78 Die Außenpolitik des NS-Regimes 2.14 M 2: Abzeichen gegen den Versailler Vertrag. Deutschland, 1935. Leichtmetall, Durchmesser: 2,7 cm. Die Ernennung Hitlers zum Reichkanzler und die darauffolgende Errichtung der Diktatur führte zunächst zur internationalen Ächtung des Deutschen Reichs. Das Misstrauen der Westmächte wuchs weiter, als Hitler ab 1935 außenpolitisch zunehmend aggressiv auftrat. Annäherung und Isolation In den 1920er-Jahren hatten deutsche Außenpolitiker mühsam die Reintegration ihres Landes in das internationale Staatengefüge erreicht. Im Vertrag von Rapallo (1922) hatte sich das Deutsche Reich mit der Sowjetunion, im Vertrag von Locarno (1925) mit Frankreich, Belgien sowie Italien und Großbritannien verständigt. 1926 war das Deutsche Reich in den Völkerbund aufgenommen worden, und Außenminister Gustav Stresemann hatte für die Annäherungspolitik den Friedensnobelpreis erhalten. Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler änderte sich 1933 die Situation schlagartig. Die Westmächte verhielten sich Hitler gegenüber reserviert, die 1932 zugesagte Gleichberechtigung in der Rüstungspolitik wurde zurückgenommen. Diese Haltung nutzte Hitler, um den Völkerbund zu verlassen und die im Versailler Vertrag untersagte Aufrüstung voranzutreiben. Provokation und Anerkennung Trotz eines 1934 mit Polen abgeschlossenen Nichtangriffspakts war das Deutsche Reich international zunehmend isoliert. Erst als sich 1935 die Bevölkerung des Saarlands für den Verbleib im Deutschen Reich und gegen die Angliederung an Frankreich aussprach, verbesserte sich die Situation für Hitlers Außenpolitik. Getragen von einer nationalen Euphoriewelle verkündete Hitler zunächst die Rückkehr zur allgemeinen Wehrpflicht, die in Versailles ebenfalls untersagt worden war. Wenig später erreichte er ein Flottenabkommen mit Großbritannien, und da auch Italien im Abessinien-Krieg die Unterstützung Hitlers suchte, verbesserte sich die außenpolitische Situation des Deutschen Reichs merklich. Großbritannien schwenkte nun auf eine freundlichere Politik um, die auf „Appeasement“ (Besänftigung) des Deutschen Reiches abzielte. 1936 marschierte die „Wehrmacht“ ins entmilitarisierte Rheinland ein, wodurch sowohl die Bestimmungen von Versailles als auch von Locarno gebrochen wurden. Aggression: Wien – München – Prag Die britische Appeasement-Strategie erwies sich jedoch als untauglich. Jedes Zugeständnis an Hitler, etwa die stille Tolerierung des „Anschlusses“ Österreichs im März 1938 oder das „Münchner Abkommen“ vom 29. September 1938, mit dem die Annexion des Sudetenlandes akzeptiert wurde, führte nur zu neuen Forderungen Hitlers. Als deutsche Truppen am 15. März 1939 den Rest der Tschechoslowakei besetzten, wurde deutlich, dass die Appeasement-Politik gescheitert war. M 1: Der britische Premierminister Neville Chamberlain (1869–1940) verliest die von Hitler und ihm aufgesetzte Resolution. Foto, 1938. 45 50 55 60 5 10 15 20 25 30 35 40 MUSTER
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