84 Holocaust: Kennzeichnung und Ghettoisierung 2.17 Zur Sichtbarmachung der jüdischen Bevölkerung wurden Kennzeichnungspflichten eingeführt. Mit Kriegsbeginn und der Besetzung von Polen wurden die antijüdischen Maßnahmen verschärft. So wurden z. B. eigene „Ghettos“ für die jüdische Bevölkerung errichtet. „Kennzeichnung“ von Jüdinnen und Juden Da es oft nicht möglich war, die jüdische von der nichtjüdischen Bevölkerung zu unterscheiden, führte das NS-Regime verschiedene Kennzeichnungspflichten ein: Ab Oktober 1938 mussten Jüdinnen und Juden ihre Reisepässe abgeben, neu ausgestellte Pässe enthielten einen „J“-Stempel. Ab 1939 benötigten Jüdinnen und Juden Kennkarten, und jene, die keine „typischen“ jüdischen Vornamen trugen, wurden gezwungen, als zweiten Vornamen „Israel“ bzw. „Sara“ zu führen. Im November 1939 wurde die jüdische Bevölkerung im besetzten Polen gezwungen, einen gelben Stern („Judenstern“) auf ihrer Kleidung zu tragen. Im September 1941 wurde dies auf die gesamte jüdische Bevölkerung im Deutschen Reich ausgeweitet – eine der letzten Maßnahmen vor dem Beginn der Deportationen. Lager Der Begriff „Lager“ wurde im Nationalsozialismus für eine Vielzahl von Orten verwendet, welche unterschiedlichen Zwecken dienten. In allen NS-Lagern starben Menschen bzw. wurden Menschen ermordet, doch wurden sie mit unterschiedlichen Intentionen errichtet, wie oft schon im Namen zum Ausdruck kam: z. B. Sammellager (bzw. Ghettos), Zwangsarbeitslager, Konzentrationslager, Durchgangslager und Vernichtungslager. Manchmal konnten sich die „Funktionen“ auch überschneiden. So dienten z. B. manche Ghettos als Sammellager, aber auch als Zwangsarbeits- oder Durchgangslager, waren also eine Zwischenstation auf dem Weg in KZs oder Vernichtungslager. Ghettoisierung Nach dem Überfall auf Polen und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs errichtete das NS-Regime im Zuge seiner Eroberungspolitik v. a. in Mittel- und Osteuropa verschiedene, hermetisch abgeriegelte und streng bewachte Ghettos, in welche die jüdische Bevölkerung deportiert wurde. Diese entsprachen großen Sammellagern, oft verbunden mit Zwangsarbeit. Dadurch wurden Jüdinnen und Juden an einem Ort konzentriert festgehalten. Die Konzentrierung an einem Ort ermöglichte zum einen eine Isolation der jüdischen Bevölkerung, zum anderen eine leichtere weitere Deportation in Zwangsarbeits- oder Vernichtungslager. Ab 1940 wurden im eroberten Polen Ghettos für die jüdische Bevölkerung errichtet. Aufgrund der katastrophalen Lebensumstände (beengter Raum, Unterernährung, Seuchen und Krankheiten, harte Zwangsarbeit, willkürliche Erschießungen etc.) starben sehr viele Menschen, insbesondere Kinder. Die beiden größten polnischen Ghettos waren jene in Warschau und Łódź (Litzmannstadt), wohin ab 1941 auch ein Teil der österreichischen jüdischen und Romani-Bevölkerung deportiert wurde. Von Wien aus gingen ab 1942 auch Deportationen ins Ghetto Theresienstadt (Terezín) im heutigen Tschechien, in dem vor allem alte Menschen und Kinder interniert wurden. Es diente als Sammel- und Durchgangslager, wurde von der NS-Propaganda aber auch als „Vorzeigelager“ inszeniert. So wurden dort NS- Propagandafilme gedreht, die die angeblich guten Lebensverhältnisse für die jüdische Bevölkerung „beweisen“ sollten, obwohl dies nicht der Realität entsprach. Vernichtungslager, das: 1941/1942 wurden von den Nationalsozialisten in Polen und Weißrussland mehrere Vernichtungslager/Tötungszentren zur Durchführung von Massenmorden errichtet. Zu ihnen zählen u. a. Chelmno, Belzec, Sobibor, Treblinka, Maly Trostinez, Majdanek und Auschwitz-Birkenau. Mehr dazu … https://www. pamatnik-terezin.cz/ Die Website der Gedenkstätte Theresienstadt informiert auf Tschechisch und Englisch umfassend über das Ghetto Terezin. 40 45 50 55 60 65 70 75 5 10 15 20 25 30 35 MUSTER
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