Denkmal 7/8 + E-Book

234 Krieg in Slowenien und Kroatien Als unmittelbare Antwort auf die Unabhängigkeitserklärungen von Slowenien und Kroatien (25. Juni 1991) verlegte die Jugoslawische Volksarmee (JVA) Einheiten in den Norden des Landes. In Slowenien kam es primär an den Grenzübergängen zu Kampfhandlungen. Nach wenigen Tagen zog sich die JVA jedoch zurück, um mit serbischen paramilitärischen Einheiten in Kroatien zu kooperieren, wo im August 1991 ein großflächiger Krieg ausbrach. Aus der selbstproklamierten Republik Serbische Krajina (ca. ein Drittel des kroatischen Staatsgebiets) wurde dabei die nichtserbische Bevölkerung vertrieben. Im Rahmen einer kroatischen Offensive 1995 zur Wiederherstellung des Staatsterritoriums wurden wiederum Serbinnen und Serben aus den umkämpften Landesteilen vertrieben. Krieg in Bosnien-Herzegowina Bosnien-Herzegowina wurde zum blutigsten Schauplatz der Jugoslawienkriege, da der Nationalismus entlang ethnischer Trennlinien hier auf ein weitgehend multiethnisches Territorium traf, insbesondere in den Städten. Nach einem mit der Europäischen Gemeinschaft abgestimmten Referendum 1992, das vorrangig mit den Stimmen der bosniakischen und kroatischen Bevölkerung für die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas ausfiel, entwickelten sich lokale Auseinandersetzungen rasch zu einem offenen Krieg. Serbische Einheiten begannen, die Idee eines homogen-serbischen Territoriums mit äußerster Brutalität, insbesondere gegen die bosniakische Bevölkerung, umzusetzen. Diese als „ethnische Säuberung“ bezeichnete Vorgehensweise wurde daraufhin auch von den anderen Kriegsparteien verfolgt. Spätestens mit dem Zerbrechen der bosniakisch-kroatischen Allianz und dem ausbrechenden Krieg zwischen diesen beiden ehemaligen Verbündeten schien Bosnien-Herzegowina als Gesamtstaat vor dem Aus zu stehen. Erst eine amerikanische Intervention beendete 1994 diesen „Krieg im Krieg“, woraufhin die bosniakisch-kroatischen Truppen mit Unterstützung der NATO die serbischen Streitkräfte zurückdrängen konnten. 1995 beendete das Abkommen von Dayton (Ohio, USA) den Krieg in Bosnien. Es umfasste Zugeständnisse an alle Seiten sowie die kriegsbedingte Teilung entlang ethnischer Prinzipien in der nunmehr aus zwei Entitäten – einer serbischen (49 Prozent des Territoriums) und einer bosniakisch-kroatischen (51 Prozent) – bestehenden Republik Bosnien und Herzegowina. Srebrenica Systematische Vergewaltigungen und Massenmorde waren brutaler Bestandteil der Kriegsführung wie auch die Zerstörung von Kulturerbe in Form von Gotteshäusern (insbesondere Moscheen), Brücken und Bibliotheken. Die Hauptstadt Sarajevo wurde knapp vier Jahre lang belagert, wobei die Bevölkerung notdürftig über eine Luftbrücke und einen während des Krieges erbauten Tunnel versorgt wurde. Stellvertretend für die Brutalität des Krieges in Bosnien-Herzegowina steht der Völkermord von Srebrenica, wo im Juli 1995 serbische Einheiten in die dortige UN-Schutzzone eindrangen und innerhalb weniger Tage mehr als 8 000 – fast ausschließlich männliche – Bosniaken ermordeten. Zu den mehr als 100000 Kriegsopfern kamen über zwei Millionen Flüchtende, rund die Hälfte der Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas zu Kriegsbeginn. Auf den institutionellen Zerfall Jugoslawiens folgte ein Krieg, der insbesondere in Bosnien-Herzegowina, wo die simplen Parolen der Nationalisten auf eine komplexe multiethnische Bevölkerungsstruktur trafen, mit äußerster Brutalität geführt wurde. Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien 5.8 M 1: Der deutschsprachige Trailer zu „No Man̓ s Land“, einem Film über den Bosnienkrieg, der 2002 mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde. https://www.youtube. com/watch?v=x4liIZV_ ydI M 2: Die Inhaltsangabe zuw „No Man̓ s Land“ auf www.kino-zeit.de. https://www.kinozeit.de/film-kritikentrailer/no-man-sland-the-rise-ofreeker  Mehr dazu … Der preisgekrönte Spielfilm „Quo Vadis, Aida?“ aus dem Jahr 2020 zeigt die Ereignisse von Srebrenica aus der Perspektive zweier Frauen. https://www. youtube. com/watch? v=rplDTnTknqM 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 MUSTER

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