Denkmal 7/8 + E-Book

18 Italien 1919–1939: Gewalt und Diktatur 1.4 Italien gehörte nach dem Ersten Weltkrieg zu den Siegern, stürzte aber dennoch in eine tiefe Krise, die Benito Mussolini politisch nutzen konnte: In nur sechs Jahren machte er aus dem Staat eine totalitäre Diktatur, die Italien bis 1943 beherrschen sollte. Der Weg dorthin war allerdings weder zwingend noch alternativlos. Faschismus: Eine Folge der Krise Italien befand sich nach dem Ersten Weltkrieg in einer Krise. Viele fühlten sich von der Entente um zugesicherte Gebietsgewinne betrogen. Außerdem schwächelte die Wirtschaft. Abertausende Kriegsheimkehrer blieben ohne Arbeit. Versprechungen, ihnen Land und Arbeit zu geben, blieben unerfüllt. 1919 kam es zu Streiks und Landbesetzungen. National-konservative und katholische Eliten sowie Unternehmer und Landbesitzer fürchteten eine sozialistische Revolution wie 1917 in Russland. Mussolini nutzte diese Furcht: Er gründete 1919 die „Faschistischen Kampfbünde“. Diese gingen mit Gewalt gegen die Streiks vor. Mit Gewalt an die Macht Aus Mussolinis politischer Splittergruppe, die bei der Wahl 1919 ohne Mandat geblieben war, entstand in zwei Jahren eine Bewegung mit 250 000 Mitgliedern. 1922 konnten die Faschisten einen Großstreik der Sozialisten brechen. Mussolini nutzte diesen Erfolg, um König Viktor Emanuel III. mit einem Putsch zu drohen, wenn dieser ihm nicht die Macht übergäbe. Viktor Emanuel gab nach, um einen Bürgerkrieg zu verhindern, und Mussolini wurde Regierungschef einer Koalition aus Faschisten, Nationalkonservativen und Katholiken. Das Ziel seiner Koalitionspartner, den Faschismus durch politische Beteiligung zu zähmen, wurde verfehlt: Mussolini entmachtete das Parlament und rief Neuwahlen aus. Davor hatte er, mithilfe seiner durch Gewalt eingeschüchterten Koalitionspartner, das Wahlrecht geändert. Der Wahlsieger sollte, wenn er mehr als 25 Prozent gewann, zwei Drittel der Mandate erhalten. Die Wahl 1924 brachte das gewünschte Ergebnis: Die Faschisten eroberten 404 Sitze, die Opposition 106. Mord und Staatsstreich Als der sozialistische Abgeordnete Giacomo Matteotti den Faschisten Wahlmanipulation vorwarf, ermordeten ihn diese. Die öffentliche Empörung war groß; da Opposition und König aber untätig blieben, überstand Mussolini die Krise und ging zum Angriff über: Er übernahm die politische Verantwortung für den Mord und erklärte sich gleichzeitig zum Diktator: Er verbot andere Parteien, die antifaschistische Presse, ließ Gegnerinnen und Gegner inhaftieren und hebelte Bürgerrechte wie die Meinungsfreiheit und das Streikrecht aus. 1926/1927 schuf er einen politischen Sondergerichtshof und eine Geheimpolizei. Die Todesstrafe für „politische Verbrechen“ wurde eingeführt. Regimegegnerinnen und -gegner, die nicht fliehen konnten, wurden in Lagern interniert. Schließlich ließen sich die Faschisten den Umbau Italiens zu einem totalitären, faschistischen Einheitsstaat in einer Scheinwahl 1929 legitimieren. M 1: Italienische Postkarte, die dem Bolschewismus den Faschismus gegenüberstellt. Postkarte, um 1930. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 M 2: Mit Fotografien wie dieser, die ihn bei alltäglichen Arbeiten wie der Weizenernte zeigen, arbeitete Benito Mussolini systematisch an seinem Image als vitaler Alleskönner und Übermensch. Foto, 1933. MUSTER

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