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90 Genozid 5.6 Genozid: eine Begriffsbestimmung Unter dem Begriff „Genozid“ ist die gezielte Ermordung nationaler, ethnischer oder religiöser Gruppen zu verstehen. In der Geschichte ist es immer wieder zu Genoziden gekommen. Genozid wird oft als das schlimmste Verbrechen im Völkerstrafrecht bezeichnet und ist seit einem Beschluss der Generalversammlung der UNO 1948 offiziell verboten. Folgen von Genoziden sind, dass Überlebende noch lange unter psychischen Problemen leiden. Auch die Aufarbeitung ist sehr schwierig, und viele Spannungen zwischen Täterinnen-, Täter- und Opfergruppen bleiben bestehen. Der Völkermord an Herero und Nama Herero und Nama sind die Namen zweier Völker, die in der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) lebten. 1904 kam es zu einem Aufstand der Herero gegen die deutsche Besatzung, den das deutsche Militär blutig beendete. Auch die Nama erhoben sich erfolglos gegen die Deutschen. Der Genozid in Deutsch-Südwestafrika kostete ca. 50 000 Menschen das Leben. Er gilt als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts. Der Völkermord an den Armenierinnen und Armeniern Im Osmanischen Reich kam es im 19. Jahrhundert immer wieder zu Konflikten zwischen christlich-armenischen Minderheiten und der türkisch-muslimischen Mehrheitsbevölkerung. Während des Ersten Weltkrieges kamen bei Massakern und Todesmärschen zwischen 80 000 und 300 000 Armenierinnen und Armenier ums Leben. Die Schätzungen der Todeszahlen gehen hier weit auseinander. Während weltweit die meisten Historikerinnen und Historiker von einem Völkermord sprechen, erkennt die türkische Regierung die Vorgänge nicht als Genozid an. Dies belastet die Beziehungen zwischen der modernen Türkei und Armenien bis heute schwer. Der Holocaust Während des Zweiten Weltkrieges wurden Jüdinnen und Juden von den Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten systematisch ermordet. Etwa 6 Millionen Jüdinnen und Juden sowie Hunderttausende Angehörige anderer Opfergruppen fielen der NS-Verfolgung zum Opfer. Es handelt sich dabei um den größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit (5.2). Das Massaker von Srebrenica Während des Bosnienkrieges 1995 wurden in der Gegend von Srebrenica mehr als 8 000 muslimische Bosnier von bewaffneten serbischen Gruppen und der Armee der Republika Srpska unter dem Befehl von Ratko Mladić (Abb. 1) ermordet. Das Massaker gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. (s. 6.5) In einem Zeitungsartikel vom 22.11.2017 wird die Verurteilung Ratko Mladićs beschrieben: „Auf dieses Urteil haben Tausende Menschen sehr viele Jahre gewartet. Es geht um ein unvorstellbares Verbrechen, viele nennen es das schlimmste Verbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg: den Massenmord im bosnischen Srebrenica vor 22 Jahren. Der ehemalige serbische General Ratko Mladić wurde am Mittwoch dafür – und für andere Kriegsverbrechen – verurteilt. Das Urteil des Internationalen Strafgerichtshofes für Kriegsverbrecher lautet: lebenslange Haft. Als das Urteil verkündet wurde, war Mladić gar nicht mehr im Gerichtssaal. Er wurde herausgebracht, weil er mehrmals dazwischengerufen und den Richter angeschrien hat: ‚Sie lügen.‘“ https://www.zdf.de/kinder/logo/urteil-zum-massenmord-in- srebrenica-100.html (13.11.2020). Minilexikon Republika Srpska = serbische Teilrepublik Bosniens Minilexikon Republika Srpska, die = Teilrepublik von Bosnien Herzegowina Abb. 1: Ratko Mladić, der später wegen Völkermordes verurteilt wurde, wird hier von UN-Blauhelm-Soldaten begleitet. Foto, 1993. MUSTER

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