Denkmal 7/8 + E-Book

192 Die neue Friedensbewegung in der BRD 4.14 M 1: Plakat der westdeutschen Friedensbewegung von 1981. Die Kriegsdienstverweigerung stellte seit den 1960erJahren eine Möglichkeit für junge Männer dar, ihren Protest gegen das atomare Wettrüsten auszudrücken. Viele Verweigerer wurden aber mit dem „Drückeberger“-Narrativ konfrontiert, der schon im Ersten und Zweiten Weltkrieg weit verbreitet gewesen war. Ein Verdienst der Friedensbewegung war sicherlich, die gesellschaftliche Akzeptanz der Kriegsdienstverweigerung zu erhöhen. Der NATO-Doppelbeschluss In Westdeutschland entwickelte sich infolge des NATO-Doppelbeschlusses 1979 die größte Massenbewegung seiner bisherigen Geschichte. Der Beschluss sah vor, der Sowjetunion Verhandlungen über die Reduktion ihrer Mittelstreckenraketen in Europa anzubieten. Sollte bis 1983 kein Ergebnis vorliegen, drohte die NATO mit der Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Westeuropa. Ein atomares Aufrüsten auf beiden Seiten war die Folge. Menschen aus unterschiedlichen sozialen Bewegungen schlossen sich in der ganzen BRD zu Friedensgruppen zusammen. 1980 unterzeichneten zwei Millionen Menschen den „Krefelder Appell“. Er forderte die Bundesregierung auf, die Zustimmung zur Stationierung der Mittelstreckenraketen zurückzuziehen und das nukleare Wettrüsten zu beenden. Aktivistinnen und Aktivisten blockierten die Zufahrten von Raketenstützpunkten und riefen zur Kriegsdienstverweigerung und zivilem Ungehorsam auf. 1981 kam es zu mehreren Massenkundgebungen. 1982 beteiligten sich 500 000 Menschen an den wiederbelebten Ostermärschen. Eine wichtige Rolle für die Mobilisierungserfolge spielte dabei der Koordinierungsausschuss. Dort hatten sich 30 Gruppen aus dem christlichen, parteinahen sowie unabhängigen Spektrum zusammengeschlossen und damit ein organisatorisches Zentrum der Friedensbewegung geschaffen. Vorgeschichte der westdeutschen Friedensbewegung Der NATO-Doppelbeschluss hatte neuen Schwung in die westdeutsche Friedensbewegung gebracht, existiert hatte sie schon davor. Bereits in den 1950erJahren stellten sich in der Kampagne „Kampf dem Atomtod“ christliche Gruppen, Gewerkschaften, SPD und FDP gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. In den 1960er-Jahren etablierten sich von Massenparteien unabhängige Strukturen. Den ersten Höhepunkt der westdeutschen Friedensbewegung bildeten die nach britischem Vorbild organisierten Ostermärsche. Wichtige Impulse kamen schließlich auch von den Anti- Vietnam-Kriegsprotesten. Sie spielten global betrachtet eine große Rolle bei der Politisierung der Friedensbewegung. Der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki 1945 bedeutete eine Zäsur in der Entwicklung der Friedensbewegung. Das atomare Aufrüsten im Kalten Krieg schürte die Befürchtung, ein zukünftiger Atomkrieg könnte die ganze menschliche Zivilisation auslöschen. Das hatte großes Mobilisierungspotenzial. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 MUSTER

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