290 Außereuropäische Perspektive: Migration und Flucht seit 2010 6.12 Herkunftsländer Aufnahmeländer Syrien Türkei Pakistan Libanon Iran Jordanien Jemen Äthiopien Kenia andere Länder und EU Tschad Afghanistan Somalia Südsudan Sudan 0,2 0,2 0,2 Sudan Uganda Südsudan 1,1 1,1 0,3 0,3 0,5 0,5 0,6 0,6 0,8 2,7 4,9 Mio. 1,0 1,1 1,6 2,5 Mio. 9547HX_2 © Westermann Die Krisen im Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika führten in den 2010er-Jahren zu großen Fluchtbewegungen. In Europa fanden sie im Jahr 2015 ihren Höhepunkt, als sich zahlreiche europäische Staaten ihrer Verantwortung als Aufnahmeländer für Geflüchtete stellen sollten. Migration und Flucht Selten können Migrationsentscheidungen an einem einzigen Motiv festgemacht werden. Geeigneter scheint es, sich Push- und Pullfaktoren vorzustellen, die sich gegenseitig bedingen. Unter Pushfaktoren werden jene Motive zusammengefasst, die Menschen aus der Heimat „pushen“, also wegdrücken. Darunter fallen Kriege, Hungersnöte, politische, religiöse oder wirtschaftliche Faktoren. Pullfaktoren sind Umstände, die anziehend wirken. Dazu gehören politische und religiöse Freiheit, Frieden vor Ort, Arbeitsplätze und höhere Löhne oder das Recht auf Asyl. Wenn Migration zu einem überwiegenden Teil unfreiwillig sowie durch Drohungen und Gewalt erfolgt, spricht man von Flucht. Flüchtlingssituation 2015 Die größte transkontinentale Migrationsbewegung der jüngeren Vergangenheit fand in den Jahren 2015/16 statt. Damals machten sich ungefähr 2,5 Millionen Flüchtlinge, die vorwiegend aus Syrien, Afghanistan und dem Irak stammten, auf den Weg nach Europa. Aus diesen drei Ländern flüchteten im Jahr 2015 insgesamt 52 491 Menschen (22 610 aus Syrien, 19 505 aus Afghanistan, 10 376 aus dem Irak) nach Österreich. Die folgende „Flüchtlingsfrage“ sorgte in der österreichischen Bevölkerung für heftige Diskussionen. Die eine Seite sprach sich für eine Aufnahme von Flüchtenden aus. Die andere Seite stand dieser Aufnahme äußerst kritisch gegenüber. Da sich mehrere EU-Staaten gegen eine gleichmäßige Verteilung der Asylsuchenden wehrten, sprachen sich viele für einen Asylstopp und eine Schließung der Grenzen aus. Österreichs harter Kurs Der damalige österreichische Außenminister Sebastian Kurz verfolgte einen harten Kurs in der Flüchtlingspolitik. Er erließ eine Flüchtlingsobergrenze und erschwerte damit die Einreise nach Österreich. Seitdem ist die Zahl der Asylanträge in Österreich deutlich gesunken, zumal bis März 2016 mehrere osteuropäische Staaten ihre Grenzen geschlossen hatten und die Balkanroute, über die viele Flüchtlinge gekommen waren, damit zum Erliegen gekommen war. In den geringeren Zahlen schlug sich aber auch ein Vertrag der Europäischen Union mit der Türkei nieder, die sich bereit erklärte, viele Geflüchtete aufzunehmen. Asylrecht, das: das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Schutz zu suchen und zu genießen M 1: Migrationsströme im Jahr 2015. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 MUSTER
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