252 Der Ursprung des Konflikts Als 1947 Indien und Pakistan geteilt wurden (s. 3.16), schlossen sich zahlreiche kleinere Fürstentümer dem indischen Staat an – darunter die Region Kaschmir, die nördlich von Indien und nordöstlich von Pakistan liegt. Da das Gebiet aber mehrheitlich von Muslimen bewohnt wurde, erhob Pakistan Anspruch darauf. Es folgte eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Ergebnis der Teilung Kaschmirs entlang der sogenannten „line of control“. An dieser Grenze sollten die folgenden Kriege nichts mehr ändern. Pakistan nach 1947 Neben dem Kaschmir-Konflikt hatte Pakistan auch mit seiner von der britischen Kolonialherrschaft hinterlassenen Teilung in Ost- und Westpakistan zu kämpfen. Vor allem, weil das Staatsgebiet geografisch nicht geeint war und sich die Volksgruppe der Bengalen in Ostpakistan als selbstständig betrachtete, folgte 1971 die Abspaltung und Ausrufung des Staates Bangladesch. Pakistan befindet sich seit seiner Gründung im Spannungsfeld zwischen Islamismus und Laizismus und zwischen Demokratie und Militärdiktatur. So hatte Pakistan ab dem Ende der 1980er-Jahre mit Benazir Bhutto die erste Ministerpräsidentin in der islamischen Welt überhaupt, andererseits um die Jahrtausendwende mit Pervez Musharraf einen General, der durch einen Militärputsch Präsident geworden war. Dieser unterstützte die USA zwar im Kampf gegen den Terror, musste gleichzeitig aber anerkennen, dass in Pakistan viele islamistische Extremisten ihre Basis haben. So wurde im Dezember 2007 die erneut bei den Parlamentswahlen antretende Benazir Bhutto bei einem Attentat getötet. Indien nach 1947 Im Gegensatz zu Pakistan konnte Indien nach seiner Unabhängigkeit auf einer stabilen Demokratie unter der Führung von Jawaharlal Nehru, einem Mitstreiter Gandhis, aufbauen. Neben dem Kaschmirkonflikt waren die Armut und der Ausgleich der verschiedenen Ethnien Dauerthemen der indischen Politik. Außenpolitisch positionierte sich Indien während des Kalten Krieges als führende Macht der Blockfreien (s. 3.4). Indiens Gesellschaft schwankt zwischen dem Laizismus und Hindunationalismus, der zurzeit unter Premierminister Narendra Modi vorherrscht. Der unlösbare Kaschmirkonflikt? Seit den 1990ern zählen Pakistan und Indien zu den Atommächten, was dem ständig schwelenden Konflikt um Kaschmir eine besondere Brisanz gibt. Im sogenannten Kargil-Konflikt kam es erneut zu kriegerischen Handlungen, die nur durch Druck der USA beigelegt werden konnten. Zwar gab es im Laufe der Auseinandersetzung immer wieder Phasen der beiderseitigen Gesprächsbereitschaft, doch eine echte Annäherung oder gar Lösung war nicht absehbar. Immer wieder führen muslimische Separatisten im indischen Teil Kaschmirs Terroranschläge aus. Erst 2019 eskalierte nach einem Anschlag die Situation neuerlich. Modi entzog der Region daraufhin seine Autonomie und strebte einen stärkeren Zuzug von Hindus an. Dies missbilligen die dort ansässigen Muslime und Pakistan. Die Unabhängigkeit Britisch-Indiens und die darauffolgende Teilung in Indien und Pakistan entzündete einen bis heute andauernden territorialen Konflikt um die Region Kaschmir. Die kriegerisch ausgetragene Auseinandersetzung ist von weltweitem Interesse, denn die Kontrahenten sind Atommächte. Außereuropäische Perspektive: der Kaschmir-Konflikt 5.17 M 1: Der indische Premierminister Narendra Modi (geboren 1950). 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 MUSTER
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