Denkmal 4 + E-Book

100 Habsburger-Erinnerung Sissi, Schönbrunn und die Nostalgie 1918 war die Freude über das Ende der Monarchie in Österreich noch groß. Nach der schwierigen Ersten Republik, dem Austrofaschismus und den Schrecken der NS-Zeit wurde die Habsburgerzeit teilweise wieder als positiv empfunden. Besonders an Kaiserin Elisabeth – die Ehefrau Kaiser Franz Josephs – erinnerten sich viele Menschen gerne. In den beliebten „Sissi“-Verfilmungen der 1950er-Jahre kommt diese Nostalgie deutlich zum Ausdruck. Die Menschen im Nachkriegs-Österreich, deren Leben von Armut bestimmt war, konnten in den „Sissi“-Filmen ihre Sorgen für kurze Zeit vergessen. folgt Abb. 1: Romy Schneider als „Sissi“ und Karlheinz Böhm als „Kaiser Franz Joseph I.“. Filmstill, 1957. Von der Krise zur Entspannung Ab 1919 wurden die Rechte der Habsburger im „Habsburgergesetz“ eingeschränkt. Zum Beispiel durften die Familienmitglieder nur dann in Österreich sein, wenn sie davor auf ihren Herrschaftsanspruch verzichtet hatten. In der sogenannten „Habsburger-Krise“ von 1962/63 kam es zu Streiks und Demonstrationen gegen die Einreise von Otto Habsburg, dem Sohn des letzten Kaisers. Nachdem er in einer Verzichtserklärung alle Ansprüche auf den Thron abgetreten hatte, konnte er 1966 einreisen. Danach besserten sich die Beziehungen. Seit 2011 dürfen sich Mitglieder der Familie auch der Bundespräsidentschaftswahl stellen. Immer noch populär Neben den berühmten Schlössern erinnern heute noch zahlreiche Habsburger-Denkmäler an die alte Dynastie: Maria Theresia thront im Wiener 6.2 Museumsviertel, Erzherzog Karl am Heldenplatz und Erzherzog Johann am Grazer Hauptplatz. In Salzburg steht ein Denkmal der Kaiserin Elisabeth vor dem Hauptbahnhof. In Tirol ist Kaiser Maximilian noch immer sehr beliebt, was 2019 an den Aktionen anlässlich seines 500. Todesjahres sichtbar wurde. Außerdem finden sich in vielen österreichischen Gemeinden Straßen- oder Plätzenamen, die an die Habsburger erinnern. Und auch der Tourismus erkannte schnell, dass sich mit den Habsburgern, vor allem mit Kaiserin Elisabeth, Geld verdienen lässt. So gibt es bis heute Führungen durch das „Sisi Museum“, Sissi-Taler aus Schokolade, und knapp neun Millionen Touristinnen und Touristen besuchen auch heute noch jedes Jahr das Schloss Schönbrunn und seine Gärten. Unter dem Kaiserin-Elisabeth-Denkmal in Salzburg sind die Verse der mährischösterreichischen Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916) eingraviert. Sie beschreiben Ankunft und Abschied der Kaiserin: „Dein Oesterreich, Du hast es hier betreten, Als Kaiserbraut, in holder Majestät, und alle Herzen flogen Dir entgegen, Ihr Jubelgruß war Segen war Gebet. Dein Österreich, Du hast es hier betreten, Im Scheiden auch, geliebte Majestät, Und wieder folgt Dir nach des Volkes Segen, Und seine Thränen werden zum Gebet.“ Ebner-Eschenbach, Maria von: Kaiserin-Elisabeth-Denkmal. Minilexikon Nostalgie thronen = sehnsuchtsvoller Blick in die Vergangenheit = auf einem Thron sitzen folgt Abb. 2: Das Kaiserin-Elisabeth-Denkmal am Südtiroler Platz in Salzburg. Das Denkmal wurde 1901 enthüllt. Foto, 1901. MUSTER

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