Denkmal 4 + E-Book

120 Die Jugend ist die Zukunft Um möglichst große Teile der Bevölkerung für die eigenen Ideen zu gewinnen, begannen die politischen Parteien im 19. Jahrhundert viele Teilorganisationen zu gründen. So gab es zum Beispiel neben Frauen- oder Studierendenverbänden auch eigene politische Jugendorganisationen. Wie der Faschismus und Nationalsozialismus war auch der Kommunismus eine zukunftsorientierte Ideologie, die Staat und Gesellschaft radikal verändern wollte. Deshalb waren die Jugendlichen – die Erwachsenen von morgen – sehr wichtig. Es entstanden starke Jugendorganisationen, die die Jugendlichen grundlegend politisch beeinflussen sollten. Zwang und Druck Die Mitgliedschaft der Jugendlichen in diesen Organisationen war meist verpflichtend („Hitlerjugend“ und „Bund Deutscher Mädel“ in Deutschland ab 1936, „Balilla“ in Italien ab 1937), manchmal freiwillig („Österreichisches Jungvolk“ im Austrofaschismus). Der „Freien Deutschen Jugend“ in der DDR musste man zwar nicht angehören, war aber im Beruf oder im Studium stark eingeschränkt, wenn man nicht Mitglied war. Daher gehörten etwa 80 % der ostdeutschen Jugendlichen der FDJ an (1985: ca. 2,3 Millionen). Ähnliches galt auch für den „Komsomol“, die Jugendorganisation der Sowjetunion. Ihr gehörten in den 1970er-Jahren etwa zwei Drittel der Jugendlichen der Sowjetunion an, also ca. 40 Millionen Menschen! Adolf Hitler umreißt 1938 in einer Rede die Pläne, die er mit der deutschen Jugend hat: „Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen und oft zum ersten Mal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und […] dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS […]. Und wenn sie nach zwei oder drei oder vier Jahren [von der Wehrmacht] zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben.“ Horn, Klaus-Peter/Link, Jörg-Werner (Hrsg.): Erziehungsverhältnisse im Nationalsozialismus. Totaler Anspruch und Erziehungswirklichkeit, Bad Heilbrunn, Klinkhardt 2011, S. 7 f. Fanatische Anhängerinnen und Anhänger Die totalitären Regime nutzten ihre Jugendorganisationen, um die Jugendlichen politisch zu beeinflussen und von Gegnern (etwa den kirchlichen Jugendorganisationen) fernzuhalten. Gleichzeitig bereiteten sie sie aber auch auf militärische Aufgaben vor, was vor allem für die deutsche Hitlerjugend und die italienische Balilla galt. Durch wöchentliche Treffen, aber auch Feriencamps oder Arbeitseinsätze sowie propagandistische Großveranstaltungen wurde eine ideologische Elite geformt, die ihren Führern bedingungslos folgte. folgt Abb. 1: Hitlerjungen üben den Umgang mit einem Maschinengewehr am „Tag der Wehrmacht“. Propagandafoto, September 1935. folgt Abb. 2: Balilla (1926–1945 bestehende Jugendorganisation in Italien), Standartenträger. Propagandafoto, 1939. 7.3 Jugend in der Diktatur MUSTER

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