102 Schwieriges Erinnern: in Österreich 6.3 Abb. 1: Das Denkmal am Wiener Morzinplatz. Hier hatte die Gestapo ihr Gefängnis und Folterzentrum. Foto, o. J. Vom Opfer … Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte sich Österreich als das erste Opfer der Nationalsozialisten dar. Die Mitverantwortung an den Verbrechen des NSRegimes wurde geleugnet (3.6). Obwohl viele Täterinnen und Täter aus Österreich stammten, wollte man sich der eigenen Verantwortung nicht stellen. NS-Gedankengut wurde zwar offiziell verboten und die sogenannte „Entnazifizierung“ durchgeführt. Im öffentlichen Leben bekleideten aber oft ehemalige NS-Verbrecherinnen und NS-Verbrecher weiterhin ihre Posten. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit fand nicht statt. folgt Abb. 2: Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Foto, 2019. … zum Mittäter 1986 veränderte die sogenannte Waldheim-Affäre den österreichischen Umgang mit dem Nationalsozialismus. Kurt Waldheim, der sich für das Amt des Bundespräsidenten bewarb, hatte lange Zeit über seine Zugehörigkeit zur SA („Sturmabteilung“, eine NS-Organisation) geschwiegen. Als diese aufgedeckt wurde und er öffentlich erklärte, damit „nur seine Pflicht getan zu haben“, protestierten viele in Österreich und anderen Staaten gegen seine Kandidatur . Waldheim, der zuvor UN-Generalsekretär gewesen war, gewann die Wahl trotzdem knapp. Daraufhin lehnten viele Länder offizielle Kontakte mit dem österreichischen Bundespräsidenten ab. Die USA setzten ihn sogar auf die „Watchlist“, untersagten ihm also die Einreise. Eine Gruppe von Historikern untersuchte Waldheims Rolle bei Kriegsverbrechen in Griechenland. Sie kam zu dem Ergebnis, dass er als Offizier zwar von den Verbrechen gewusst haben musste, aber wohl nicht mitgewirkt habe. In Österreich selbst beschäftigte man sich danach viel kritischer mit der eigenen NS-Vergangenheit. 1991 gestand Bundeskanzler Franz Vranitzky erstmals öffentlich ein, die Österreicherinnen und Österreicher seien nicht nur Opfer, sondern auch Täterinnen und Täter gewesen. Heute präsentiert sich das offizielle Österreich selbstkritisch und mitverantwortlich für die Verbrechen des Nationalsozialismus, zum Beispiel durch offizielle Gedenkfeiern. folgt folgt Abb. 3 und 4: Plakate für die Bundespräsidentschaftswahl 1986. Minilexikon Entnazifizierung, die Kandidatur, die = die Befreiung einer Gesellschaft von allen nationalsozialistischen Einflüssen = das Antreten bei einer Wahl Mehr dazu … Eine Darstellung der Waldheim-Affäre: http://www.demokratiezentrum.org/ wissen/wissensstationen/waldheim-debatte.html (13.11.2020) folgt MUSTER
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