88 Gegnerinnen und Gegner des Nationalsozialismus 5.5 Gegen den Strom schwimmen In einer totalitären Diktatur gibt es aber auch immer kritische Menschen. Ihre Auflehnung gegen das System nennt man Widerstand. Dieser kann von Einzelnen ausgehen, oft bilden sich auch Widerstandsgruppen. Der Widerstand einzelner Politischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus ging von oppositionellen Gruppierungen aus, wie den verbotenen Linksparteien, Gewerkschaften oder vereinzelt auch von Mitgliedern der Kirchen. Militärischer Widerstand umfasste Sabotage oder gewalttätige Widerstandsaktionen. Auf österreichischem Gebiet wurde dieser vor allem von kommunistischen Partisaninnen und Partisanen durchgeführt. Das waren nichtreguläre, bewaffnete Gruppen, die aus dem Hinterhalt gegen die NS-Besatzung kämpften. Zum Widerstand zählen auch Deserteure oder Kriegsdienstverweigerer, wie der Österreicher Franz Jägerstätter, der sich weigerte, für das NS-Regime zu kämpfen. Einzelne Menschen, die den Nationalsozialismus ablehnten, leisteten Widerstand, indem sie z.B. den „Deutschen Gruß“ verweigerten, nicht an offiziellen NS-Feiern teilnahmen oder weiter Kontakt zu befreundeten Juden und Jüdinnen hatten oder diese womöglich sogar versteckten oder mit Lebensmitteln versorgten. Juden und Jüdinnen leisteten ebenfalls Widerstand, etwa im Vernichtungslager Sobibor, das nach einem Aufstand der Lagerinsassen und Lagerinsassinnen 1943 zerstört wurde. Abb 1: Das Propaganda-Bild zeigt Mitarbeiter der Hamburger Werft Blohm & Vosso beim „Deutschen Gruß“ . Foto, 1936. Widerstandsgruppen Verschiedene Widerstandsgruppen wollten die NSDiktatur beseitigen. Eine breite Widerstandsbewegung gab es aber nicht. Die große Mehrheit akzeptierte die NS-Herrschaft, Gegner und Gegnerinnen wurden von der Gestapo gnadenlos bestraft. Eine der bekanntesten Widerstandsgruppen nannte sich die „Weiße Rose“. Sie bestand in München aus Studierenden wie Sophie und Hans Scholl, die das Regime öffentlich kritisierten. Eine Gruppe von Offizieren versuchte, Hitler durch ein Attentat am 20. Juli 1944 (s. 5.7) zu töten. Es missglückte, und die Verantwortlichen wurden hingerichtet. In Wien versuchte eine Gruppe von Offizieren rund um Carl Szokoll dagegen kurz vor Kriegsende im April 1945 die kampflose Übergabe der Stadt an die sowjetische Armee zu erreichen. Die Gruppe wurde verraten, der Plan scheiterte. Drei Offiziere wurden zum Tode verurteilt und öffentlich gehängt. Minilexikon Gestapo, die Deserteur, der „Deutscher Gruß“ Partisane, der = Geheime Staatspolizei = Fahnenflüchtiger, Überläufer = nationalsozialistische Art zu grüßen; dabei wird der rechte Arm ausgestreckt nach oben gehoben; auch „Hitlergruß“ genannt. = kämpft gegen einen eindringenden Feind, ist jedoch nicht Teil einer Armee MUSTER
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