171 M 1: Der „Rückenakt“ der „Kommune I“ gilt als eine der bildlichen Ikonen der 68erBewegung. Foto von Thomas Hesterberg, 1967. Aufgaben 1. Interpretieren Sie die Fotografie M 1 in Hinblick auf Symbolgehalt und öffentliche Wirkung im Umfeld der 68er-Bewegung. 2. Vergleichen Sie die Darstellungen zu der 68er-Bewegung (M 2, M 3) in Bezug auf die Nachwirkungen in der Gegenwart. Arbeiten Sie dabei die der Bewegung zugeschriebenen Erfolge heraus. 3. Beurteilen Sie, inwieweit 1968 ein „grenzüberschreitender Erinnerungsort und ein zentraler Wendepunkt des 20. Jahrhunderts“ (M 3) war. 4. Diskutieren Sie mögliche Parallelen der 68er-Proteste mit aktuellen Jugendprotesten und gehen Sie dabei auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten ein. M 2: Der Politikwissenschafter Hubert Kleinert über den Vergleich heutiger Generationen zu 1968 (2008): Die Permissivität [hier: nachgiebige Einstellung] der heutigen Gesellschaft würde keiner jungen Generation auch nur annähernd die Provokationsräume liefern, wie sie die 68er hatten. Zu dieser Liberalisierung hat die Protestbewegung beigetragen, freilich auf widerspruchsvolle Weise. Sie selber war überwiegend gar nicht liberal – oft nicht mal tolerant. […] Wenn es ein „Programm von 1968“ gegeben hätte, hätte dies nur scheitern können. Sicher darf man Geschichte nicht einfach vom Ergebnis her betrachten. Aber die Selbstsuggestion der Protestierenden von der revolutionären Situation war absurd und der Kostümierungsversuch der antiautoritären Revoluzzer als selbsternannte Arbeiterführer kurios. Kleinert, Hubert: Mythos 1968, in: APuZ 14–15/2008, S. 8–15, S. 15. D M 3: Der Historiker Martin Klimke zur Frage, was von 1968 bleibt (2008): Auch wenn es keiner dieser Bewegungen [Anm.: von 1968] letztlich gelang, die etablierten Ordnungen vollständig zu überwinden, trugen sie doch mit ihrem utopischen Selbstverständnis und globalem Anspruch zur Überwindung einer bipolaren Weltsicht [bei]. […] Gerade im historischen Scheitern des durch die Protestbewegungen der 1960er Jahre vorangetriebenen, transnationalen revolutionären Projekts liegt somit die ungebrochene Faszinationskraft von „1968“ als grenzüberschreitendem Erinnerungsort und einem der zentralen Wendepunkte des 20. Jahrhunderts. Klimke, Martin: 1968 als transnationales Ereignis, in: APuZ 14–15/2008, S. 22–27, S. 27. D Kommune I, die: politisch motivierte Wohngemeinschaft in Westberlin, die ein Gegenmodell zur bürgerlichen Kleinfamilie darstellen sollte Transformationen nach 1968 MUSTER
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