122 3.2 Blockbildung in Europa M 1: Werbeplakat der US-Regierung für den Marshallplan, das die Flaggen der unterstützten Länder zeigt. Aus dem Jahr 1950. M 2: Der 33. US-Präsident (1945–1953) Harry S. Truman (1884–1972). Porträtfoto, um 1945. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und die damit einhergehende politische und wirtschaftliche Schwäche Europas führten zum Aufstieg der Großmächte USA und UdSSR. Eine neue, zweipolige Weltordnung war entstanden. Die beiden Systeme unterschieden sich in politischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ideologischer Hinsicht. Wiederaufbau, und Präsident Franklin D. Roosevelt gestand ihnen ihre Einflusssphäre im für die USA wenig lukrativen Osteuropa zu. Damit sollte Stalin, der dem amerikanischen Imperialismus stets ablehnend gegenübergestanden hatte, besänftigt werden. Stalin selbst hielt eine Zusammenarbeit mit den „Imperialisten“ jedoch nur für einen zeitlich begrenzten Raum möglich. Der Marshallplan Das dauerhafte Auseinanderdriften zwischen dem westlichen und östlichen Europa folgte auf den Entschluss zum Marshallplan 1948. US-Präsident Harry S. Truman und US-Außenminister George C. Marshall verabschiedeten ein noch nie dagewesenes Hilfsprogramm zum Wiederaufbau der westeuropäischen Staaten. Mit den gezielten Wirtschaftshilfen beförderte Truman außerdem die „Containment-Politik“ gegen den globalen Einfluss des Kommunismus. Unter kommunistischer Kontrolle wurden in Osteuropa demokratische Kräfte und Oppositionsgruppen unter Zuhilfenahme von polizeistaatlichem Terror ausgeschaltet. Nach sowjetischem Vorbild wurde die Schwerindustrie gefördert, die Landwirtschaft kollektiviert und die Wirtschaftsproduktion zentralistisch geplant. Die Handelsbeziehungen zum Westen wurden stark reduziert. Zur militärischen Absicherung wurden die Bündnisse NATO (Westen) und Warschauer Pakt (Osten) gegründet. Die neuen Machtblöcke Die angespannte wirtschaftliche Lage und die unklare politische Situation nach dem Krieg sorgten für Instabilität auf dem europäischen Kontinent. Großbritannien, Frankreich und vor allem Deutschland hatten viel ihrer ehemaligen Stärke eingebüßt. Die neuen „Supermächte“ waren an einer raschen Stabilisierung der politischen Situation interessiert, um den fragilen Frieden nicht zu gefährden. Die USA brauchten Handelspartner und Absatzmärkte, um ihre auf Hochtouren laufenden Industrie- und Wirtschaftsbetriebe bedienen zu können. Sie stützten die europäischen Staaten daher mit Krediten und Hilfslieferungen, um die kriegsgebeutelten Volkswirtschaften ehestmöglich wieder konkurrenzfähig zu machen. Die stalinistische UdSSR hingegen wollte eine Abhängigkeit der europäischen Staatenwelt von den USA mit allen Mitteln verhindern. Sie plädierte für einen Konsumverzicht und einen raschen Wiederaufbau der beeinflussbaren Staaten. Dazu sollten Verkehrsverbindungen wiederhergestellt und die Produktion im jeweiligen Land angekurbelt werden. Beide Strategien führten zu einem relativ raschen Wiederaufstieg der Volkswirtschaften in den späten 1940er-Jahren – noch bevor der Marshallplan griff. Ideologische Unterschiede Trotz ideologischer Unterschiede – kapitalistisch-wirtschaftsliberale USA auf der einen, kommunistische UdSSR auf der anderen Seite – respektierten die beiden Supermächte ihre neu gewonnenen Einflussbereiche in Europa zunächst. Die USA gewährten den Sowjets Kredite zum Marshallplan, der: milliardenschweres, US-amerikanisches Wiederaufbauprogramm für die kriegsgebeutelten Staaten Europas 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 MUSTER
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