46 3.2 Die 1920er: politische Radikalisierung Erste Erfolge der Regierung Trotz vieler _________________________________ (unsichere Versorgungslage in den Städten, Inflation, Grenzkonflikte) beschloss die erste Regierung der jungen Republik viele wichtige Gesetze. Während die Sozialdemokratie (SD) die Arbeiterschaft vertrat, wurden die Christlichsozialen (CS) hauptsächlich vom städtischen Bürgertum und der katholischen Landbevölkerung gewählt. Bis 1920 wurden eingeführt: ■ der Achtstundentag, ■ die Arbeitslosenversicherung, ■ der Arbeitsurlaub, ■ die Betriebsräte, ■ die Arbeiterkammer, ■ der Mieterschutz. 1920 beendeten die CS die Koalition mit den SD. Danach regierten die stimmenstärksten CS mit kleineren Parteien. Die SD gehörten keiner Bundesregierung mehr an, obwohl sie durchschnittlich rund 40 % der Stimmen gewannen. Ihre Unterstützerinnen und Unterstützer sahen sich lange Zeit nicht vertreten. Das führte zu Spannungen. Nur in Wien erhielten die SD immer die ________________________________________ und formten die Stadt nach ihren Ideen („Das Rote Wien“). Abb. 1: Wahlplakat der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei aus dem Jahr 1920. Radikalisierung Die Gegensätze zwischen SD und CS wurden immer stärker. Ihre Anhängerinnen und Anhänger verfügten über eine hohe Einsatzbereitschaft. Außerdem gab es auch bewaffnete Organisationen auf beiden Seiten: für die SD der Republikanische Schutzbund, für die CS die Heimwehren. Die Weltwirtschaftskrise 1929 verstärkte die Probleme. Im Zentrum der Politik stand der Konflikt, daher spricht man heute von einer ___________________________________________. Im „Korneuburger Eid“ fassten Vertreterinnen und Vertreter der Heimwehren ihre politische Gesinnung zusammen: „Wir wollen Österreich von Grund aus erneuern! Wir wollen den Volksstaat des Heimatschutzes. Wir verwerfen den westlichen demokratischen Parlamentarismus und den Parteienstaat! […] Jeder Kamerad fühle und bekenne sich als Träger der neuen deutschen Staatsgesinnung, er sei bereit Gut und Blut einzusetzen, er kenne drei Gewalten: den Gottglauben, seinen eigenen harten Willen und das Wort seiner Führer.“ Korneuburger Eid, 18. Mai 1930. Eskalation: Der Justizpalast brennt Am 30. Januar 1927 wurden bei einem Aufmarsch des Schutzbundes im burgenländischen Schattendorf ein Junge und ein älterer Mann durch Angehörige der Frontkämpfervereinigung, einer Vereinigung ehemaliger Soldaten, erschossen. Das Gericht sprach die Täter frei, was zu einer Massendemonstration in Wien führte. Dabei wurde der ___________________________________________ in Brand gesteckt. In dem Gebäude befand sich der Oberste Gerichtshof. Die Polizei schoss schließlich auf die Demonstrantinnen und Demonstranten. 89 Menschen wurden getötet. Dieses Ereignis wird oft als Wendepunkt auf dem Weg von der Demokratie zur Diktatur in Österreich bezeichnet. MUSTER
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