145 Die bipolare Welt nach 1945 Aufgaben 1. Ermitteln Sie anhand der Karte (M 3), welche Gebietsgewinne Israel im Zuge des Sechstagekriegs erlangte. Beurteilen Sie, inwieweit der überwältigende militärische Sieg Israels zu politischen Problemen führen konnte. 2. Erklären Sie anhand der Darstellung (M 2) das palästinensische Rückkehrrecht und bewerten Sie die israelische Ablehnung des Gesetzes. 3. Vergleichen Sie die Augenzeugenberichte (M 4) in Hinblick auf die Bedeutung der Annexion Ost-Jerusalems für die palästinensische und jüdische Bevölkerung. M 4: Augenzeugenberichte eines Arabers und eines Juden nach der Annexion von Ost-Jerusalem (1967): Ich war mit meiner Familie unterwegs durch die Altstadt. Das marokkanische Wohnviertel lag auf unserem Weg, aber das Viertel gab es nicht mehr. Ich sah, wie Bulldozer alles dem Erdboden gleichmachten. Soldaten tanzten auf den Ruinen. Sie riefen etwas in einer Sprache, die ich nicht kannte. Sie waren alle siegestrunken. Ich fing an zu schreien. Ich kannte so viele Freunde, die da gelebt haben. Ich kannte die Gesichter des Viertels. Die Bulldozer zerstörten alles und schufen einen großen Platz für Besucher der Klagemauer. (Nazmi al-Dschubeh, Palästinenser) Wir betraten die Altstadt durch das Löwentor. Mein Vater war 1935 nach Israel gekommen, er erinnerte sich daher an die Klagemauer. Er war als junger Mann oft dorthin gegangen. Bis 1948 war es erlaubt, unter den Jordaniern von 1948 bis 1967 dann nicht mehr. Mein Vater legte seine Hand an die Klagemauer und stützte sich mit dem Kopf darauf ab. Ich blickte zu ihm und war wie gelähmt. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich meinen Vater weinen sah. Ich weiß nicht, was für mich bewegender war, die Klagemauer oder mein Vater. (Jitzchak Feller, Israeli) Schäuble, M., Flug, N.: Die 60er Jahre und der 6-Tage-Krieg, in: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser, München/Wien (2007), online abrufbar unter: https://www.bpb.de/internationales/asien/israel/45052/sechs-tage-krieg (02.03.2021 [gekürzt]) Q M 2: Das UN-Rückkehrrecht: Die Resolution 194 der UN-Generalversammlung von 1948 sieht die Rückkehr bzw. Entschädigung der palästinensischen Flüchtlinge und Vertriebenen sowie ihrer Nachfahren vor. Gemäß vorherrschender internationaler Interpretation begründet sie ein unveräußerliches Rückkehrrecht für Palästinaflüchtlinge von 1948. Die Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge bzw. ihrer Nachfahren ist einer der am stärksten umstrittenen Konfliktgegenstände zwischen Israel und den Palästinensern, da Israel den Verlust der jüdischen Bevölkerungsmehrheit fürchtet – und damit den Anspruch verlieren könnte, sich als jüdischer Staat zu definieren. Asseburg M., Busse, J.: Der Nahostkonflikt. Geschichte, Positionen, Perspektiven, München (2020), S. 72. D Totes Meer Rotes Meer Jordan Mi t te l - meer Haifa 1967 Nazareth Gazastreifen Gaza Tel Aviv Nablus Be’er Scheva Jerusalem Bethlehem Golanhöhen Westjordanland Sinai Jordanien Israel Syrien Libanon Ägypten Folgendes Sechstagekrieges (1967) Israel 1967 von Israel besetzt, 1981 annektiert 1967 von Israel besetzt, seit 1993 z. T. unter palästin. Verwaltung 1967 von Israel besetzt, 1982 Abzug israelischer Truppen UN-Sicherheitszone (seit 1974) Staatsgrenze Israel 42920EX © Westermann 0 20 40 60 km M 3: Karte des Nahen Ostens 1967. MUSTER
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