit 1: Einführung in die wirtschaftlichen Grundlagen MUSTER
Betrieb – Unternehmen – Firma Verwendet man die Begriffe „Betrieb“, „Unternehmen“ und „Firma“, meint man oft das Gleiche. Betriebswirtschaftlich gesehen haben diese Begriffe jedoch unterschiedliche Bedeutungen. Betrieb Ein Betrieb ist eine örtlich abgeschlossene Wirtschaftseinheit, in der Produkte hergestellt bzw. Dienstleistungen erbracht werden (z. B. Tischlerei, Gasthaus, Supermarkt). Unternehmen Ein Unternehmen ist der rechtliche Rahmen, der einen oder mehrere Betriebe umschließt. Rechtliche Bestimmungen für Unternehmen findet man im „Unternehmensgesetzbuch“ (UGB): UGB § 1 (2) „Ein Unternehmen ist jede auf Dauer angelegte Organisation selbständiger wirtschaftlicher Tätigkeit, mag sie auch nicht auf Gewinn ausgerichtet sein.“ Firma Darunter versteht man den Namen, unter dem ein Unternehmen im Firmenbuch eingetragen ist (z. B. SFL GmbH). Bei Verträgen, die das Unternehmen abschließt, ist der Firmenname anzuführen. Anstelle des Begriffs „Unternehmen“ wird manchmal der Begriff „Unternehmung“ verwendet. Unternehmenserfolg Die Gründung eines Unternehmens ist kein Selbstzweck. Die Gründerinnen und Gründer erwarten sich einen bestimmten Unternehmenserfolg: Gewinn als Entgelt für ihre Tätigkeit bzw. Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Verschiedene unternehmensinterne und unternehmensexterne Faktoren haben Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Unternehmensumfeld Innovationsfähigkeit des Unternehmens effiziente Leistungserstellung Einflussfaktoren auf den Unternehmenserfolg Unternehmenserfolg Unternehmensumfeld Externe Faktoren, die Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens haben, sind vor allem ■ Kunden, die nur jene Produkte kaufen oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen, die ihren Wünschen und Anforderungen entsprechen, ■ Konkurrenz, die gleichartige oder ähnliche Produkte/Dienstleistungen anbietet und damit den erzielbaren Verkaufspreis beeinflusst, ■ sonstige Rahmenbedingungen, wie z. B. Mindestlöhne, gesetzliche Vorschriften, Normen, Konjunktur, technologische Entwicklungen, Rohstoffverfügbarkeit. Das Unternehmen muss sein Umfeld laufend beobachten. Je früher das Unternehmen Veränderungen in seinem Umfeld erkennt, desto früher kann es darauf reagieren. 2 Das Firmenbuch ist ein zentrales Register, in dem (abhängig von Rechtsform und Unternehmensgröße) alle Unternehmen in Österreich eingetragen sind. 3 Menschen müssen konsumieren Jeder von uns benötigt etwas und beeinflusst somit das Angebot. Oder kaufen wir Dinge, weil uns die Werbung darauf aufmerksam macht? 4 Betriebstechnik I/II MUSTER
Innovationsfähigkeit des Unternehmens Eine wichtige Grundlage für den Erfolg eines Unternehmens ist die Entwicklung entsprechender Produkte, die den Wünschen und Anforderungen der Kunden entsprechen. Ein wichtiger unternehmensinterner Faktor ist daher dessen Innovationsfähigkeit, d. h. die Umsetzung einer Idee in ein neues Produkt, eine neue Dienstleistung oder in einen neuen Prozess. Effiziente Leistungserstellung/Ökonomisches Prinzip Ein weiterer wichtiger unternehmensinterner Erfolgsfaktor ist die effiziente Gestaltung der betrieblichen Leistungserstellung. Damit kann das Unternehmen seine Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen am Markt anbieten und trotzdem einen Gewinn erwirtschaften. Die effiziente Gestaltung der betrieblichen Leistungserstellung erfolgt entsprechend dem ökonomischen Prinzip, das zwei Ausprägungen hat: ■ Maximalprinzip, d. h. mit vorgegebenen Mitteln (Input) einen maximalen Output erzielen (mit einer Maschine möglichst viele Produkte herstellen) ■ Minimalprinzip, d. h. einen bestimmten Output mit einem minimalen Mitteleinsatz erreichen (für die Herstellung eines Produkts möglichst wenig Zeit brauchen) In der Praxis will man ein möglichst günstiges Verhältnis zwischen Input und Output erreichen. ÜBEN In dieser Lerneinheit hast du die Grundlagen der Wirtschaft kennengelernt. Bearbeite nun die folgenden Aufgaben. Ü 1.2 Wirtschaftssysteme B Erläutere den prinzipiellen Unterschied zwischen einem marktwirtschaftlich orientierten und einem planwirtschaftlich orientierten Wirtschaftssystem. Ü 1.3 Wirtschaftswissenschaften A Beschreibe den prinzipiellen Unterschied zwischen „Betriebswirtschaftslehre (BWL)“ und „Volkswirtschaftslehre (VWL)“. Ü 1.4 Betrieb/Unternehmen/Firma B Erkläre den Unterschied zwischen den Begriffen „Betrieb“, „Unternehmen“ und „Firma“. Ü 1.5 Unternehmensumfeld B Das Unternehmensumfeld hat großen Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Nenne Beispiele für solche Einflussfaktoren. Begründe, warum es für ein Unternehmen generell wichtig ist, das Unternehmensumfeld laufend zu beobachten. Ü 1.6 Innovationsfähigkeit B Erkläre den Begriff „Innovation“. Begründe, warum die Innovationsfähigkeit wichtig für den Unternehmenserfolg ist. Ü 1.7 Ökonomisches Prinzip B Erkläre den Begriff ökonomisches Prinzip. Begründe, warum die Anwendung dieses Prinzips wichtig für den Unternehmenserfolg ist. Mobile Energieversorgung Mit Hilfe der Solar-Rucksäcke des Grazer Unternehmens Sunnybag lassen sich Smartphones unterwegs komfortabel aufladen. effizient Effizient ist, wenn für ein bestimmtes Ergebnis ein möglichst geringer Aufwand benötigt oder bei einem feststehenden Aufwand ein besseres Ergebnis erzielt wurde. Betriebstechnik I/II 5 Kapitel 1: Grundlagen der Wirtschaft Lerneinheit 1: Einführung in die wirtschaftlichen Grundlagen MUSTER
LERNEN 2 Unternehmen einteilen Du kennst bestimmt verschiedene Unternehmen. Die kleine Trafik ums Eck ist jedoch anders aufgebaut als eine McDonaldʻs- Filiale. Der Begriff „Unternehmen“ meint den rechtlichen Rahmen, der einen oder mehrere Betriebe umschließt. Ü 1.8 Branche und Unternehmensrechtsform Sucht man ein Unternehmen, das bestimmte Produkte herstellt bzw. Dienstleistungen anbietet, so findet man das in sogenannten „Branchenverzeichnissen“. Suche im Internet in einem solchen Branchenverzeichnis ein Unternehmen in deinem Ort oder in deiner Nähe, das Elektroinstallationsarbeiten durchführt. Wenn du dir die Liste der Unternehmen anschaust, fällt dir sicher auf, dass manche einen Zusatz hinter dem Firmennamen tragen (z. B. GmbH, OG). Weißt du, was diese Abkürzungen bedeuten? Klassifizierung von Unternehmen Betriebe bzw. Unternehmen werden nach bestimmten Kriterien zu Gruppen zusammengefasst. Einige dieser möglichen Klassifizierungskriterien werden hier angeführt und kurz erläutert. Einen Traum verwirklichen Sein eigener Chef sein und ein Unternehmen leiten – davon träumen viele. Vor der Gründung muss man bereits über die Rechtsformen Bescheid wissen. Unternehmen finden In einem Branchenverzeichnis findest du die Firmen nach Branchen geordnet. 1 Klassifizieren ist das Zusammenfassen von Objekten zu Gruppen nach bestimmten Kriterien. 6 Betriebstechnik I/II MUSTER
Branche Eine häufige Einteilung von Unternehmen ist der Geschäftsbereich, in dem sie tätig sind, d. h. welche Art von Produkten sie herstellen bzw. welche Art von Dienstleistungen sie erbringen. Dazu gehören beispielsweise: ■ Banken und Versicherungen ■ Handel ■ Hoch- und Tiefbau ■ Tourismus und Gastgewerbe ■ Transport und Verkehr ■ Industrie ■ Gewerbe und Handwerk ■ Land- und Forstwirtschaft ■ Information und Consulting Unternehmensgröße Eine Einteilung der Unternehmen nach Unternehmensgröße erfolgt häufig nach folgenden Kriterien: Mitarbeiter Umsatz Bilanzsumme Kleinunternehmen < 50 Personen < € 10 Mio. < € 10 Mio. mittelgroße Unternehmen < 250 Personen < € 50 Mio. < € 43 Mio. Großunternehmen > 250 Personen > € 50 Mio. > € 43 Mio. Die Mitarbeiteranzahl ist der wesentliche Faktor für die Einstufung nach Unternehmensgröße. Einer der beiden anderen Faktoren (Umsatz bzw. Bilanzsumme) kann die vorgegebene Grenze überschreiten. Der Umsatz ist die Menge der verkauften Produkte multipliziert mit dem jeweiligen Produktpreis. Die Bilanzsumme ist die Summe des Werts der Vermögengegenstände im Unternehmen. Kleinunternehmen und mittlere Unternehmen werden unter dem Begriff KMU zusammengefasst. Fertigungsart Eine weitere Einteilung bezieht sich auf die Menge und die verschiedenen Varianten von Produkten, die in einem Unternehmen hergestellt werden. Man unterscheidet: Einzelfertigung Die Produkte werden entsprechend dem jeweiligen Kundenwunsch einzeln gefertigt (z. B. Anlagenbau, Kraftwerksbau, Sondermaschinenbau, Handwerk). Serienfertigung Die Produkte werden in kleineren bis mittleren Stückzahlen hergestellt (z. B. Druckereien, Bekleidungsindustrie, Spezialwerkzeuge, Fertigung kundenspezifischer Zulieferteile). Massenfertigung Große Mengen gleicher Produkte bzw. Varianten gleicher Produkte werden über einen längeren Zeitraum hinweg erzeugt (z. B. Papier, Getränke, Autos, Normteile). Unternehmensrechtsformen Bei Gründung eines Unternehmens muss eine Rechtsform gewählt werden, die Teil des Firmennamens wird (z. B. SFL GmbH). Von der Wahl der Rechtsform hängt eine Reihe von betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Folgen ab. Die gesetzlichen Regelungen für die in Österreich möglichen Rechtsformen finden sich im Unternehmensgesetzbuch (UGB). LINK Branchenübersicht Hier findest du eine Auflistung unterschiedlicher Branchen. Autos von der Stange Die Automobilindustrie setzt auf Massenfertigung, um die große Stückzahl zu bewältigen. 2 Betriebstechnik I/II 7 Kapitel 1: Grundlagen der Wirtschaft Lerneinheit 2: Unternehmen einteilen MUSTER
Mögliche Rechtsformen Die am häufigsten verwendeten Rechtsformen für gewinnorientierte Unternehmen in Österreich werden hier zusammengefasst dargestellt. Unternehmensrechtsformen Einzelunternehmen Personengesellschaften Kapitalgesellschaften OG GmbH KG AG Weitere Unternehmensrechtsformen sind z. B. GesbR, Genossenschaft, stille Gesellschaft. Kriterien für die Wahl der Rechtsform sind unter anderem: ■ Anzahl der Gesellschafter ■ persönliche Haftung der Gesellschafter ■ Mitbestimmungs- und Kontrollrechte der einzelnen Gesellschafter ■ Gründungskosten und laufende Kosten ■ steuerrechtliche Aspekte ■ Kreditwürdigkeit ■ Buchhaltungspflicht Die persönliche Haftung der Gesellschafter ist ein sehr wichtiges Kriterium bei der Wahl der Rechtsform! Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften können die Gläubiger im Fall eines Konkurses auf das Privatvermögen von Gesellschaftern zurückgreifen, bei Kapitalgesellschaften ist das nicht möglich. Ein Unternehmen ist insolvent, wenn es zahlungsunfähig ist, d. h. seine offenen Rechnungen nicht mehr zahlen kann. Der Konkurs ist eine mögliche Folge der Insolvenz, bei der das Vermögen des Unternehmens gerichtlich im Sinne der Gläubiger verwertet wird. Einzelunternehmen (e. U.) Ein Einzelunternehmen ist im Besitz einer Person, die das Unternehmensrisiko alleine trägt. Die im Firmenbuch eingetragenen Einzelunternehmen tragen im Firmennamen den Zusatz e. U. (= eingetragenes Unternehmen). Vorteile eines e. U. Nachteile eines e. U. • geringe Gründungskosten • gute Kreditwürdigkeit • keine Gewinnaufteilung • alleinige Entscheidungsgewalt • kein vorgeschriebenes Mindestkapital • persönliche Haftung des Unternehmers mit dem Privatvermögen • alleinige Kapitalaufbringung • bei längerfristiger Abwesenheit des Unternehmers keine entsprechende Vertretung Einzelunternehmer mit einem Umsatz von weniger als € 700.000,–/Jahr müssen sich nicht ins Firmenbuch eintragen lassen. Offene Gesellschaft (OG) Die offene Gesellschaft (OG) ist ein Unternehmen mit zwei oder mehr Gesellschaftern, die mit ihrem Privatvermögen für die Schulden des Unternehmens haften (= Solidarhaftung). Gesellschafter sind jene Personen, die am Unternehmen beteiligt sind, d. h. denen das Unternehmen gehört. Als Gläubiger bezeichnet man Personen bzw. Institutionen, denen das Unternehmen Geld schuldet. 8 Betriebstechnik I/II MUSTER
Vorteile einer OG Nachteile einer OG Beispiele • geringe Gründungskosten • hohe Kreditwürdigkeit • gemeinsame Kapitalaufbringung • kein vorgeschriebenes Mindestkapital • Alle Gesellschafter haften persönlich mit ihrem Privatvermögen. • Gemeinsame Entscheidungsfindung kann Konflikte verursachen. • Aufteilung des Gewinns Kommanditgesellschaft (KG) Die Kommanditgesellschaft ist ein Unternehmen mit zwei oder mehr Gesellschaftern, die sich nach ihrer Haftung unterscheiden in ■ Komplementäre: haften mit ihrem Privatvermögen für die Schulden des Unternehmens. Sie haben die gleiche Stellung wie die Gesellschafter einer OG. ■ Kommanditisten: haften nicht mit ihrem Privatvermögen. Sie sind durch das Einbringen einer Kapitaleinlage am Unternehmen beteiligt, dafür erhalten sie eine Gewinnbeteiligung. Im Fall eines Konkurses verlieren sie nur die Kapitaleinlage. Aufgrund der persönlichen Haftung haben Einzelunternehmen und Personengesellschaften eine höhere Kreditwürdigkeit als vergleichbare Kapitalgesellschaften. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Die GmbH ist eine Kapitalgesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit (= juristische Person). Bei Unternehmensgründung bringen die Gesellschafter eine Kapitaleinlage ein. Sie haften nicht mit ihrem Privatvermögen für die Schulden des Unternehmens. Vorteile einer GmbH Nachteile einer GmbH Beispiele • keine persönliche Haftung der Gesellschafter mit dem Privatvermögen • Geschäftsanteile können relativ leicht an andere Eigentümer übertragen werden. • Mindestkapitaleinlage (= Stammkapital) von € 10.000,– • höhere Gründungskosten • geringere Kreditwürdigkeit, da keine persönliche Haftung Eine GmbH wird von Geschäftsführern geleitet. Das können die Gesellschafter, aber auch unternehmensfremde Personen sein. Betriebstechnik I/II 9 Kapitel 1: Grundlagen der Wirtschaft Lerneinheit 2: Unternehmen einteilen MUSTER
Aktiengesellschaft (AG) Die AG ist eine Kapitalgesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit (= juristische Person). Gesellschafter einer AG wird man, indem man Aktien des Unternehmens kauft. Dadurch erhält man das Recht auf Mitbestimmung und einen Anteil am jährlichen Unternehmensgewinn (= Dividende). Die Gesellschafter haften nicht mit ihrem Privatvermögen für die Schulden des Unternehmens. Vorteile einer AG Nachteile einer AG Beispiele • keine persönliche Haftung der Gesellschafter (Aktionäre) mit dem Privatvermögen • Aktien können sehr einfach gekauft und verkauft werden. • Mindestkapitaleinlage (= Grundkapital) von € 70.000 • hohe Gründungskosten • hohe laufende Kosten Was ist eine Aktie? Bei Gründung einer AG wird die Höhe des Grundkapitals festgelegt und in einzelne Anteile (= Aktien) zerlegt. Der Nennwert einer Aktie ergibt sich aus dem Grundkapital geteilt durch die Anzahl der Aktien. Börsennotierte AGs sind Unternehmen, deren Aktien an einer öffentlichen Börse (z. B. New York, Frankfurt, Wien) gehandelt werden, d. h., jeder kann dort Aktien kaufen und verkaufen. Der Preis einer Aktie (= Kurswert) ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. Die Organe der AG Als juristische Person benötigt eine AG Organe, die für sie tätig werden können. Vorstand leitet das Unternehmen. Er besteht meist aus mehreren Personen, die für unterschiedliche Unternehmensbereiche zuständig sind (z. B. Vorstandsvorsitzende/r, Finanzvorstand, Technikvorstand usw.). Aufsichtsrat ist ein Kontrollorgan, welches den Vorstand wählt und dessen Arbeit überwacht. Bei wichtigen unternehmerischen Entscheidungen benötigt der Vorstand die Zustimmung des Aufsichtsrats. Hauptversammlung ist die zumindest einmal jährlich stattfindende Versammlung der Aktionäre. Dabei werden der Aufsichtsrat gewählt, Beschlüsse über die Höhe der Dividende gefasst, Änderungen im Gesellschaftsvertrag vorgenommen usw. Im deutschsprachigen Raum setzen sich die englischen Bezeichnungen für die einzelnen Vorstände immer mehr durch, z. B. CEO (Chief Executive Officer) und CFO (Chief Finance Officer). Eine Aktie ist eine Urkunde, in der das Anteilsrecht an einer Aktiengesellschaft festgehalten ist. Aktienindex Österreich Der ATX (Austrian Traded Index) zeigt die Kurs- entwicklung der 20 bedeutendsten Aktien der Börse Wien in Echtzeit. 10 Betriebstechnik I/II MUSTER
Konzern Kauft eine Kapitalgesellschaft (= Mutterunternehmen) Anteile an anderen Kapitalgesellschaften (= Töchterunternehmen), entsteht ein Konzern. Die einzelnen Konzerngesellschaften bleiben rechtlich selbständig, wirtschaftlich sind sie jedoch verbunden. Bei großen Konzernen gibt es oft ein Geflecht von mehreren hundert Gesellschaften, die über die ganze Welt verteilt sein können. Eine besondere Form eines Konzerns ist die Holding. Dabei handelt es sich um eine Dachgesellschaft, die nur die angeschlossenen Unternehmen verwaltet und keine eigenen Produktions- bzw. Dienstleistungsaufgaben durchführt. Die voestalpine mit Hauptsitz in Linz ist mit 500 Konzerngesellschaften und -standorten in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten vertreten. Die Unternehmensgruppe besteht aus insgesamt 4 Divisionen. voestalpine AG Steel Division High Performance Metals Division Metal Engineering Division Metal Forming Division • voestalpine Stahl GmbH • voestalpine Grobblech GmbH • voestalpine Foundry Group • voestalpine Steel & Service Center GmbH • voestalpine Eurostahl GmbH • Logistik Service GmbH • voestalpine Camtec GmbH • voestalpine High Performance Metals GmbH • voestalpine BÖHLER Edelstahl GmbH & Co. KG • voestalpine BÖHLER Bleche GmbH & Co. KG • voestalpine BÖHLER Aerospace GmbH & Co KG • voestalpine BÖHLER Profil GmbH • Uddeholms AB • Villares Metals S.A. • voestalpine High Performance Metals Pacific Pte. Ltd. • voestalpine High Performance Metals Deutschland GmbH • voestalpine High Performance Metals Corp. • Eschmann Textures International GmbH • voestalpine eifeler Unternehmensgruppe • voestalpine Metal Engineering GmbH • voestalpine Railway Systems GmbH • voestalpine Tubulars GmbH & Co KG • voestalpine Stahl Donawitz GmbH • voestalpine Wire Technology • voestalpine Böhler Welding Group GmbH • voestalpine Metal Forming GmbH • voestalpine Automotive Components – Body Panels & Aftermarket Solutions • voestalpine Automotive Components Cold Stamping & Assemblies • voestalpine Automotive Components – Hot Forming & Assemblies • voestalpine Automotive Components – Tailored Blank • voestalpine Krems Finaltechnik GmbH • voestalpine Krems GmbH • voestalpine Meincol S.A. • voestalpine Metsec plc • voestalpine Präzisionsprofil GmbH • voestalpine Precision Strip Group • voestalpine Profilafroid • voestalpine Profilform (China) Co., Ltd. • voestalpine Profilform s.r.o. • voestalpine Roll Forming Corporation • voestalpine Rotec Group • voestalpine Sadef nv • Nedcon Gruppe Konzernstruktur der voestalpine AG (Stand 2025) 3 Motocross made in Austria KTM Sportmotorcycle GmbH ist eine Tocher der KTM Group AG und fertigt in Mattighofen. Betriebstechnik I/II 11 Kapitel 1: Grundlagen der Wirtschaft Lerneinheit 2: Unternehmen einteilen MUSTER
ÜBEN In dieser Lerneinheit hast du gesehen, nach welchen Kriterien man Unternehmen einteilt. Bearbeite nun die folgenden Aufgaben. Ü 1.9 Klassifizierung von Unternehmen A Betriebe bzw. Unternehmen werden nach unterschiedlichen Kriterien in Gruppen eingeteilt. Nenne und erläutere in der Praxis angewendete Einteilungskriterien. Ü 1.10 Rechtsformen und mögliche Auswahlkriterien A Erstelle eine Übersicht über die in Österreich häufig verwendeten Unternehmensrechtsformen und teile sie ein in die Kategorien • Einzelunternehmen, • Personengesellschaften und • Kapitalgesellschaften. Nenne Kriterien, die bei der Wahl der Rechtsform eines Unternehmens wichtig sein können. Ü 1.11 Einzelunternehmen vs. GmbH B Vergleiche die Rechtsform „Einzelunternehmen“ mit der Rechtsform „GmbH“. Erläutere die Bedeutung des Zusatzes e. U. im Firmennamen eines Einzelunternehmens. Stelle Vor- und Nachteile dieser beiden Rechtsformen für den bzw. die Eigentümer des Unternehmens in Hinblick auf persönliche Haftung, Kreditwürdigkeit und Gründungskosten gegenüber. Ü 1.12 OG/KG B Vergleiche die Rechtsform „OG“ mit der Rechtsform „KG“. Stelle Vor- und Nachteile dieser beiden Rechtsformen für die Eigentümer des Unternehmens in Hinblick auf persönliche Haftung, Kreditwürdigkeit und Mitspracherecht gegenüber. Ü 1.13 Aktiengesellschaft (AG) B Erläutere die Bedeutung der Begriffe „Aktie“ und „Dividende“ im Zusammenhang mit der Gründung bzw. dem laufenden Betrieb einer AG. Beschreibe die Aufgaben des Vorstands, des Aufsichtsrats und der Hauptversammlung als Organe einer AG. Ü 1.14 Konzern B Erläutere die Begriffe „Konzern“ bzw. „Holding“. Skizziere den beispielhaften Aufbau eines Konzerns mit 3 Töchterunternehmen. Selbständig arbeiten Als Einzelunternehmer bist du dein eigener Chef, trägst aber auch das gesamte Risiko. 12 Betriebstechnik I/II MUSTER
LERNEN 3 Betriebliche Leistungserstellung Will ein Betrieb Produkte herstellen oder Dienstleistungen erbringen, muss er gut organisiert sein. Damit man gewinnbringend wirtschaften kann, ist der ständige Informationsaustausch innerhalb des Unternehmens das Um und Auf. Ü 1.15 Wie behalte ich den Überblick? Stell dir eine kleine Fahrradreparaturwerkstätte mit zwei Mitarbeitern vor. In einem solchen Betrieb ist alles sehr übersichtlich organisiert. Notwendige Abklärungen erfolgen durch direkte Kommunikation zwischen den beiden Mitarbeitern. In einem Produktionsbetrieb von 500 Mitarbeitern kann nicht mehr eine einzelne Person den Gesamtüberblick haben. Um Chaos zu vermeiden, müssen in einem solchen Betrieb die Leistungs-, Informations- und Zahlungsströme strukturiert ablaufen. Überlege dir, wie in deiner Schule sichergestellt ist, dass jede Schülerin und jeder Schüler bzw. jede Lehrkraft weiß, welchen Unterricht man wann und wo hat; auch bei Supplierungen. Leistungserstellung Produktionsfaktoren und entsprechend gestaltete Leistungs-, Informations- und Zahlungsströme sind die Grundlagen der betrieblichen Leistungserstellung. Unternehmer aus Leidenschaft Die beiden Steirer Tom Possod und Michael Siebenhofer machten ihr Hobby zum Beruf und gründeten „Titan“, eine Maßwerkstatt für Motorräder. Die Begeisterung für die Sache und eine gute Organisation sind die Basis für ein erfolgreiches Unternehmen. Technik wird gesteuert In einer Produktion müssen die Arbeitsabläufe zwischen Mensch und Maschine gut koordiniert werden. 1 Betriebstechnik I/II 13 Kapitel 1: Grundlagen der Wirtschaft Lerneinheit 3: Betriebliche Leistungserstellung MUSTER
Produktionsfaktoren Die in einem Betrieb für die Herstellung von Produkten bzw. Erbringung von Dienstleistungen benötigten Mittel werden unter dem Begriff „Produktionsfaktoren“ zusammengefasst. Dazu gehören: ■ Materialien ■ Betriebsmittel (z. B. Maschinen, Gebäude) ■ Personal ■ Kapital ■ Informationen Leistungs-, Informations- und Zahlungsstrom Um Produkte mittels obengenannter Produktionsfaktoren herzustellen, erfordert es eine entsprechende Gestaltung des Leistungs-, Informations- und Zahlungsstroms. Beschaffungsmarkt Kapitalmarkt Absatzmarkt Einzahlung Informationsstrom Zahlungsstrom Leistungsstrom Auszahlung Leistungs-, Informations- und Zahlungsstrom Beschaffung Absatz Produktion Kapital Betrieb Information Wertschöpfung und Wertschöpfungskette Bei jedem einzelnen Schritt in der Produktion entsteht eine Wertschöpfung, das bedeutet, dass sich der Wert des Produkts erhöht. Die gesamte Kette, vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt, wird als Wertschöpfungskette bezeichnet. 14 Betriebstechnik I/II MUSTER
Leistungsstrom Der Leistungsstrom umfasst die unmittelbar an der Erstellung der betrieblichen Leistung beteiligten Bereiche wie Beschaffung, Produktion und Absatz. Beschaffung In der „Beschaffung“ (Einkauf, Materialwirtschaft) werden Materialien, Betriebsmittel und eventuell benötigte Dienstleistungen für die Produktion besorgt. Auch die Lagerung der zugekauften Materialien fällt in diesen Bereich. Produktion Hier werden die Produkte hergestellt. Dieser Bereich kann auch in folgende Teilbereiche untergliedert werden: ■ Fertigung, in der die verschiedenen Einzelteile des Produkts aus den zugekauften Rohstoffen, z. B. durch spanende (Drehen, Sägen) oder spanlose Bearbeitung (Gießen, Biegen), hergestellt werden ■ Montage, in der die selbstgefertigten Einzelteile und Zukaufteile zu fertigen Produkten zusammengebaut werden Räumliche Anordnung Die räumliche Anordnung der Betriebsmittel in der Produktion kann je nach Betrieb sehr unterschiedlich sein. Typisch ist die Unterscheidung in Werkstättenfertigung und Fließfertigung. Werkstättenfertigung Fließfertigung Dreherei Säge Lackiererei Montage Schweißerei AP ... Arbeitsplatz AP1 AP2 AP3 AP4 Gleichartige Betriebsmittel werden räumlich zu sogenannten „Werkstätten“ zusammengefasst (z. B. Dreherei, Schweißerei, Lackiererei). Die Werkstücke werden für die Durchführung der einzelnen Arbeitsvorgänge (z. B. Sägen, Schweißen, Lackieren, Montieren) von Werkstatt zu Werkstatt transportiert. Die Betriebsmittel werden in der Reihenfolge der durchzuführenden Arbeitsvorgänge räumlich hintereinander aufgestellt. Die Werkstücke werden meist mittels automatischer Transporteinrichtungen in vorgegebenen zeitlichen Abständen von einem Arbeitsplatz zum nächsten weitertransportiert. Absatz Der Absatz hat die Aufgabe, die fertigen Produkte zu lagern, sie am Markt zu verkaufen und zu den Kunden zu transportieren. Ein zusätzliches Aufgabengebiet dieses Bereichs ist die Marktforschung, um Produkte am Markt anzubieten, die den aktuellen Kundenbedürfnissen entsprechen. Der Absatz steht zwar am Ende des Leistungsstroms, bei dessen Planung gehört er aber zu den Anfangsüberlegungen. 2 Rohstoffe sind Materialien, die im Betrieb bearbeitet werden (z. B. Bleche, Rohre). Zukaufteile sind Materialien, die fertig zugekauft und unverändert in das Produkt eingebaut werden (z. B. Schrauben, Lager). Marktforschung systematische Erfassung und Analyse der Kunden- bedürfnisse Betriebstechnik I/II 15 Kapitel 1: Grundlagen der Wirtschaft Lerneinheit 3: Betriebliche Leistungserstellung MUSTER
Zahlungsstrom Um die benötigten Betriebsmittel, Materialien und Dienstleistungen zu beschaffen sowie das im Unternehmen beschäftigte Personal zu bezahlen, ist Kapital erforderlich. Die Einnahmen aus dem Verkauf erhält das Unternehmen in der Regel jedoch erst später, wodurch eine Finanzierungslücke entsteht. Die Höhe dieser Finanzierungslücke ist abhängig vom Kapitalbedarf und der zeitlichen Dauer zwischen Beschaffung und Absatz. Um nicht in die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit zu geraten, müssen die Zahlungsströme vom Unternehmen laufend beobachtet werden, damit bei Bedarf rechtzeitig zusätzliches Kapital am Kapitalmarkt beschafft werden kann (z. B. Bankkredit). Informationsstrom Bei Planung und Durchführung der Leistungserstellung werden zwischen den einzelnen Bereichen in einem Betrieb laufend Informationen ausgetauscht (z. B. Kundenbestellungen, Materialanforderungen, Transporte, Lagerbestände). Zusätzlich müssen viele interne und externe Informationen erfasst und gespeichert werden, um sie bei Bedarf verfügbar zu haben (z. B. Qualitätsdaten, Einkaufspreise, Fertigungszeiten). Die Lenkung, Sammlung und Auswertung dieser Informationen wird als Informationsmanagement bezeichnet, das großteils EDV-gestützt erfolgt (z.B. SAP s/4). Da der Kundenanspruch an Qualität, Preis, Flexibilität und Lieferzeit immer größer wird und sich der globale Wettbewerb verstärkt, gewinnt das Informationsmanagement immer mehr an Bedeutung. ÜBEN Nun weißt du, wie sich ein Unternehmen organisieren muss. Bearbeite nun die folgenden Aufgaben. Ü 1.16 Produktionsfaktoren B Erkläre den Begriff „Produktionsfaktoren“ und dessen Bedeutung für die betriebliche Leistungserstellung. Nenne Beispiele für Produktionsfaktoren. Ü 1.17 Leistungsstrom B Skizziere den Aufbau des Leistungsstroms im Rahmen der betrieblichen Leistungserstellung. Erläutere die Aufgaben der Beschaffung, der Produktion und des Absatzes als Teilbereiche des Leistungsstroms. Ü 1.18 Werkstättenfertigung, Fließfertigung B Skizziere den prinzipiellen Aufbau einer Werkstätten- und einer Fließfertigung. Erläutere den Unterschied zwischen diesen beiden Systemen bei der Abwicklung von Produktionsaufträgen. Ü 1.19 Zahlungsstrom B Erläutere die Bedeutung des Zahlungsstroms in Zusammenhang mit der betrieblichen Leistungserstellung im Unternehmen. Ü 1.20 Informationsstrom B Erläutere die Bedeutung des Informationsstroms in Zusammenhang mit der betrieblichen Leistungserstellung im Unternehmen. 3 Prompte Zahlung Bei einem Einkauf in einem Geschäft erfolgt die Zahlung sofort. Rechnungen zwischen Unternehmen werden häufig erst nach 10 bis 30 Tagen bezahlt. 4 16 Betriebstechnik I/II MUSTER
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