Denkmal 7/8 + E-Book

42 Geschichtskulturelle Produktion: Benito Mussolini 1.16 Der Personenkult rund um Benito Mussolini war eines der zentralen Merkmale der faschistischen Diktatur in Italien. Die Propaganda schuf einen Mythos rund um seine Person und inszenierte ihn als allgegenwärtigen Übermenschen. Der Kult überdauerte Mussolinis Ende 1945. Grund dafür ist, dass eine kritische Aufarbeitung des Faschismus über Jahrzehnte ausblieb. Heute ist in Italien die Vorstellung dominant, dass Mussolini ein „guter“ Diktator gewesen sei, der viel „Gutes“ getan habe. Sein einziger „Fehler“ seien der Krieg an der Seite NS-Deutschlands und die 1938 eingeführten „Rassengesetze“ gewesen. Die zahllosen Verbrechen des Regimes, die Genozide in Libyen und Äthiopien, Kriegsgräuel in Griechenland und am Balkan sowie die Beteiligung am Holocaust scheinen dagegen aus dem Geschichtsbewusstsein verdrängt zu sein: M 2: Ob Büsten, Weinflaschen, Feuerzeuge, Kaffeetassen oder Armbänder: Das Geschäft mit MussoliniSouvenirs boomt. Eine Gesetzesinitiative, die Glorifizierung des Faschismus zu bestrafen, scheiterte erst 2017 im italienischen Parlament. Rechte Parteien sahen die Meinungsfreiheit in Gefahr. Foto, 2009. M 1: Silvio Berlusconi in einem Interview im Jahr 2003 mit der britischen Zeitung „The Spectator“ über Benito Mussolini: Mussolini hat nie jemanden getötet, er schickte seine Gegner in Urlaub an die Grenze [des Staates, Anm. d. A.]. (Original ital.: „Mussolini non ha mai ammazzato nessuno, Mussolini mandava la gente a fare vacanza al confino.“) https://www.corriere.it/Primo_Piano/Politica/2003/09_Settembre/11/berlusconi.shtml (28.09.2021). D M 3: Das Relief an der ehemaligen „Casa Littoria“ in Bozen/Bolzano verherrlicht den Faschismus und Mussolini. Die Arbeiten am Relief begannen bereits 1939. Erst 1957 (!) wurde es vollendet. Seit 2017 ist die Aussage des Reliefs durch ein Zitat von Hannah Arendt entschärft: „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“, wurde in den drei Landessprachen angebracht. Die Umdeutung ist eine Möglichkeit, um mit dem schwierigen Erbe des Faschismus umzugehen. MUSTER

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