174 M 1: Ho Chi Minh (1890–1969), vietnamesischer Revolutionär und Politiker. Porträtaufnahme, vermutlich 1960. M 2: Richard Nixon (1913–1994), 37. USPräsident von 1969– 1974. Foto, undatiert. Erster Indochinakrieg Während des Zweiten Weltkriegs formierte sich die kommunistische Volksfrontbewegung Viet Minh unter ihrem charismatischen Anführer Ho Chi Minh (s. 1.3), um gegen die französische und japanische Kolonialherrschaft zu kämpfen. Am Ende des Zweiten Weltkriegs erklärte die Viet Minh Vietnam für unabhängig, was von den französischen Kolonialherren abgelehnt wurde. So begann der Erste Indochinakrieg (1946–1954), ein Abnützungskrieg, den die militärisch überlegenen Franzosen nicht gewinnen konnten. Nach einer schweren Niederlage der Franzosen in Dien Bien Phu kam es 1954 zur Genfer Indochina-Konferenz, auf der Vietnam offiziell in ein kommunistisches Nord- und ein nationalistisches, pro-westliches Südvietnam geteilt wurde. Frankreich zog alle Truppen aus Indochina ab. Zweiter Indochinakrieg Bereits seit 1950 hatten die USA die Franzosen unterstützt, denn sie befürchteten gemäß der Dominotheorie, dass sich ganz Indochina dem Kommunismus zuwenden würde. Die anfängliche finanzielle Hilfe weitete sich daher schnell zu einer militärischen Beratertätigkeit mit 16 000 Mann aus. Die Amerikaner unterstützten gleichzeitig auch das korrupte und autoritäre Regime in Südvietnam. Da dieses von großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt wurde, kam es zu Protesten und später zum Bürgerkrieg. In diesem Krieg kämpfte das südvietnamesische Regime mit den US-Truppen gegen die Nationale Befreiungsfront Südvietnams (FNL = Front National de Liberation, Nachfolger der Viet Minh, auch als Vietcong bezeichnet) und nordvietnamesische Truppen, die von der UdSSR und China unterstützt wurden. Der Konflikt war zu einem Stellvertreterkrieg geworden. Veranlasst durch den Tonkin-Zwischenfall, bei dem angeblich US-Schiffe beschossen worden waren, griffen die USA 1964 militärisch in den Krieg ein. Dieser Zweite Indochinakrieg, besser bekannt als Vietnamkrieg (1964–1975), zeichnete sich durch die militärische Überlegenheit der USA aus, die im Guerillakampf allerdings keinen Vorteil brachte. Überraschungsangriffe des Vietcongs und der nordvietnamesischen Truppen ließen die amerikanische Öffentlichkeit 1968 schließlich erkennen, dass der Krieg in Vietnam nicht zu gewinnen war. US-Präsident Nixon wollte den Krieg „vietnamisieren“, also zu einer innervietnamesischen Angelegenheit machen, und alle amerikanischen Truppen schrittweise abziehen. Dieses Ziel erreichte Nixon 1973 mit einem Waffenstillstandsabkommen. 1975 endete der Krieg mit der Einnahme der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon durch nordvietnamesische Truppen und der Wiedervereinigung Vietnams. Dritter Indochinakrieg Durch den Sieg Nordvietnams war die Region nicht friedlicher geworden. Grenzstreitigkeiten mit dem Regime der Roten Khmer in Kambodscha veranlassten Vietnam 1979 zu einer militärischen Intervention. Zwar konnten die Roten Khmer rasch abgesetzt werden, der Krieg dauerte jedoch noch bis 1989. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 Außereuropäische Perspektive: der Indochinakonflikt 4.5 Dekolonialisierungskrieg, Befreiungskrieg, Stellvertreterkrieg, Bürgerkrieg, Revolutionskrieg, Guerillakrieg – der Konflikt in Indochina und speziell in Vietnam hatte viele Facetten. Seine Ursprünge waren im Kolonialismus, seine Eskalation im Kalten Krieg zu finden. Er wurde zur längsten militärischen Auseinandersetzung des 20. Jahrhunderts. Abnützungskrieg, der: lange andauernder Krieg mit hohen Verlusten, aber ohne nennenswerte Gebietsgewinne Roten Khmer, die: maoistisch-nationalistische Guerillabewegung in Kambodscha unter ihrem Führer Pol Pot Guerillakampf, der: Kriegstaktik, bei der oft aus dem Hinterhalt mit kleinen Truppenverbänden operiert wird. Große Schlachten werden vermieden. MUSTER
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