Denkmal 7/8 + E-Book

25 M 3: Der Schriftsteller Arthur Koestler über die Moskauer Schauprozesse in seinem Roman „Sonnenfinsternis“: Für einen westlichen, mit dem System und seinen Gesetzen nicht vertrauten Verstand waren die Geständnisse in den Schauprozessen das große Rätsel unserer Zeit. Warum hatten sich die alten Bolschewiken, Helden und Führer der Revolution, die mit dem Tod so oft in Berührung gekommen waren, dass sie sich selbst ,Tote auf Urlaub‘ nannten, zu diesen absurden und haarsträubenden Lügen bekannt? Koestler, Arthur: Sonnenfinsternis. Wien, München, Zürich: Europaverlag 1978, S. 284. Q M 4: Alexander Solschenizyn über das sowjetische Lagersystem (Gulag) in seinem Roman „Der Archipel Gulag“ aus dem Jahr 1973: Die Verhaftung ist eine jähe, mit voller Wucht uns treffende Versetzung, Verlegung, Vertreibung aus einem Zustand in einen anderen. [...] Weder versuchten wir hinüberzublicken, noch uns hinüberzudenken – dahinter aber begann das Land GULAG, gleich nebenan, keine zwei Meter von uns entfernt. Auch hatten wir in diesen Zäunen die Unmenge von genau eingepassten, gut getarnten Türen und Pförtchen nicht bemerkt. Alle, alle diese Pforten standen für uns bereit – und es öffnete sich rasch die schicksalhafte eine, und vier weiße Männerhände, an Arbeit nicht, dafür aber ans Zuschnappen gewöhnt, packen uns an Beinen, Armen, Haaren, am Ohr oder am Kragen, zerren uns wie ein Bündel hinein, und die Pforte hinter uns, die Tür zu unserem vergangenen Leben, die schlagen sie für immer zu. Solschenizyn, Alexander: Der Archipel GULAG. Aus dem Russischen von Anna Peturnig und Ernst Walter. S. Fischer Verlag GmbH, 2012, S. 13. Q Aufgaben 1. Arbeiten Sie aus den Materialien M 2 – M 4 arbeitsteilig das darin vermittelte Bild der Lebensbedingungen in der UdSSR heraus. 2. Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse miteinander und analysieren Sie den Wert der Materialien als Quellen aus heutiger Sicht. Berücksichtigen Sie dabei die Gattungsspezifika der Materialien. 3. Weisen Sie anhand der Materialien M 2 – M 4 nach, inwiefern Erzählungen über die Vergangenheit von den herangezogenen Quellen abhängen. Wie beeinflussen die Quellen die Perspektive auf die Vergangenheit? M 2: „Kolchosbäuerin auf dem Fahrrad“, Gemälde von Alexander Deineka, 1935. Die Pariser Vorortverträge und ihre Folgen MUSTER

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==