178 Außereuropäische Perspektive: Chinas Öffnung 4.7 M 1: Richard Nixon trifft Mao Zedong in Peking. Foto, 1972. M 2: Deng Xiaoping (1904–1997), chinesischer Politiker und Parteiführer, der China von 1979 bis 1997 regierte. Foto aus den 1970erJahren. Nach dem Tod von Mao Zedong wurde die sogenannte „Reform- und Öffnungspolitik“ eingeleitet, die China bis heute prägt. Forderungen nach mehr Mitspracherechten der Bevölkerung wurden trotz aller Reformen jedoch weiterhin brutal unterdrückt. Öffnung und Entideologisierung Durch den Bruch mit der UdSSR (s. 3.10) und die ideologischen Differenzen zum Westen war China außenpolitisch isoliert. Mit der Aufnahme in die UNO 1971 und die Annäherung an die USA, die durch einen Chinabesuch des US-Präsidenten Richard Nixon 1972 unterstrichen wurde, erfolgte eine vorsichtige Öffnung. Die Normalisierung der Beziehung zur UdSSR erfolgte erst in den 1980ern. Nach Maos Tod 1976 übernahmen die moderaten Kräfte um Deng Xiaoping die Macht, der als ersten Schritt die Kulturrevolution für ungültig erklärte. Um dabei Maos Absichten und Autorität nicht gänzlich infrage zu stellen, schob man die Verantwortung für diese Kampagne, die im Chaos geendet war, größtenteils der linksradikalen „Viererbande“ um Maos Witwe Jiang Qing zu. „Reform- und Öffnungspolitik“ Unter diesen Schlagworten setzte Deng Xiaoping politische und wirtschaftliche Reformen um, die bis heute als Startpunkt für einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufbruch gesehen werden. Mit einem weitreichenden Modernisierungsprogramm führte er eine „sozialistische Marktwirtschaft“ ein, durch welche die Wirtschaft bald florierte und das Durchschnittseinkommen deutlich anstieg. Millionen von Chinesinnen und Chinesen wurden so aus der Armut geholt. Ein wichtiger sozioökonomischer Eingriff war 1980 die Einführung der EinKind-Politik, die bis 2016 in Kraft war und das rasante Bevölkerungswachstum Chinas bremsen sollte, indem jeder Familie nur ein Kind erlaubt wurde. Daneben wurde auch an politischen Reformen gearbeitet, deren Grundlage eine neue Verfassung (die mit Änderungen bis heute in Kraft ist) bot. Die Liberalisierung in der Politik beinhaltete unter anderem Amtszeitbeschränkungen für hohe Ämter, Einschränkungen der Macht des Parteivorsitzenden (um eine Diktatur zu verhindern) und eine allgemeine Orientierung am westlichen Rechtswesen. Proteste Trotz aller politischer Neuerungen hielten sich die Reformen in den Grenzen des Einparteiensystems. Meinungs- und Versammlungsverbote blieben bestehen. Dennoch verlangten die Menschen mehr Mitspracherecht und Freiheit. Dies zeigte sich am Beispiel des nach dem Prager Frühling (s. 4.4) benannten Pekinger Frühlings am Ende der 1970er-Jahre, als der chinesischen Bevölkerung erstmals erlaubt wurde, Kritik an der Regierung zu üben. Eine kritische Zeitung, die hauptsächlich die Menschenrechte zum Thema hatte, wurde einige Monate lang von der Führung geduldet. Dramatischer und durch die Präsenz internationaler Presse bekannter waren die Proteste am Tian’anmen-Platz in Peking 1989. Ausgelöst durch die Trauerfeier anlässlich des Todes des liberalen ExGeneralsekretärs der KPCh Hu Yaobang und inspiriert durch die Ereignisse im Ostblock dieses Jahres (s. 5.2) kam es in einigen Städten zu Demonstrationen. Gefordert wurden erneut Demokratie, Freiheit und Bürgerrechte. Die Situation eskalierte jedoch, als radikalisierte Studentinnen und Studenten am Tian’anmen-Platz in Peking gewaltsam mit dem Militär zusammenstießen, welches die Proteste schlussendlich blutig niederschlug. Trotz harter internationaler Reaktionen erließ die chinesische Führung hohe Strafen und Todesurteile für Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Intellektuelle, die sich den Protesten angeschlossen hatten. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 Viererbande, die: Gruppe linksradikaler Führungskräfte bestehend aus Jiang Qing (Maos Witwe), Zhang Chunqiao, Yao Wenyuan und Wang Hongwen; sie übten von 1966 bis 1976 großen Einfluss im Rahmen der „Kulturrevolution“ in China aus. MUSTER
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