Denkmal 4 + E-Book

116 7.1 Gegensätze in der Moderne Tradition vs. Moderne Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war ein gesellschaftlicher Umbruch. Die Industrialisierung hatte das Leben der Menschen radikal verändert. Unterschiedliche Gesellschaftsmodelle standen einander gegenüber. Sozialistische Parteien forderten die Gleichheit aller Menschen, unabhängig von Geschlecht, Klasse, Herkunft oder Religion. Im Gegensatz dazu wollten konservative Parteien die Gesellschaftsstrukturen (Vorteile des städtischen Bürgertums, wichtige Rolle der Kirche) bewahren. Im Alltagsleben gab es grundlegende Veränderungen. Teile der Bevölkerung hielten an den Traditionen (Brauchtum, Religion oder der Glaube an Autoritäten) fest. Daneben entwickelten sich durch technische Innovationen neue Arbeitsverhältnisse und mit den demokratischen Freiheiten ein völlig neuer, moderner Lebensstil. folgt Abb. 1: America Today, Gemälde von Thomas Hart Benton, 1931. Reformideen um 1900 Um die Jahrhundertwende 1900 wurden viele neue Ideen diskutiert und erprobt. Ein Beispiel dafür ist die Lebensreformbewegung. Sie kritisierte die rasche Industrialisierung und deren Folgen. Natürlichkeit war ihr erklärtes Ziel. Daraus entwickelten sich beispielsweise die Freikörperkultur (FKK), der Vegetarismus , der Tierschutz und die Reformpädagogik, die eine Erziehung anstrebte, die auf die Rechte und Bedürfnisse der Kinder achtet. Diese Konzepte stießen auf großen Widerstand, insbesondere die katholische Kirche trat vehement dagegen auf. Dennoch haben sie unsere Gegenwart stark beeinflusst. Veränderte Rollenbilder In den rasant wachsenden Städten Österreichs, Deutschlands oder Englands entwickelten nun Frauen ein neues Selbstbewusstsein. Die ersten Frauenbewegungen hatten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts das Wahlrecht, das Recht auf Erwerbstätigkeit sowie das Recht auf Bildung erkämpft. Dadurch geriet das traditionelle, auf die Rolle der Mutter beschränkte Frauenbild ins Wanken. Dazu erschütterte der Erste Weltkrieg die Vorstellung vom starken Mann, der die Familie als Oberhaupt anführt, allein für den Gelderwerb verantwortlich ist und als Einziger Entscheidungsgewalt innerhalb der Familie hat. Viele Männer waren körperlich und/oder geistig beeinträchtigt aus dem Krieg zurückgekehrt. In der Heimat fanden sie eine Gesellschaft vor, in der Frauen selbstbewusster als zuvor auftraten. Viele Frauen waren mit den neuen demokratischen und liberalen Strukturen unzufrieden. Autoritäre Parteien wie die NSDAP oder die italienischen Faschisten sprachen genau diese Bevölkerungsgruppen an und versprachen die Wiederherstellung von „klaren Verhältnissen“. (s. 1.1) folgt Abb. 2: Deutsche Postkarte zur Frauenbewegung, um 1900. Minilexikon Freikörperkultur, die Vegetarismus, der Konzept, das = Bewegung in der freien Natur mit nacktem Körper = fleischlose Ernährungsweise = hier: Theorie Mehr dazu … Ein Lexikontext zur Frauenbewegung: https://www.hanisauland.de/lexikon/f/ frauenbewegung.html (13.11.2020) MUSTER

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