120 3.1 Nachkriegszeit Nach dem blutigsten Krieg der Menschheitsgeschichte lagen weite Teile Europas in Trümmern. Die USA und die UdSSR übernahmen das Machtvakuum, das im zerstörten Europa entstanden war. Das Ziel der alliierten Mächte waren der Wiederaufbau und die Friedenssicherung für die Zukunft. Die Zukunft Europas Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 ging die Souveränität der deutschen Gebiete vollständig auf die Siegermächte über. Die Besprechungen über die Nachkriegsordnung hatten bereits vor Kriegsende in Jalta und in Potsdam stattgefunden und sahen eine Aufteilung dieser Gebiete unter den Alliierten vor. Die übrigen westeuropäischen Staaten stellten sich unter den sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Schutzschirm der USA. Die osteuropäischen Staaten, die im Einflussbereich der Roten Armee lagen, mussten sich an der sowjetischen Politik orientieren und teilweise Gebiete an die UdSSR abtreten. Die beiden Machtblöcke trennte der „Eiserne Vorhang“, eine stark gesicherte Grenze. Staaten, die nur indirekt von den neuen machtpolitischen Verhältnissen abhängig waren, galten als „Blockfreie Staaten“ (s. 3.4). Die europäische Führungsrolle in der Weltpolitik war Geschichte, von nun an bestimmten die beiden verbliebenen Großmächte das Geschehen. M 1: Die alliierten Staatschefs Winston Churchill (Großbritannien), Franklin D. Roosevelt (USA) und Josef Stalin (UdSSR) nach Abschluss der Konferenz von Jalta. Foto, Februar 1945. Europa nach dem Krieg Der Zweite Weltkrieg brachte in vielerlei Hinsicht enorme Verluste. Über 60 Millionen Menschen waren gestorben, Tausende Wohn- und Industriegebäude waren zerstört. Die Verkehrsinfrastruktur in Europa lag in Trümmern. Hunger, Kälte und die Angst vor einer ungewissen Zukunft bestimmten den Alltag der Menschen. Die Wirtschaftsleistung erzielte nur mehr einen Bruchteil der Vorkriegszahlen. In Frankreich erreichte die Produktion ungefähr 35 Prozent des Niveaus von 1938, in neutralen Ländern war die Situation etwas besser, in Deutschland oder Österreich jedoch deutlich schlechter. Der Warenmangel führte zu Preissteigerungen, die nicht nur die Verliererstaaten betrafen. Die neuen Supermächte Die USA festigten ihre wirtschaftliche und machtpolitisch-strategische Vormachtstellung. Dies war einerseits der Kriegsproduktion geschuldet. Während des Krieges wurde mangels europäischer Produktionsstätten ein Großteil aller Waren in den USA hergestellt. Andererseits vergaben die USA schon während des Krieges Kredite an die verbündeten kriegführenden Nationen. Mit der Entwicklung der Atombombe manifestierte sich die militärische Überlegenheit der USA endgültig. Neben den USA ging die UdSSR als zweite Weltmacht aus dem Krieg hervor. Zwar wurden im Zuge des Russland-Feldzuges (s. 2.19 und 2.20) weite Teile im Westen des Landes verwüstet und die dortige Industrie und Landwirtschaft zerstört. Demgegenüber wurden verlorene Gebiete aus dem Ersten Weltkrieg zurückerobert und der Einfluss (Süd-)Osteuropas gestärkt. Die UdSSR war nach dem Krieg die stärkste Militärmacht Europas. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 MUSTER
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