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282 Die globale Finanzkrise von 2008 6.8 Die Finanzkrise von 2008 führte uns vor Augen, wie stark die Finanzsysteme der Welt mittlerweile vernetzt sind. Die ihr vorausgegangene Immobilienkrise in den USA zeigte einmal mehr, dass Finanzkrisen nicht lokal zu begrenzen sind, sondern sich weltweit auswirken können. Immobilienkrise in den USA Bevor die Finanzkrise Europa erreichte, begann sie als Immobilienkrise in den Vereinigten Staaten. Dort stiegen um die Jahrtausendwende Immobilienpreise stark an. Durch niedrige Zinsen finanzierten sich viele Amerikanerinnen und Amerikaner über Kredite ein Eigenheim, das sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Die stetig steigenden Immobilienpreise am Markt galten aber als sichere Investitionen. Die aufgenommenen Kredite wurden von Banken als Spekulationsobjekt in Wertpapierobjekten gebündelt (sogenannte „Verbriefung“) und weltweit gehandelt – ein Risikogeschäft, an dem jeder verdiente, solange die Immobilienpreise stiegen. Der folgende Crash war aus heutiger Perspektive absehbar: Die Zinsen begannen wieder zu steigen und viele Privatanlegerinnen und -anleger konnten sich die Rückzahlung der Kredite nicht mehr leisten. Die verbrieften Kredite, die zuvor von sogenannten Ratingagenturen besonders gut bewertet wurden, verloren ihr gutes Rating, und die Banken waren nicht mehr bereit, sich gegenseitig Geld für Risikogeschäfte zu leihen. Es folgte eine Abwärtsspirale, in der die Banken ihre Verbindlichkeiten nicht mehr begleichen konnten. Sie besaßen Optionen auf Kredite für Immobilien, die nichts mehr wert waren. Kettenreaktion Im September 2008 meldete die Investmentbank „Lehman Brothers“ Insolvenz an und löste eine Kettenreaktion an den Börsen aus, deren Kurse weltweit sanken. Die USA kündigten im selben Monat an, über 700 Milliarden Dollar in das Finanzsystem zu pumpen, um die Liquidität der Banken zu gewährleisten. Auch in Europa reagierten die Staaten, so stützte Deutschland seine Banken mit einem 500-Milliarden-Euro-Rettungsschirm. Auswirkungen der Krise Gleichzeitig gab es eine verstärkte Nachfrage nach Öl in den wirtschaftlich „boomenden“ Ländern wie Indien und China. 2008 stieg der Ölpreis erstmals auf über 100 Dollar pro Barrel. Dadurch stiegen die Transportkosten an, sodass es in den Ländern des Globalen Südens zu einer massiven Erhöhung der Lebensmittelpreise und einer Hungerkrise kam. Auch in Europa stiegen Heiz- und Transportkosten sowie die Staatsverschuldung merkbar. Der Konsum verringerte sich und die Wirtschaftsleistung ging zurück – die Weltwirtschaft befand sich in der tiefsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg (bis zur Corona-Pandemie ab 2020). Die EU-Währungskrise In der europäischen Währungsunion blieben die Zinssätze vorerst auf gewohnt niedrigem Niveau, was es auch wirtschaftlich schwächeren Ländern in der EU ermöglichte, Geld zu geringen Zinsen zu leihen. Durch die nationalen Rettungsschirme verschuldeten sich die Euro-Staaten im Zuge der Bankenkrise allerdings stark, und das Vertrauen großer Kreditgeber in einzelne Länder wie Griechenland und Portugal ging verloren. 2009 drohte Griechenland der Staatsbankrott. Nur mithilfe strenger Sparmaßnahmen unter Aufsicht der EU und Hilfen in Milliardenhöhe konnte dieser abgewendet werden. Barrel, das: Ölfass mit 159 Litern, das als Maßeinheit für den Ölpreis herangezogen wird 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 MUSTER

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