225 Die multipolare Welt nach 1989 M 3: Montagsdemonstration für politische Reformen in Leipzig am 9. Oktober 1989, bei der sich 70 000 Menschen in der Innenstadt versammelten. Foto von Aram Radomski, 1989. M 4: So interpretiert der Historiker Rainer Eckert den 9. Oktober im Jahr 2009: Die Wirkung des 9. Oktobers in Leipzig wurde dadurch wesentlich verstärkt, dass es den Oppositionellen […] gelungen war, die entscheidende Montagsdemonstration mit einer Videokamera vom Turm der Reformierten Kirche aus aufzunehmen. Die unscharfen Bilder konnte man am nächsten Abend in den Tagesthemen der ARD sehen. […] Es war der Tag der Entscheidung, der Tag der Überwindung der Angst. Aus dieser Perspektive ist der Fall der Berliner Mauer am 9. November – allerdings mit spektakuläreren Fernsehbildern – ein abgeleitetes Ereignis. In Leipzig ging es um Freiheit und Selbstbefreiung. Erstmals in der deutschen Nationalgeschichte konnte eine Diktatur unblutig und von innen gestürzt werden. […] Oft wird nicht erkannt, welche Bedeutung dem Volk auf den Straßen gegen eine Diktatur zukommt – und dass der Fall der Berliner Mauer einen Monat später zuallererst das Resultat einer Verwaltungspanne war. Eckert, Rainer: Der 9. Oktober. Tag der Entscheidung in Leipzig. In: Henke, Klaus-Dietmar (Hrsg.): Revolution und Vereinigung 1989/90. Als in Deutschland die Realität die Phantasie überholte. München: dtv 2009, S. 222. D 1. Beschreiben Sie die beiden Fotos M 2 und M 3 arbeitsteilig und ordnen Sie sie in den historischen Kontext ein. 2. Fassen Sie die in M 4 gegebenen Orientierungsangebote in drei Thesen zusammen. 3. Diskutieren Sie im Podcast-Format in einer Expertenrunde (s. 5.23) zu der Frage, ob nicht der 9. Oktober der geeignetere „Tag der Entscheidung“ für die Geschichtsbücher wäre und der 9./10. November nur die logische Folge war. 4. Schätzen Sie die gesellschaftlichen Folgen der Entscheidung ab, die beiden deutschen Staaten wieder zu vereinigen. Aufgaben MUSTER
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