Denkmal 4 + E-Book

144 Grundrechte für alle Bis 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von den Vereinten Nationen herausgegeben wurde, gab es verschiedene Dokumente, die ebenfalls den Schutz von Menschen beinhalteten. Das Parlament in England forderte 1628 mit der Petition of Right vom König die Gewährung von Eigentums- und Personenrechten. 1679 folgte die Habeas-CorpusAkte, die festlegte, dass niemand zu Unrecht in Haft sitzen darf. Die Bill of Rights (1689) regelte die Rechte des Parlaments gegenüber dem König. Die Virginia Declaration of Rights (1776) bildet einen weiteren Meilenstein: In ihr wurden die Grundrechte festgeschrieben. Die Nationalversammlung verkündete in Frankreich 1789 die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Wieso bedarf es eigener Kinderrechte? 1989 wurde die UN-Kinderrechtskonvention verfasst. Genauso wie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte beinhaltet sie Grundrechte, die jeder Mensch von Geburt an hat. Fast alle Staaten der Erde unterzeichneten sie, trotzdem halten sich auch heutzutage noch nicht alle Länder daran. Es wird geschätzt, dass weltweit etwa 200 Millionen Kinder arbeiten müssen. In vielen Teilen der Welt werden Mädchen schlechter behandelt als Buben. Außerdem dürfen nicht alle Kinder zur Schule gehen und haben dadurch schlechtere Zukunftsaussichten. Die Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes schätzt, dass weltweit rund 250 000 Kinder und Jugendliche als Soldaten missbraucht werden. Situation in Österreich Auch in Österreich und dem Rest der Welt war Kinderarbeit bis ins 20. Jahrhundert weit verbreitet. Häufig mussten Kinder in Heimbetrieben, in der Landwirtschaft oder in Fabriken arbeiten und durften nicht zur Schule gehen. In Österreich galt zwar ab 1774 die von Kaiserin Maria Theresia eingeführte Unterrichtspflicht, diese umfasste aber nur wenige Jahre und musste unter gewissen Umständen nicht eingehalten werden. Obwohl Kinder also offiziell zur Schule gehen mussten, blieben sie nach wie vor billige Arbeitskräfte, die häufig ausgebeutet wurden. Erst ab 1948 regelte das „Kinder- und Jugendbeschäftigungsgesetz“ den Arbeitsschutz von Kindern und Jugendlichen. Viele NGOs wie „future4children“ oder die „Gesellschaft Österreichischer Kinderdörfer“ unterstützen Kinder, die in finanzieller oder familiärer Not stecken. 8.6 Menschen- und Kinderrechte Kinderarbeit am Beispiel Boliviens folgt Abb. 1: Ein Bub hält ein Schild mit der Aufschrift: „Ich arbeite, um zu studieren!“ Foto, 2014. In Bolivien leben 11 Millionen Menschen. Fast die Hälfte davon lebt in Armut. Damit Familien überleben, müssen oft auch Kinder zum Familieneinkommen beitragen. Bis 2014 gab es keine Gesetze, die Kinder schützten. Um gegen die schlechten Arbeitsbedingungen zu kämpfen, organisierten sich viele Kinder in Gewerkschaften. Seit 2014 dürfen Kinder nun keine gefährlichen Arbeiten, etwa in Bergwerken oder Ziegelfabriken, mehr verrichten. Außerdem wurde das Mindestalter für Kinderarbeit in Ausnahmefällen herabgesetzt: Mit der Zustimmung der Eltern dürfen Kinder nun ab 12 Jahren als Angestellte arbeiten. Für ihre Arbeit bekommen die Kinder einen Mindeststundenlohn. Bolivianische Kinder forderten 2014 die Veränderung der Kinderarbeitsgesetze: „In Bolivien haben sich die Kinder organisiert. Diese Kindergewerkschaften versuchen, die Situation zu verbessern. Allein die bolivianische Gewerkschaft für Kinder- und jugendliche Arbeiter (Unatsbo) soll 15 000 Mitglieder haben. Ihr Vorsitzender Carlos Cachari Ticona ist erst zwölf Jahre alt, ist aber im Kampf gegen eine Anhebung des Mindestalters für Arbeiter auf 14 Jahre schon im Parlament aufgetreten und hat Proteste organisiert, auf die die Polizei mit dem Einsatz von Pfefferspray reagierte. Der Unatsbo geht es darum, die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern, statt Kinderarbeit generell zu verbieten.“ Käufer, Tobias, in: https://www.welt.de/politik/ausland/ article133596274/Mamasagt-dass-wir-fasten-muessen.html (16.04.2021). MUSTER

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