168 Workshop: mit historischen Reden arbeiten Was historische Reden sind Wie keine andere Quellengattung sind Reden, die von Menschen in der Vergangenheit gehalten wurden, besonders gut dazu geeignet, deren Gedankenwelt und Vorstellungen zu verstehen. Reden werden geschrieben und vorgetragen, um andere von etwas zu überzeugen. Dabei ist nicht nur wichtig, was gesagt wird, sondern auch, wie es gesagt wird. Die Situation, in der die Rede gehalten wurde, ist dabei genauso zu berücksichtigen, wie die Stimmlage, die Betonung, aber auch die Wortwahl und der Satzbau. Letztere nennt man rhetorische Mittel. Die Rhetorik ist die Kunst, eine gute Rede zu halten. Um die gesamte Bedeutung einer historischen Rede zu verstehen, können folgende Faktoren untersucht werden: Gestalt der Rede Sprache, Aufbau, Argumente Rednerin oder Redner Stimme, Statur, Mimik, Gestik, Auftreten Ort der Rede besonderer Redeort (Parlament, Kathedrale, historischer Ort …) Situation tagespolitische, historische Situation, Anlass, Gedenktag Reaktion der Zuhörerinnen und Zuhörer (spontaner) Applaus, Schweigen, Empörung, Zwischenrufe Ideenquelle: Pandel, Hans-Jürgen: Reden als Quellengattung, in: Geschichte lernen 85, S. 6–13. Wie ich mit historischen Reden arbeite Mit diesen Arbeitsschritten kann man historische Reden ganz einfach entschlüsseln: • Nenne die Autorin oder den Autor bzw. die Sprecherin oder den Sprecher. • Beschreibe ihre oder seine soziale Stellung. • Nenne Datum und Ort der Rede. • Ermittle die Ziele der Rednerin oder des Redners. • Arbeite die wesentlichen Aussagen heraus. • Nenne zentrale Begriffe und auffällige sprachliche Formen (Wiederholungen, Schlüsselbegriffe). • Kläre, welche Teile der Rede das Publikum überzeugen wollen, welche emotionalisieren wollen, welche der Motivation der Zuhörerschaft dienen. • Recherchiere zur Reaktion des Publikums. • Erkläre seine Reaktionen. • Beschreibe die Wirkung der Rednerin oder des Redners. • Beurteile die Überzeugungskraft der Rede. • Interpretiere die zentrale Botschaft vor dem Hintergrund des jeweiligen historischen Kontextes. Ideenquelle: Schnackenberg, Martin: „Ich bin ein Berliner!“ Die Berlin-Rede John F. Kennedys, in: Geschichte lernen 85, S. 85. MUSTER
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==