115 Nationalsozialismus – Holocaust – Zweiter Weltkrieg 2014 wurde vom bolivianischen Parlament ein Gesetz verabschiedet, das Kinderarbeit erlaubte. Vor allem die ILO (International Labour Organization, eine Sonderorganisation der United Nations für Arbeitsrechte) und die UNICEF (das Kinderhilfswerk der United Nations) waren entsetzt. Sie halten Kinderarbeit grundsätzlich für eine Form der Ausbeutung und setzen sich dafür ein, dass alle Formen der Kinderarbeit bis 2025 abgeschafft werden. „Kinder in Bolivien arbeiten unter Bedingungen, die sie ihrer elementaren Rechte und Chancen berauben“, warnte die ILO. Arbeitende Kinder müssen früh Verantwortung übernehmen, die Tätigkeit kann sie körperlich und emotional überfordern, mit möglichen langfristigen Schäden. Außerdem werden Kinder oft schlechter bezahlt als Erwachsene. Fünf Jahre später wurde das Gesetz vom bolivianischen Parlament wieder zurückgenommen. 1. Experten und Expertinnen warnen vor fatalen Folgen des Verbots der Kinderarbeit in Bolivien. • Arbeiten Sie ihre Bedenken gegen eine Kinderarbeit heraus und beurteilen Sie dann die Relevanz der Argumente aus der Perspektive der Menschenrechte. • Fassen Sie die Forderungen der Experten und Expertinnen zusammen. 2. Formulieren Sie Ihren Standpunkt zum Thema „Ist jede Art von Kinderarbeit schlecht?“. 3. Erstellen Sie ein Flugblatt, in dem Sie zur Thematik „Kinderarbeit“ Stellung beziehen. Vervielfältigen Sie es und verteilen Sie es in Ihrer Schule. Unterschiedliche Stimmen zur Kinderarbeit in Bolivien: M 3: Luz Rivera, Sozialarbeiterin „Es sind keine armen Kinder, die arbeiten müssen, sondern selbstbewusste Menschen, die stolz auf das sind, was sie tun. Manche fangen schon mit fünf Jahren an, Nylonbeutel zu verkaufen, andere helfen ihren Müttern. Kinderarbeit ist in Bolivien eine gesellschaftliche Realität. Man soll sie nicht geißeln, sondern die Gründe für ihre Existenz ändern. Und so lange das nicht geschieht, muss man den Kindern eine Arbeit in Würde und in Schutz vor Ausbeutung ermöglichen. M 4: Jorge Domic, Psychologe „Dass Jungen und Mädchen schon in jungen Jahren im sozialen und familiären Gemeinwesen Verpflichtungen übernehmen, ist vor allem Teil der indigenen Kultur. Gerade bei den Ureinwohnern, die rund die Hälfte der 11,5 Millionen Einwohner ausmachen, ist es normal, dass Kinder zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Arbeit kann bei Kindern auch die Persönlichkeitsentwicklung fördern. Ein Verbot der Kinderarbeit ist falsch, solange weite Teile der Bevölkerung unter Armut leiden. Man sollte stattdessen die gesellschaftliche Realität anerkennen und ihr einen rechtlichen Rahmen geben. Jetzt nach Abschaffung des Gesetzes sind die Mädchen und Jungen wieder schutzlos und in einer verletzlichen Position!“ M 5: Jürgen Schübelin, Lateinamerika-Referent bei der Kindernothilfe/Deutschland „Das Gesetz hat die Forderung arbeitender Kinder aufgegriffen, endlich von der Politik ernstgenommen und in ihrer täglichen Lebensleistung gewürdigt zu werden. Es wurde anerkannt, dass hunderttausende Kinder in Bolivien täglich zum Lebensunterhalt der Familien beitragen müssen. Kinderarbeit ist hier so alltäglich, dass es sogar eigene Gewerkschaften für die Jungen und Mädchen gibt, die einer Tätigkeit nachgehen. Durch die Abschaffung des Gesetzes haben die Kinder ihre Schutzrechte und Garantien wie den Schulbesuch wieder verloren und sind nun einer kollektiven Ächtung ausgesetzt. Nicht ein einziges Kind, das bis jetzt mit seiner Arbeit einen Beitrag zum eigenen Lebenserhalt und dem seiner Familie beisteuern musste, ist nach der Abschaffung davon befreit, Geld nach Hause zu bringen. In keiner einzigen bolivianischen Familie verbessert sich durch diese Abschaffung irgendetwas.“ Q MUSTER
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