193 1. Schildern Sie die Herausbildung der Friedensbewegung in der BRD mithilfe des Darstellungstextes links. 2. Nehmen Sie zur Protestform der Kriegsdienstverweigerung, die durch M 1 vermittelt wird, Stellung. 3. Erläutern Sie aufbauend auf M 2 die Bedeutung von zivilgesellschaftlichen Debatten. Einigen Sie sich dann auf ein aktuell diskutiertes gesellschaftsrelevantes Thema und entwickeln Sie dazu eine eigene Stellungnahme durch ein Medium Ihrer Wahl (Leserbrief, Tweet, Posting auf Instagram …). 4. Dekonstruieren Sie das vorliegende Schulbuch hinsichtlich der in M 3 vertretenen Auffassung über das Verhältnis von Krieg und Frieden in der Geschichtswissenschaft. 5. Erstellen Sie eine Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern Ihrer Schulstufe und erheben Sie deren Ansichten zur Kriegsdienstverweigerung. (Achten Sie dabei auf die Prinzipien der sozialwissenschaftlichen Forschung wie etwa Nachvollziehbarkeit, Vollständigkeit der Daten, Offenlegung der eigenen Annahmen.) M3: Der Politikwissenschaftler und Friedensaktivist Andreas Buro über das Verhältnis von Krieg und Frieden in der Geschichtswissenschaft (2008): Die Herstellung und Sicherung von Frieden nach außen und innen ist ein Menschheitsanliegen aller Zeiten. In den gängigen historischen Darstellungen haben diese Bemühungen allerdings nur einen kleinen Stellenwert. Die dominante Geschichtswissenschaft erzählt vorrangig von Kriegen, militärischen Siegen und Niederlagen. Auch Friedensschlüsse erscheinen meist als ein Teil der Kriegsgeschichte. Die Feldherren der blutigsten Kriege werden, wenn sie nur erfolgreich waren, mit dem Beinamen „der Große“ ausgezeichnet. Buro, Andreas: Die Friedensbewegung. In: Roth, Roland u. Rucht, Dieter (Hg.): Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch. Frankfurt/New York: Campus 2008, S. 269. D M2: Der Auszug aus dem „Krefelder Appell“ (16. November 1980) betont die Bedeutung der zivilgesellschaftlichen Debatten: In der Öffentlichkeit wächst die Sorge über die jüngste Entwicklung. Immer entschiedener werden die Möglichkeiten einer alternativen Sicherheitspolitik diskutiert. Solche Überlegungen sind von großer Bedeutung für den demokratischen Prozess der Willensbildung und können dazu beitragen, dass unser Volk sich nicht plötzlich vollzogenen Tatsachen gegenübergestellt sieht. Faksimile. Archiv Grünes Gedächtnis. Berlin 2012. Q Transformationen nach 1968 Ziele und Wirkung der neuen Friedensbewegung Die Friedensbewegungen in der BRD nach 1945 konzentrierten sich im Kern auf zwei Themen. Das war einerseits die Überwindung des Krieges an sich. Andererseits rückten sie Fragen nach der Ermöglichung von Frieden in den Vordergrund. In Bezug darauf wurde über neue Formen der Konfliktbearbeitung ohne Waffengewalt nachgedacht. Es gab auch Friedensgruppen, die sich für den Frieden im weitesten Sinne stark machten: Sie setzten sich für soziale Gerechtigkeit ein und benannten deren Fehlen als häufige Konfliktursache. Insgesamt war die direkte Einflussnahme der neuen Friedensbewegung auf die Politik in den 1970er- und 1980er-Jahren nicht sehr hoch. Der westdeutsche Bundestag beschloss die Stationierung der Mittelstreckenraketen gegen das „Votum der Straße“. Allerdings wurde ein sozialer Lernprozess angestoßen, Frieden als wichtiges gesellschaftspolitisches Thema zu etablieren. 55 60 65 70 75 Aufgaben MUSTER
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