142 Die Staatsgründung Israels ist eng verknüpft mit den Zielen des Zionismus. Diese vom österreichischen Journalisten Theodor Herzl mitbegründete Bewegung wollte für die in der Diaspora zerstreuten Jüdinnen und Juden einen Nationalstaat in Palästina schaffen. Mit Konsequenzen, die bis in die Gegenwart andauern. Das britische Mandat 1922 wurde Palästina vom Völkerbund unter britisches Mandat gestellt und die Balfour-Deklaration wörtlich in den Mandatstext übernommen. Aus arabischer Perspektive war die jüdische Einwanderung ein Problem. Für einwandernde Juden war es jedoch eine Chance, Antisemitismus und Verfolgung zu entgehen. Von 1919 bis 1931 wanderten ca. 120 000 Jüdinnen und Juden in mehreren Einwanderungswellen nach Palästina ein. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland verstärkte diese Migration noch einmal. Während die Konflikte zwischen Juden und Arabern in Palästina stark zunahmen, zeigte sich die britische Verwaltung zunehmend überfordert: Es entstanden paramilitärische jüdische Untergrundorganisationen wie die Haganah oder die Irgun, die während des arabischen Aufstands von 1936 Vergeltungsmaßnahmen an der arabischen Zivilbevölkerung verübten. Umfangreiche Vergeltungsmaßnahmen gab es aber auch auf arabischer Seite. Die Staatsgründung 1948 Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte die UNO 1947 einen Teilungsplan für das Land. Diesen lehnten die Araber aber durchwegs ab, da sie den Staat Israel nicht anerkannten. Die Jewish Agency war mit dem Plan einverstanden, während nationalistische jüdische Gruppen ablehnend reagierten. Einigung gab es keine. Kurz vor Ende des britischen Mandats am 15. Mai 1948 trat in Tel Aviv der jüdische Nationalrat zusammen und David BenGurion verkündete die Errichtung des Staates Israels. Schon am nächsten Tag begann der Angriff mehrerer arabischer Staaten auf Israel. 45 50 55 60 65 70 75 80 Ein eigener Staat als Ziel Das Ziel eines eigenen Staates Israel wurde erstmals auf dem Zionistenkongress in Basel (1897) formuliert. Dort wurde auch die Forderung „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ ausgegeben, die gleichzeitig aber das Grundproblem des zukünftigen Staates vorwegnahm: Palästina war keineswegs ein „Land ohne Volk“, sondern Teil des Osmanischen Reichs und mehrheitlich von Arabern bewohnt. Der jüdische Bevölkerungsanteil betrug damals ca. 10 Prozent. Die Neuordnung im Nahen Osten Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Nahe Osten unter der Führung Großbritanniens neu geordnet. Das Vereinigte Königreich verfolgte dabei eine Doppelstrategie, um die reichen Ölvorkommen zu sichern und gleichzeitig Unterstützung gegen die Mittelmächte zu erhalten: Wegen der britischen Zusage, „die Unabhängigkeit der Araber“ anzuerkennen, erklärten die Araber dem Osmanischen Reich im Juni 1916 den Krieg. Gleichzeitig verhandelten die Briten mit Frankreich im sogenannten Sykes-Picot-Abkommen (Mai 1916) die Einflusssphären im Nahen Osten. Für Palästina war eine internationale Verwaltung vorgesehen, von einem arabischen Staat war keine Rede mehr. Verkompliziert wurde die Lage zusätzlich durch eine dritte Zusage: Der britische Außenminister Arthur Balfour versprach dem Präsidenten der Zionistischen Föderation in Großbritannien, Lionel Rothschild, im November 1917 die Schaffung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina. In dieser berühmt gewordenen „Balfour-Deklaration“ sprach zum ersten Mal der Vertreter einer Großmacht von einem „jüdischen Volk“: ein großer diplomatischer Sieg für die Zionisten. 5 10 15 20 25 30 35 40 Außereuropäische Perspektive: die Gründung des Staates Israel 3.12 M 1: Theodor Herzl (1860–1904), österreichischer Schriftsteller und zionistischer Politiker. Herzl gilt als Vordenker und ideologischer Vater des Zionismus. Porträtfoto, um 1900. M 2: David Ben-Gurion (1886–1973), israelischer Politiker (von 1948 bis 1953 und von 1955 bis 1963 israelischer Ministerpräsident). Porträtaufnahme, undatiert. Jewish Agency, die: Bei ihrer Gründung die Interessenvertretung der in Palästina lebenden Jüdinnen und Juden; heute „Jewish Agency for Israel“. MUSTER
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