254 Die PLO führt den Widerstand Die PLO, von der UNO seit 1974 als „Repräsentant des palästinensischen Volkes“ anerkannt, setzte unter ihrem Anführer Jassir Arafat den Kampf für einen eigenständigen palästinensischen Staat trotz der militärischen Überlegenheit Israels fort. Eine Entspannung des Konflikts zwischen Arabern und Israelis wurde nach über dreißig Jahren, in denen Hunderttausende arabische Flüchtlinge weiterhin in Lagern lebten, immer unwahrscheinlicher. Die palästinensische Bevölkerung Israels war zu einer Minderheit geworden, im Gaza- streifen und in der West Bank lebten die Palästinenserinnen und Palästinenser unter israelischer Militärverwaltung. Die Erste Intifada Nach dem Tod von vier Palästinensern durch einen Zusammenstoß mit einem israelischen Militär-LKW im Dezember 1987 entluden sich die Spannungen in den besetzten Gebieten gewaltsam. Aufgehetzt durch die Hamas, einer als Terrororganisation eingestuften Bewegung, griffen radikalisierte Palästinenser israelische Sicherheitskräfte und Soldaten an. Diese sogenannte Erste Intifada (arabisch „Erhebung, Aufstand“) endete 1993/94 mit dem Tod von über 1200 Palästinenserinnen und Palästinensern und rund 160 Israelis. Sie führte aber auf israelischer Seite zu einem Umdenken, und Israel trat in Verhandlungen mit der (im Vergleich zur Hamas) gemäßigteren PLO. Der Friedensprozess Längst war der Nahostkonflikt ein Konflikt mit internationalen Ausmaßen geworden. 1991 verhandelte Israel in separaten Gesprächen mit dem Libanon, Syrien und einer jordanisch-palästinensischen Delegation in Madrid erstmals auf Basis der UNO-Resolutionen zum „Rückzug aus den besetzten Gebieten (Res. 242 und 338). Die Verhandlungen verliefen in Madrid sowie später in Washington erfolglos, erst 1993 in Oslo konnte ein Durchbruch erreicht werden. Palästinenserführer Jassir Arafat erkannte in einem Schreiben an den israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin das Existenzrecht Israels an. Rabins Antwort war die Entscheidung, die „PLO als Vertreter des palästinensischen Volkes anzuerkennen und mit der PLO im Rahmen des NahostFriedensprozesses [Verhandlungen aufzunehmen]“. Diese „Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung“ wurde auf Einladung des US-Präsidenten Bill Clinton, der als Vermittler auftrat, im September 1993 feierlich unterzeichnet. Sowohl Rabin als auch Arafat erhielten dafür 1994 den Friedensnobelpreis. Nur ein Jahr später wurde Rabin von einem religiös-fanatischen Israeli bei einer Friedensdemo ermordet, der Friedensprozess kam erneut ins Stocken. Vor der Ermordung Rabins wurden Verleumdungen gegen seine Person gestreut, die insbesondere von israelischen Rechten ausgingen: Als „Volksfeind“ wurde Rabin in Nazi-Uniform dargestellt und als Verräter denunziert. Gleichzeitig verstärkten die Hamas und die Terrororganisation „Islamischer Djihad“ ihre Terroranschläge: Ihnen waren die Zugeständnisse Israels zu gering. Nach dem Sechstagekrieg (1967) änderte sich an der Konfliktlage im Nahen Osten wenig. Während Ägypten und Syrien im Jom-Kippur-Krieg (1973) die Rückgewinnung des Sinai und der Golanhöhen nicht erreichen konnten, musste sich Israel vermehrt mit Terroranschlägen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) auseinandersetzen. 5.18 Außereuropäische Perspektive: der Nahostkonflikt M 1: Jassir Arafat (1929–2004), palästinensischer Politiker. Porträtfoto, 1989. M 2: Yitzhak Rabin (1922–1995), israelischer Diplomat und Politiker. Unter seiner Ministerpräsident- schaft begann ein Annäherungsprozess Israels an die Palästinenser. Hamas, die: 1987 gegründete radikal-islamische Palästinenserorganisation, die die Zerstörung Israels zum Ziel hat. Ihr paramilitärischer Arm verübte seitdem zahlreiche Terrorangriffe und Raketenbeschüsse auf Israel. Der bisher verheerendste Anschlag fand im Oktober 2023 statt. Ihr politischer Arm regiert mittlerweile im Gazastreifen. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 MUSTER
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