8 1.1 Die Zwischenkriegszeit Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich Europa stark verändert. Überall gab es aufgrund der wirtschaftlichen Folgen des Krieges Probleme. In Österreich und dem Deutschen Reich war die Unzufriedenheit groß, weil die Staaten nicht mehr so mächtig waren. Die Armut in weiten Teilen Europas führte dazu, dass sich viele Menschen wieder nach Stabilität und „nationaler Stärke“ sehnten. Der Wunsch nach einem mächtigen Staat sowie der fehlende Glaube an die Demokratie führten dazu, dass sich totalitäre Systeme wie Faschismus, Nationalsozialismus und Stalinismus entwickelten. Zur Frage, was totalitäre Regime sind, gibt die Bundeszentrale für politische Bildung diese Definition: „Eine politische Herrschaft, die die Bürger vollkommen unterwerfen will, handelt totalitär. Ein solcher Staat versucht, alle Bereiche des Lebens (Beruf, Familie, Erziehung, Freizeit usw.) zu kontrollieren, also die totale Macht auszuüben. Dieses System lässt keine anderen Meinungen und Parteien zu. Wer versucht, sich aufzulehnen, wird oft grausam verfolgt. So war es zum Beispiel im Faschismus, im Nationalsozialismus und im kommunistischen System der Sowjetunion unter dem Diktator Josef Stalin. Ein totalitäres System ist also das Gegenteil eines demokratischen Verfassungsstaates, in dem die Menschen ihre Meinung frei äußern können, freie Wahlen stattfinden und mehrere Parteien die unterschiedlichen Meinungen der Bürger in einem Parlament vertreten können.“ Schneider, Gerd/Toyka-Seid, Christiane: Totalitäres System, in: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de, Bonn, Bundeszentrale für politische Bildung 2021, https://www.bpb.de /nachschlagen/lexika/das-junge-politik-lexikon/321249/totalitaeres-system (16.04.2021). Faschismus und Nationalsozialismus Die Begriffe Faschismus und Nationalsozialismus werden oft gleichgesetzt. Das ist aber falsch. Faschistische Regime gab es in Italien unter Benito Mussolini, in Spanien unter Francisco Franco und in Portugal unter António de Oliveira Salazar. Auch in Österreich gab es ab 1933 ein Regime mit faschistischen Zügen. Im Faschismus gab es jeweils nur eine Partei und eine nationale Ideologie, in Italien auch gepaart mit aggressivem Rassismus. Die Menschen wurden von Polizei und Militär streng kontrolliert. Gegnerinnen und Gegner sollten beseitigt werden. Außerdem gab es einen starken Führerkult . Im Nationalsozialismus kam zu den Merkmalen des Faschismus ein radikaler Antisemitismus dazu. Adolf Hitler griff diese Ideen nach dem Ersten Weltkrieg auf. Er war 1920 Mitbegründer der „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ (NSDAP). Stalinismus Die politische Ideologie des Kommunismus sah das Übergehen aller Produktionsmittel und Erzeugnisse in das gemeinsame Eigentum der Staatsbürgerinnen und Staatsbürger vor. In kommunistischen Ländern wurde die Wirtschaft durch Fünfjahrespläne staatlich gelenkt. Das erste kommunistische Land war die UdSSR (Union der sozialistischen Sowjetrepubliken – Sowjetunion), die 1922 unter Wladimir Iljitsch Lenin gegründet wurde. Nach Lenins Tod übernahm 1924 Josef Stalin die Kommunistische Partei. Unter seiner Führung wurde eine totalitäre Diktatur errichtet, politische Gegnerinnen und Gegner wurden brutal verfolgt und ermordet. Diese Diktatur wird als Stalinismus bezeichnet. Es gab einen auf Stalin ausgerichteten Führerkult. Stalin regierte bis 1953. Minilexikon Antisemitismus, der Führerkult, der = Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden = übertriebene Verehrung einer politischen Führungsfigur Totalitäre Systeme im Vergleich D Abb. 1: Das Cover des Magazins „News Review“ von 1938 zeigt Hitler und Stalin. MUSTER
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==