Denkmal 7/8 + E-Book

106 Österreichische Perspektive: Zweiter Weltkrieg 2.28 Bombenkrieg Der alliierte Bombenkrieg gegen das heute österreichische Staatsgebiet begann 1941; ab 1943 wurden strategisch österreichische Ziele bombardiert, vor allem Industriezentren. Dabei entstand hoher Sachschaden und Tausende Menschen, darunter auch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, starben. Noch heute werden Fliegerbomben aus dieser Zeit in Österreich gefunden. Von der NSPropaganda aufgehetzt, reagierte die Bevölkerung unterschiedlich: mit Solidarität untereinander, aber auch Resignation oder Hass auf den Gegner: So wurden wiederholt abgesprungene alliierte Flieger gelyncht, wobei die Verbrechen vom NS-Regime aktiv gefördert und teils auch inszeniert wurden. „Heimatfront“ Unter „Heimatfront“ versteht man die Einbeziehung der Zivilbevölkerung in den Krieg (z. B. in militärischen Produktionen oder bei Luftangriffen), abseits der eigentlichen Front. Die „Heimatfront“ wurde im Kontext der NS-„Volksgemeinschaft“ massiv propagiert. Um soziale Unruhen und ein Sinken der Moral zu verhindern, versuchte das NS-Regime, eine gewisse Lebensqualität aufrechtzuerhalten. Dies betraf v. a. den Bereich der Sozialleistungen und der Lebensmittelversorgung, welche auf Kosten der Ausbeutung der besetzten Länder und der dortigen Bevölkerung (Enteignung, Zwangsarbeit, Ermordung) sichergestellt wurde. Im Rahmen der „Volksgemeinschaft“ wurde zum Opfer für die „Solidargemeinschaft“ aufgerufen: Frauen ersetzten eingezogene Männer, Kinder und Jugendliche verrichteten Hilfsdienste (Aufräumarbeiten nach Bombardierungen, Ernteeinsatz, „Kriegshilfseinsatz“ etc.). Der Ausrufung des „Totalen Kriegs“ durch Goebbels im Februar 1943 folgte eine große Mobilisierungsaktion der Bevölkerung. Doch gegen Kriegsende zeigten sich zunehmend Zweifel am „Endsieg“, eine Kriegsmüdigkeit sowie Angst vor einmarschierenden sowjetischen Truppen, sodass Teile der Bevölkerung Richtung Westen flohen. Endphaseverbrechen Mit dem Zusammenbruch der Ostfront begann der deutsche Rückzug nach Westen; KZs wurden „evakuiert“ und die KZInsassen auf Fußmärschen gewaltsam Richtung Westen getrieben („Todesmärsche“). Zu Kriegsende wurden auf dem Gebiet des heutigen Österreichs Tausende jüdische Menschen gezwungen, an der ungarischen Grenze den sogenannten „Südostwall“ zu bauen, welcher die sowjetischen Truppen aufhalten sollte. Als diese jedoch weiter vorrückten, begann man auch diese Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in das KZ Mauthausen zu treiben. Tausende starben an Hunger und Erschöpfung oder wurden ermordet. Zu diesen „Endphaseverbrechen“ zählten u. a. das Massaker von Rechnitz oder das Präbichl-Massaker. Diese Verbrechen geschahen öffentlich, vor Ort, und wurden von Teilen der lokalen Bevölkerung mit verübt. Viele wurden nie aufgeklärt, aus dem öffentlichen Gedächtnis verdrängt und oft erst Jahrzehnte danach wieder thematisiert. Das Massaker von Rechnitz steht beispielsweise im Zentrum eines Theaterstücks der österreichischen Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und eines Romans von Sacha Batthyány, der darin die Geschichte seiner Familie aufarbeitet. „Evakuierung“, die: Das Wort „Evakuierung“ ist in diesem Kontext ein Euphemismus und verschleiert, dass es nicht um die Rettung der Betroffenen geht, sondern um Vertuschung der Verbrechen bzw. Ermordung der Zeuginnen und Zeugen. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurde die Bevölkerung auch fernab der Front zunehmend auf verschiedenen Ebenen aktiv und passiv in das Kriegsgeschehen eingebunden: z. B. in den Bombenkrieg, an der „Heimatfront“, aber auch in die an jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern zu Kriegsende verübten Endphaseverbrechen. Präbichl-Massaker, das: Im April 1945 wurden während eines „Todesmarsches“ über 250 ungarische Jüdinnen und Juden am Präbichl (Erzberg) willkürlich ermordet. 1946 wurden einige der Beteiligten in den „Eisenerz-Prozessen“ angeklagt und hingerichtet. M 1: Informationen zum Mahnmal Kreuzstadl, wo das „Massaker von Rechnitz“ erinnert wird. http://www. kreuzstadl.net/ 40 45 50 55 60 65 70 75 80 5 10 15 20 25 30 35 MUSTER

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==