Denkmal 7/8 + E-Book

144 Nach der Ablehnung des UN-Teilungsplans von 1947 unterstützte die Arabische Liga die arabische Bevölkerung Palästinas bei ihrer Forderung nach einem unabhängigen Staat. Dies hatte mehrere militärische Konflikte in den ersten Jahrzehnten nach der israelischen Staatsgründung zur Folge. Der Sechstagekrieg Für den ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser blieb wie für die anderen arabischen Staaten die Vernichtung Israels das oberste Ziel. Nasser ließ im Mai 1967 die Straße von Tiran im Golf von Akaba schließen und schnitt den israelischen Hafen Eilat damit von dringend benötigten Ölimporten ab. Daher beschloss Israel am 5. Juni 1967 den militärischen Präventivschlag: Ohne Kriegserklärung erfolgte ein koordinierter Luftangriff auf ägyptische Militärflugplätze. Innerhalb von drei Stunden zerstörte Israel drei Viertel der ägyptischen Luftstreitkräfte. Weil Jordanien auf arabischer Seite in den Konflikt eingriff, zerstörte Israel auch die gesamten Luftstreitkräfte dieses Landes (insgesamt 28 Flugzeuge). Ost-Jerusalem, das von Jordanien verwaltet wurde, eroberte Israel bis zum 7. Juni. Zugleich besiegten die Israelis im Norden auch Syrien und besetzten die Golanhöhen (und die dortigen Jordan-Wasserquellen). Am Abend des 10. Juni stoppten die israelischen Soldaten den Vormarsch am Golan. Am Ende des Sechstagekriegs hatte Israel das Dreifache seines ursprünglichen Territoriums erobert (M 3). Trotz des deutlichen militärischen Sieges war dauerhafter Frieden nicht in Sicht. Israel war nun Besatzungsmacht auf der SinaiHalbinsel (Ägypten), auf den Golanhöhen (Syrien) und in der Westbank mit Ost-Jerusalem (Jordanien). In diesen besetzten Gebieten, von vielen Jüdinnen und Juden als „befreite Gebiete“ bezeichnet, wurden von nun an jüdische Siedlungen errichtet: Sie sind bis heute ein weiterer Streitpunkt in allen Friedensfragen (s. 6.6). Krieg Die gut organisierte jüdische Bevölkerung in Palästina (die Jishuv) wurde trotz eines Embargos mit Waffen aus dem „Ostblock“ versorgt. Auch die Araber wurden ihrerseits mit Waffen ausgestattet. Bis zum Ende des britischen Mandats über Palästina (15. Mai 1948) und der Staatsgründung am 14. Mai 1948 verhielten sich die meisten israelischen Militäreinheiten defensiv. Die Kriegserklärung Ägyptens, Syriens, Transjordaniens, des Libanon, Iraks und Saudi-Arabiens direkt im Anschluss an die Proklamation des Staates Israel endete für die arabische Militärallianz allerdings mit einem Desaster: Bis zu den Waffenstillstandsverhandlungen im Juli 1949 hatte Israel sein Territorium um ein Vielfaches dessen erweitert, was dem Staat im UN-Teilungsplan zugestanden worden war. Dabei wurden insgesamt über 300 000 Araberinnen und Araber vertrieben. Der militärische Sieg bedeutete gleichzeitig die Sicherung der israelischen Staatlichkeit. Zwischen den Fronten: Flüchtlinge Die Vertreibung der Araber, von diesen als al-nakba („die Katastrophe“) bezeichnet, wurde für die nächsten Jahrzehnte zu einem großen Problem für eine friedliche Lösung des Konflikts. Viele Palästinenser waren zwar bereits vor dem Krieg geflüchtet, aber bis heute werden die Flüchtlinge im Westjordanland und im Gazastreifen von anderen arabischen Staaten als Faustpfand instrumentalisiert. Trotz Zusicherung Israels, über die Rückkehr der Flüchtlinge zu verhandeln, gibt es bis heute keine Lösung in dieser Frage. Außereuropäische Perspektive: der Nahostkonflikt bis 1967 3.13 M 1: Gamal Abdel Nasser (1918–1970), ägyptischer Politiker (ab 1954 Staatspräsident). Porträtaufnahme, 1955. Embargo, das: Verbot, mit einem bestimmten Staat Handel zu treiben Präventivkrieg, der: Angriffskrieg, der einem [vermuteten] Angriff des Gegners zuvorkommt Arabische Liga, die: 1945 gegründetes regionales Bündnis von mittlerweile 22 arabischen Staaten, die sich vorwiegend in Nord- und Ostafrika sowie im Nahen Osten befinden 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 MUSTER

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