Denkmal 7/8 + E-Book

150 British India Ab dem 18. Jahrhundert nahm der britische Einfluss in Indien zu, bis es 1877 zum Kaiserreich wurde und der britischen Krone unterstand. Unabhängigkeitsbestrebungen wurden durch den 1885 von Hindus und Muslimen gegründeten Indischen Nationalkongress gebündelt. Ein Jahrzehnt später spaltete sich jedoch die Muslimliga ab, da sie einen zu großen Einfluss der Hindus befürchtete. Mahatma Gandhi Erst durch Mahatma Gandhi, der sich als Rechtsanwalt in Südafrika für die indische Minderheit eingesetzt und Erfahrung im Umgang mit der britischen Kolonialmacht gesammelt hatte, wurde der Nationalkongress ab 1915 zur Massenorganisation. Gandhi setzte im Kampf für die Unabhängigkeit auf die Grundhaltung Satyagraha (übertragen: „Kraft der Wahrheit“). Diese beruht auf Gewaltlosigkeit (Ahisma) und der Bereitschaft, Leid auf sich zu nehmen. Durch den Appell an die Vernunft des Gegners soll dieser überzeugt werden. Diesen Prinzipien entsprechend leistete Gandhi aktiven, aber gewaltfreien Widerstand gegen die Briten. Dies wurde durch Petitionen, Hungerstreiks oder die Kampagne der Nichtkooperation deutlich: Indische Unterbeamte sollten nicht mit den Briten zusammenarbeiten. Denn Gandhis Ansicht nach konnte eine kleine britische Minderheit nicht ganz Indien beherrschen, wenn die Bevölkerung nicht kooperierte. Zentral für den gewaltlosen Widerstand war der zivile Ungehorsam. Berühmtes Beispiel hierfür ist der Salzmarsch. 1930 rief Gandhi dazu auf, die britischen Steuern auf Salz zu verweigern. Er marschierte mit seinen Anhän5 10 15 20 25 30 35 40 gern knapp 400 km zum Meer, um dort Salz abzubauen, wodurch er das britische Monopol auf Salzverarbeitung brechen wollte. Gandhi und Zehntausende seiner Anhängerinnen und Anhänger wurden festgenommen. Das Salzmonopol wurde zwar nicht abgeschafft, doch die indische Bevölkerung wurde für die Unabhängigkeitsbewegung mobilisiert. Während des Zweiten Weltkriegs forcierte Gandhi die Quit-India-Bewegung. Die Briten sollten Indien sofort verlassen. Die Bewegung wurde vom britischen Militär niedergeschlagen und Gandhi, der insgesamt acht Jahre im Gefängnis saß, erneut verhaftet. Unabhängigkeit und Teilung 1947 mussten die Briten nachgeben und Indien in die Unabhängigkeit entlassen. Allerdings wurden Pakistan und Indien entlang der religiösen Bruchlinie zwischen Hindus und Muslimen geteilt. Gandhi, allen Religionen gegenüber tolerant, hatte sich stets gegen eine Teilung ausgesprochen, doch die Muslimliga befürchtete, in einem unabhängigen, hinduistischen Indien ausgegrenzt zu werden. In den folgenden drei Jahren emigrierten zehn Millionen Menschen nach Indien bzw. Pakistan. Gandhi wurde 1948 von einem fanatischen Hindu erschossen. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs nahmen an den Trauerfeierlichkeiten zu Ehren Gandhis teil. Im Laufe seines Lebens war er zwölfmal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden. 45 50 55 60 65 70 75 Dass das indische Streben nach Unabhängigkeit von der britischen Krone im 20. Jahrhundert nicht in Gewalt ausartete, lag am Wirken Mahatma Gandhis. Durch seinen gewaltlosen Widerstand erreichte er die Unabhängigkeit. Die Teilung Indiens entlang religiöser Bruchlinien konnte er jedoch nicht verhindern. Außereuropäische Perspektive: Indiens Unabhängigkeit 3.16 M 1: Muhammad Ali Jinnah (1876–1948), Präsident der Muslimliga und Gründer Pakistans, hier auf einem Gemälde von 1945. M 2: Mahatma Gandhi (1869–1948), Foto, um 1945. MUSTER

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==