Denkmal 7/8 + E-Book

97 Nationalsozialismus – Holocaust – Zweiter Weltkrieg 1. Analysieren Sie die Reportage (M 4) im Hinblick auf das Versagen des österreichischen Rechtsstaates bei der Ahndung der NS-Verbrechen. 2. Recherchieren Sie im Internet weitere Informationen zu den Umständen, die dazu beigetragen haben, dass Murer am Ende freigesprochen wurde. 3. Erörtern Sie die Folgen, die Urteile wie jenes im Murer-Prozess für die Opfer der NS- Verbrechen und ihre Angehörigen gehabt haben mussten. M 4: In einer Reportage über den österreichischen NS- Verbrecher Franz Murer schreibt Johannes Sachslehner 2018: Die Last der Beschuldigungen scheint erdrückend, doch Murer bleibt eisern bei seiner Linie: nicht schuldig in allen Punkten. Alles nur eine Verwechslung oder ein Irrtum, sagt er zu den Vorwürfen der Zeugen. Sie identifizieren ihn zwar eindeutig als den Täter von Wilna, sind jedoch in manchen Details wie der Farbe seiner Uniform unsicher. Diese Widersprüche und Ungenauigkeiten nutzt Murers Verteidiger Karl Böck geschickt aus. Die Stimmung im Gerichtssaal kippt schließlich und richtet sich gegen die Zeugen. Was unmöglich schien, tritt ein: Die Geschworenen entscheiden am 19. Juni 1963 in ihrem Wahrspruch auf „nicht schuldig“, in zwei Anklagepunkten bei 4:4 Stimmen allerdings denkbar knapp. Murer darf das Gericht als freier Mann verlassen, seine Anhänger jubeln. […] Der Freispruch für Murer wird jedenfalls zum Signal für alle, die einst an das Hakenkreuz geglaubt hatten: Ihr gehört wieder zu uns! Sachslehner, Johannes: Wie der „Schlächter von Wilna“ davonkam. In: Der Spiegel, 12.03.2018. https://www.spiegel.de/geschichte/franz-murer-wie-der- schlaechter-von-wilna-davonkam-a-1196765.html (07.10.2021) D M 2: Von den 24 Angeklagten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wurden zwölf zum Tode verteilt. Foto von Jewgeni Chaldei, 1946. M 3: Der Prozess gegen Adolf Eichmann, den Hauptorganisator des Massenmords, im Jahr 1961 führte weltweit zu einer neuen Aufmerksamkeit für die Verbrechen der NS-Zeit. Foto, 1961. Wer war verantwortlich? Zu den Verantwortlichen am Holocaust zählen nicht nur die Täterinnen und Täter, die die Verfolgungsmaßnahmen und Morde geplant, organisiert, aktiv gefördert und/oder durchgeführt haben. Verantwortung tragen auch die Kollaborateurinnen und Kollaborateure sowie „Zuschauerinnen und Zuschauer“, die durch ihr Verhalten die Position der Täterinnen und Täter stärkten und so dazu beitrugen, dass die Verbrechen begangen werden konnten. Erst das Zusammenwirken all dieser Personengruppen ermöglichte die systematische Durchführung der Verfolgungsmaßnahmen und Massenmorde. 70 75 80 Aufgaben MUSTER

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