118 7.2 Nationalsozialistische Gesellschaftspolitik Die deutsche Familie als wichtigster Grundpfeiler Für das nationalsozialistische Gesellschaftsbild war die Familie sehr wichtig. Um die „arische Rasse“ zu stärken, sollten möglichst viele Kinder geboren werden. Die Familiengründung wurde als nationale Pflicht präsentiert. In den „Nürnberger Gesetzen“ von 1935 wurde das Verhältnis von „Arierinnen“ und „Ariern“ und „Nichtarierinnen“ und „Nichtariern“ festgelegt. Die jüdische Bevölkerung war nun den „Reichsbürgerinnen“ und „Reichsbürgern“ rechtlich nicht mehr gleichgestellt. Ehen und sexuelle Kontakte zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen waren verboten. Die Nationalsozialisten propagierten die deutsche Großfamilie als Idealbild. Der Vater war das Oberhaupt der Familie, die Frau hatte ihm zu gehorchen und möglichst viele Kinder zu bekommen. Das „Mutterkreuz“ zeigt, wie wichtig die „gebärfreudigen“ Mütter im nationalsozialistischen System waren. Es wurde an Mütter mit vielen Kindern als besondere Ehrung vergeben. Für die politische und gesellschaftliche Erziehung sollte dann die Partei zuständig sein (7.3). Kinder für den Führer Besonders deutlich wurde die nationalsozialistische Rassenpolitik in der Einrichtung des Vereins „Lebensborn“. Ziel des Vereins war es, die „arische Rasse“ zu fördern. „Heilig soll uns sein jede Mutter guten Blutes“ – das war der Leitspruch des Vereins. „Arische“ Frauen konnten ihre Kinder in den Lebensborn-Heimen anonym zur Welt bringen. Danach wurden die Kinder von nationalsozialistisch eingestellten Familien adoptiert. SS-Männer wurden angehalten, (auch außerehelich) möglichst viele Kinder zu zeugen und diese dann an „Lebensborn“ abzugeben. Da das Projekt nicht den angestrebten Erfolg brachte, gingen die Nationalsozialisten im Laufe des Krieges dazu über, Kinder aus den eroberten Gebieten Europas wie etwa Polen oder Tschechien zu entführen und im Deutschen Reich zu erziehen. So wurden Zehntausende Kinder verschleppt. Mehr dazu … Ein Roman über die Wirkung der NS-Volksgemeinschaft: Zöller Elisabeth: Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel. Frankfurt./M.: Fischer 2012. Ein Roman über einen beeinträchtigen Jungen in der Zeit des Nationalsozialismus: Zöller, Elisabeth: Anton und die Zeit des unwerten Lebens. Frankfurt/M.: Fischer 2006. folgt Abb. 1: Marlene Dietrich in dem Film „Seven Sinners“, 1940. Foto, Deutsche Kinemathek/Marlene Dietrich Collection Berlin. Liberales Denken als Gegner Gesellschaftspolitisch war der Liberalismus ein großer Gegner der Nationalsozialisten. Dieser stellte die Freiheit des Individuums in den Vordergrund. Jede/ Jeder sollte selbst über die Ausgestaltung ihres/seines Lebensalltags entscheiden können. Das stand im klaren Gegensatz zur nationalsozialistischen Idee der „Volksgemeinschaft“ (1.4). Für die Nationalsozialisten zählte nur die „rassisch reine“ Masse, die/der Einzelne spielte dabei keine Rolle. Alternative Partnerschaftsformen , antiautoritäre Erziehungsstile und auch selbstbewusste Frauen wurden von den Nationalsozialisten bekämpft. Viele Künstlerinnen und Künstler, wie etwa der deutsche Hollywoodstar Marlene Dietrich, waren gegen den Nationalsozialismus. Trotzdem versuchten die Nationalsozialisten mehrmals, Dietrich aufgrund ihrer Beliebtheit für Propagandafilme zu gewinnen. Die Schauspielerin blieb allerdings bei ihrer Haltung, nahm 1939 die US-Staatsbürgerschaft an und unterstützte die Soldaten der US-Armee. Minilexikon alternative Partnerschaftsform, die = alle Formen von Beziehungen, die nicht der traditionellen Ehe von Mann und Frau entsprechen, z. B. eine homosexuelle Partnerschaft MUSTER
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==