Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 87 Holocaust/Shoah, Genozid und Menschenrechte 1. Lies dir die beiden Texte zum Leben im Lager durch und beschreibe die Situation der jeweiligen Person mit drei Adjektiven. a. Schildert das Leben im KZ jeweils aus der Perspektive von Chajim und Rudolf Höß. b. Erläutert, inwiefern die beiden Bilder links den Schilderungen entsprechen. c. Diskutiert die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Täter- oder Täterinnen- bzw. der Opferperspektive. Chajim (Nachname unbekannt) wurde mit 14 Jahren im Lager Pustkow ermordet. Davor schrieb er einen Brief. Dieser wurde von einem Bauern außerhalb des Lagers gefunden und seinen Eltern übergeben: „Meine lieben Eltern! [...] Vom frühen Morgen an treibt man uns in den Wald zur Arbeit. Meine Füße bluten, weil man mir die Schuhe weggenommen hat. Den ganzen Tag arbeiten wir, fast ohne zu essen, und nachts schlafen wir auf der Erde (auch Mäntel hat man uns weggenommen). Jede Nacht kommen betrunkene Soldaten und schlagen uns mit Holzstöcken, und mein Körper ist schwarz von blutunterlaufenen Flecken [...] Bisweilen wirft man uns ein paar rohe Karotten oder eine Runkelrübe hin [...] Hier prügelt man sich, um ein Stückchen zu erwischen. Vorgestern sind zwei Buben ausgebrochen, da hat man uns in eine Reihe gestellt, und jeder Fünfte der Reihe wurde erschossen. Ich war nicht der Fünfte, aber ich weiß, dass ich nicht lebend von hier fortkomme. Ich sage allen Lebewohl, liebe Mama, lieber Papa, liebe Geschwister, und ich weine …“ Bilder des Holocaust, Jerusalem, Yad Vashem, The International School of Holocaust Studies 2009, S. 90 f. Der Lagerkommandant von Auschwitz, Rudolf Höß, berichtet vom Lagerleben: „Ja, meine Familie hatte es in Auschwitz gut. Jeder Wunsch, [...] wurde erfüllt. Die Kinder konnten frei und ungezwungen leben. Meine Frau hatte ihr Blumenparadies. Die Häftlinge taten alles, um meiner Frau, um den Kindern etwas Liebes zu tun [...]. Es wird wohl auch kein ehemaliger Häftling sagen können, dass er je in unserem Haus schlecht behandelt worden sei. Meine Frau hätte am liebsten jedem Häftling der irgend etwas bei uns zu tun hatte, etwas geschenkt. Die Kinder bettelten dauernd bei mir um Zigaretten für die Häftlinge. An den Gärtnern hingen die Kinder besonders. [...] Ob Schildkröten, oder Marder, ob Katzen oder Eidechsen, stets gab es was Neues, Interessantes im Garten. Oder sie planschten im Sommer im Planschbecken im Garten oder in der Sola. Ihre größte Freude war jedoch, wenn Vati mitbadete. Der hatte nur wenig Zeit für all die Kinderfreuden. Heute bereue ich es schwer, dass ich mir nicht mehr Zeit für meine Familie nahm. Ich glaubte ja immer, ich müsse ständig im Dienst sein. Mit diesem übertriebenen Pflichtbewusstsein habe ich mir das Leben immer schwerer gemacht, als es an und für sich schon war.“ Bilder des Holocaust, Jerusalem, Yad Vashem, The International School of Holocaust Studies 2009, S. 91 f. MUSTER
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