Lang | Marschnig Denkmal 4 E-BOOK+ MUSTER
Hilfestellungen zu den häufigsten Operatoren aus Denkmal 4 Operatoren Ziel Beispiel Hilfestellung Anforderungsbereich I herausarbeiten aus dem vorhandenen Material Zusammenhänge erkennen und wiedergeben Arbeite aus dem Text und der Abbildung Merkmale der NS-Ideologie heraus. Im Text finden sich einige Beispiele der NSIdeologie, wie etwa … Weitere Beispiele aus dem Text wären … Auf dem Bild hingegen zeigt sich die NS-Ideologie vor allem durch … beschreiben zentrale Aussagen und Schwerpunkte aus dem vorhandenen Material mit eigenen Worten wiedergeben Beschreibe die Karikatur zum wirtschaftlichen Aufschwung Chinas. Die Karikatur stammt aus dem Jahr … und wurde von … gezeichnet. Am linken Rand der Karikatur ist … zu erkennen. Im Zentrum der Karikatur ist … zu sehen … zusammenfassen die wesentlichen Inhalte von Texten in gekürzter Form und eigenen Sätzen wiedergeben Fasse mit Hilfe der Abbildung und des Textes den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas zusammen. In den vergangenen Jahren ist China wirtschaftlich … Im Text ist die Rede davon, dass … Zusammengefasst zeigt sich ein ähnliches Bild, nämlich… Anforderungsbereich II erklären Zusammenhänge oder Materialien in eigenen Worten einordnen und auflösen Erkläre anhand des Bildes und der Textquelle die Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung. Wie in der Textquelle nachzulesen, war die Zivilbevölkerung vom Krieg … getroffen. Die Auswirkungen … Eine weitere Gemeinsamkeit von Text und Bild zeigt sich … erläutern historische Informationen einordnen und durch weitere Beispiele ergänzen Erläutere den historischen Hintergrund des Fotos „Sprung in die Freiheit“. Das Foto aus dem Jahr ... ist entstanden, als … In dieser Zeit war … Die Entstehung des Fotos fällt also in die Zeit… analysieren Materialien oder Informationen Schritt für Schritt bearbeiten und die Ergebnisse übersichtlich darstellen Analysiere die Karikatur zur Europäischen Union. In der Karikatur wird dargestellt, dass … An der Kleidung der Personen erkennt man, dass … Im Mittelpunkt der Karikatur steht… vergleichen Materialien oder Informationen gegenüberstellen und Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede herausarbeiten Vergleicht die beiden Texte über das vorzeitige Ende der ÖVP-FPÖ-Regierungskoalition 2019. Während im zweiten Text über … berichtet wird, ist im anderen Text … Am deutlichsten werden die Unterschiede … Anforderungsbereich III interpretieren Zusammenhänge aus Material Schritt für Schritt herausarbeiten und eine begründete Stellungnahme formulieren. Folgt meistens auf eine Beschreibung und Analyse und berücksichtigt die Ergebnisse aus diesen ersten beiden Schritten. Interpretiert die Karikatur zur neuen Weltordnung. Geht dabei der Frage nach, was der Zeichner über die Weltordnung im Jahr 2018 aussagen wollte. Die Karikatur bezieht sich auf … Der Zeichner will mit der Karikatur aufzeigen, dass … Die Zeichnerin kritisiert damit … Das lässt sich im Bild daran erkennen, dass… Aus heutiger Sicht ist die Karikatur … erörtern eigene Pro- und Contra-Argumente zu einem Problem oder einer Fragestellung erarbeiten und damit das Material oder die Informationen überprüfen und hinterfragen; danach eine eigene Stellungnahme dazu entwickeln Erörtert mithilfe des Diagramms die Bedeutung der verschiedenen Social-Media-Kanäle. Auf den ersten Blick scheinen Social-MediaKanäle heute …, allerdings … Wenn man die Argumente gegenüberstellt, kann man sagen, dass … Abschließend kann man also sagen, dass die Bedeutung von SocialMedia-Kanälen heute … diskutieren sich zu einem Problem oder einer Fragestellung eine eigene Meinung bilden und sich darüber mit Mitschülerinnen und Mitschülern austauschen und dabei die eigene Meinung vertreten können Diskutiert die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Täter- oder Täterinnen- bzw. der Opferperspektive. Aus der Quelle geht eindeutig hervor, dass … Blickt man auf die Perspektive der Opfer, dann … Andererseits muss man aber auch berücksichtigen, dass… Meine Meinung wird außerdem dadurch bestätigt, dass … dekonstruieren kritisches Sichten und Durchleuchten von Materialien und darin vorkommende Absichten und Deutungen der Vergangenheit entschlüsseln Dekonstruiert das Kurzvideo hinsichtlich der Darstellung der alliierten Soldaten. In dem Video werden … dargestellt. Das wird besonders deutlich durch die Szene/Passage … Daraus lässt sich ableiten, dass … Die … werden hingegen als … dargestellt. Das Video transportiert in dieser Darstellung der Vergangenheit also das Bild von … MUSTER
Denkmal 4 Thomas Lang | Georg Marschnig E-BOOK� Demoversion Denkmal 4 mit E-BOOK+ Schulbuch-Nr. 205 659 ISBN 978-3-7055-3181-9 V + A Aud-WRD P + A Aud IÜ 1. Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 1 + 1 6 6 13 2. Aspekte von Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 3 + 3 4 4 + 4 6 12 3. Demokratie in Österreich 6 15 4. Europäisierung 1 + 1 2 6 13 5. Holocaust/Shoah, Genozid und Menschenrechte 3 + 3 4 6 13 6. Geschichtskulturen – Erinnerungskulturen – Erinnerungspolitik 4 6 7 7. Gesellschaftlicher Wandel in der Moderne 1 + 1 8 6 15 8. Politische Mitbestimmung 6 6 7 9. Medien und politische Kommunikation 1 + 1 6 13 Dazu passend finden Sie im weitere Materialien (Anzahl): V + A = Videos + Arbeitsblätter / Aud-WDR = Audios zu WRD 2 Stichtag incl. Arbeitsblättern / P + A = Podcasts + Arbeitsblätter / Aud = Audios von Inhalten aus dem Lehrbuch / IÜ = interaktive Übungen MUSTER
2 Inhaltsverzeichnis 1 Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 1.1 Totalitäre Systeme im Vergleich 8 1.2 Europas Weg in den Krieg 10 1.3 Ausgrenzung und Manipulation 12 1.4 Diktatur in Österreich 14 1.5 Europa im Krieg 16 1.6 Totaler Krieg und bedingungslose Kapitulation 18 1.7 Denk nochmal! 20 1.8 Denk weiter! 22 2 Aspekte von Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 2.1 Europas Teilung in West und Ost 26 2.2 Alltagswelten in Ost- und Westdeutschland 28 2.3 Die bipolare Welt nach 1945 30 2.4 Der Nahe Osten 32 2.5 Das Ende des Ost-West-Konflikts als Beginn der Globalisierung 34 2.6 Kulturelle Globalisierung 36 2.7 Denk nochmal! 38 2.8 Denk weiter! 40 3 Demokratie in Österreich 3.1 Die Republiksgründung 1918 44 3.2 Die 1920er: politische Radikalisierung 46 3.3 Vom Austrofaschismus zum „Anschluss“ 48 3.4 Die Zweite Republik 50 3.5 Alleinregierungen 52 3.6 Nach 1989: EU-Beitritt, „Wende“ und danach 54 3.7 Denk nochmal! 56 3.8 Denk weiter! 58 4 Europäisierung 4.1 Nach 1945: Europa wächst zusammen 62 4.2 Die Europäische Union 64 4.3 Österreich als Teil der EU 66 4.4 Die EU und du 68 4.5 Europäische Wirtschaft und Politik nach 1989 70 4.6 Die globale Weltordnung im 21. Jahrhundert 72 4.7 Denk nochmal! 74 4.8 Denk weiter! 76 5 Holocaust/Shoah, Genozid und Menschenrechte 5.1 Vom Rassismus zum Antisemitismus 80 5.2 Ghettos – Konzentrationslager – Vernichtungslager 82 5.3 Die nationalsozialistische Vernichtungspolitik 84 5.4 Opfer – Täter und Täterinnen – Mitläufer und Mitläuferinnen 86 5.5 Gegnerinnen und Gegner des Nationalsozialismus 88 5.6 Genozid 90 5.7 Denk nochmal! 92 5.8 Denk weiter! 94 MUSTER
3 Denkmal 4 6 Geschichtskulturen – Erinnerungskulturen – Erinnerungspolitik 6.1 Identität braucht Erinnerung 98 6.2 Habsburger-Erinnerung 100 6.3 Schwieriges Erinnern: In Österreich 102 6.4 Schwieriges Erinnern: In Europa 104 6.5 Schwieriges Erinnern an den Zerfall Jugoslawiens 106 6.6 Geschichte und Geschichtskultur 108 6.7 Denk nochmal! 110 6.8 Denk weiter! 112 7 Gesellschaftlicher Wandel in der Moderne 7.1 Gegensätze in der Moderne 116 7.2 Nationalistische Gesellschaftspolitik 118 7.3 Jugend im Totalitarismus 120 7.4 Trümmerfrauen, Kriegsheimkehr, Babyboomer 122 7.5 Flower-Power, Friedensbewegungen und die 68er 124 7.6 Auf dem Weg in die Mediengesellschaft 126 7.7 Denk nochmal! 128 7.8 Denk weiter! 130 8 Politische Mitbestimmung 8.1 Verschiedene Ebenen politischer Mitbestimmung 134 8.2 Österreichisches Parlament 136 8.3 Außerparlamentarische Mitbestimmung 138 8.4 Außerparlamentarische Mitbestimmung 140 8.5 Grundwerte der EU 142 8.6 Menschen- und Kinderrechte 144 8.7 Denk nochmal! 146 8.8 Denk weiter! 148 9 Medien und politische Kommunikation 9.1 Politische Kommunikation in der Öffentlichkeit 152 9.2 Mediendemokratie 154 9.3 Die Inszenierung in der Politik 156 9.4 Politik in den digitalen Medien I 158 9.5 Politik in den digitalen Medien II 160 9.6 Politische Manifestationen analysieren 162 9.7 Denk nochmal! 164 9.8 Denk weiter! 166 Workshop 1: mit historischen Reden arbeiten 168 Workshop 2: mit politischen Plakaten arbeiten 170 Workshop 3: mit Filmen arbeiten 172 Bildquellen 174 Textquellen 174 Stichwortverzeichnis 176 MUSTER
4 Wie arbeite ich mit dem Buch? Wie das Werk aufgebaut ist Jedes Kapitel besteht aus einer Einstiegsseite, um das Kapitelthema mit der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler zu verbinden. Die Zeitleisten erwähnen historisch relevante Daten, der Farbcode erleichtert die Einordnung in eine Epoche. Auf den sechs folgenden Doppelseiten befinden sich auf der linken Seite Informationstexte mit Übungen zur Sprachförderung und Leseverständnisübungen, auf der rechten Seite werden die historischen und politischen Kompetenzen mit dem jeweiligen Thema der Doppelseite passend verbunden. Es folgt eine Wiederholungsseite, die das Verständnis der Schülerinnen und Schüler festigt. Jedes Kapitel schließt mit einer Seite ab, die spielerisch und anhand moderner Sachverhalte den Schülerinnen und Schülern durch Eigeninitiative einen produktiven Umgang mit dem Kapitelthema vorschlägt. Im Kasten rechts unten wird auch immer der (historische) Österreichbezug explizit herausgestrichen und ein Denkmal in Österreich zum Thema gezeigt. Drei Workshops zu den Themen historische Reden, politische Plakate und Filme vertiefen den Umgang mit unterschiedlichen Quellen und Darstellungen. aus S. 60 aus S. 30 aus S. 74 aus S. 22 aus S. 170 MUSTER
5 Denkmal 4 Am Ende jeder Aufgabe werden in Klammer die historischen (H) oder politischen (P) Kompetenzen sowie der Anforderungsbereich ausgewiesen (siehe unten). aus S. 19 Durch das Icon wird für jede Übung die Sozialform angezeigt. Ein Punkt bedeutet Einzelarbeit, zwei Punkte Partnerarbeit, drei Punkte Gruppenarbeit. 1. Formuliert für die drei Absätze auf der linken Seite passende Überschriften. (HS 3) Ein zusätzliches Icon zeigt Übungen an, die explizit die Sprachkompetenz und das Leseverständnis fordern und fördern. Wie eine Aufgabe gestaltet ist Historische Kompetenzen Die historische Methodenkompetenz meint, dass Schülerinnen und Schüler selbst über die Vergangenheit berichten können. Sie beschäftigen sich aber auch mit Erzählungen von der Vergangenheit und erkennen, dass jede Darstellung aus einer bestimmten Sichtweise entstanden ist, die analysiert und interpretiert werden muss. Die historische Sachkompetenz meint das Nachdenken über die unterschiedlichen Bedeutungen von Begriffen sowie ihre Nutzung zur Strukturierung von Vergangenheit. Die historische Fragekompetenz befähigt die Schülerinnen und Schüler dazu, eigenständig Fragen an die Vergangenheit zu formulieren. Bei der historischen Orientierungskompetenz geht es darum, welcher Sinn aus der Beschäftigung mit Geschichte gezogen wird. vgl. Taubinger, Wolfgang/Windischbauer, Elfriede (Hrsg.): Kompetenzorientierter Unterricht in Geschichte und Politischer Bildung. Diagnoseaufgaben mit Bildern, Wien 2011, S. 6 Kompetenzen der Politischen Bildung Politische Urteilskompetenz bedeutet, Urteile zu treffen und fremde Urteile zu hinterfragen. Die politische Handlungskompetenz fördert, eigene politische Positionen einzunehmen, andere Positionen zu verstehen und an der Lösung von gesellschaftlichen Problemen mitzuarbeiten. Die politische Methodenkompetenz meint das Verstehen und Hinterfragen von fertigen Manifestationen des Politischen. Die politische Sachkompetenz ermöglicht das Verstehen der politischen Kategorien und Konzepte. vgl. Krammer, Reinhard/Kühberger, Christoph/Windischbauer, Elfriede: Die durch politische Bildung zu erwerbenden Kompetenzen. Ein Kompetenz-Strukturmodell, Wien 2008, S. 3 Informationstexte Die Informationstexte in Denkmal erzählen von der Vergangenheit und der Gegenwart. Sie sind aus der Sicht des Autorenteams geschrieben und folgen dem österreichischen Lehrplan. Um diese Erzählungen zu verfassen, verwenden wir wissenschaftliche Bücher und Quellen. Jede Geschichte ist vom Standpunkt derer abhängig, die sie erzählen. Wir denken, dass Geschichte dazu dient, sich besser in der Gegenwart zurechtzufinden und in der Zukunft zu orientieren. Wörter mit diesem Zeichen werden im Minilexikon erklärt. MUSTER
1 1900 Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen Erste Schritte Kriege sind die schlimmste Art, um Konflikte zu lösen. Sie werden aber oft in PC-Spielen dargestellt. Damit Kinder und Jugendliche vor zu brutalen Inhalten geschützt werden, gibt es Symbole und Altersfreigaben. So wissen eure Eltern, welche Spiele für euch geeignet sind und welche nicht. Das Computerspiel „Attentat 1942“ ist eine Mischung aus Adventure, Lernspiel und Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg. Mit Interviews von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und anderen Quellen erforscht man die Geschichte eines tschechischen Großvaters. Dieser wurde verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht. Seht euch den Trailer zum Spiel unter https:// www.youtube.com/watch?v=Xp_Wk1YwuoQ (13.11.2020) gemeinsam an und sammelt eure Erwartungen und Eindrücke an der Tafel. Beschreibe die Abbildung des Computerspiels „Attentat 1942“. Tauscht euch über eure Erfahrungen mit Kriegsspielen aus. Analysiert, ob sie eher eine abschreckende Funktion haben oder Gewalt verharmlosen. Nehmt kritisch dazu Stellung, ob es gut ist, sich mit einem so ernsten Thema „spielerisch“ auseinanderzusetzen. 1910 MENSCHEN MOMENTE ORTE NOTIZEN 1920 1917 Oktoberrevolution 1918 In Compiègne wird der Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und den Westmächten geschlossen. 1914 Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand wird erschossen. Wenig später beginnt der Erste Weltkrieg. 1920 Gründung der NSDAP MUSTER
Basiswissen ■ Die Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg wird als Zwischenkriegszeit bezeichnet. ■ Wegen Unzufriedenheit und Armut war die Bevölkerung in Italien, Deutschland und Österreich anfällig für die Versprechen von Diktatoren. ■ Ab den 1920er-Jahren setzten sich in diesen und anderen Ländern autoritäre, antidemokratische Parteien durch. 1930 1945 1939 Am 1. September beginnt der Zweite Weltkrieg. 1933 Adolf Hitler wird Reichskanzler in Deutschland. 1936 Olympische Spiele in Berlin 1945 Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki 1945 Mit der Kapitulation Japans am 2. September endet der Zweite Weltkrieg. Am 12. März marschieren >>1938 deutsche Soldaten über die Grenze nach Österreich. 1929 Der New Yorker Börsencrash löst eine Weltwirtschaftskrise aus. 1940 MUSTER
8 1.1 Die Zwischenkriegszeit Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich Europa stark verändert. Überall gab es aufgrund der wirtschaftlichen Folgen des Krieges Probleme. In Österreich und dem Deutschen Reich war die Unzufriedenheit groß, weil die Staaten nicht mehr so mächtig waren. Die Armut in weiten Teilen Europas führte dazu, dass sich viele Menschen wieder nach Stabilität und „nationaler Stärke“ sehnten. Der Wunsch nach einem mächtigen Staat sowie der fehlende Glaube an die Demokratie führten dazu, dass sich totalitäre Systeme wie Faschismus, Nationalsozialismus und Stalinismus entwickelten. Zur Frage, was totalitäre Regime sind, gibt die Bundeszentrale für politische Bildung diese Definition: „Eine politische Herrschaft, die die Bürger vollkommen unterwerfen will, handelt totalitär. Ein solcher Staat versucht, alle Bereiche des Lebens (Beruf, Familie, Erziehung, Freizeit usw.) zu kontrollieren, also die totale Macht auszuüben. Dieses System lässt keine anderen Meinungen und Parteien zu. Wer versucht, sich aufzulehnen, wird oft grausam verfolgt. So war es zum Beispiel im Faschismus, im Nationalsozialismus und im kommunistischen System der Sowjetunion unter dem Diktator Josef Stalin. Ein totalitäres System ist also das Gegenteil eines demokratischen Verfassungsstaates, in dem die Menschen ihre Meinung frei äußern können, freie Wahlen stattfinden und mehrere Parteien die unterschiedlichen Meinungen der Bürger in einem Parlament vertreten können.“ Schneider, Gerd/Toyka-Seid, Christiane: Totalitäres System, in: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de, Bonn, Bundeszentrale für politische Bildung 2021, https://www.bpb.de /nachschlagen/lexika/das-junge-politik-lexikon/321249/totalitaeres-system (16.04.2021). Faschismus und Nationalsozialismus Die Begriffe Faschismus und Nationalsozialismus werden oft gleichgesetzt. Das ist aber falsch. Faschistische Regime gab es in Italien unter Benito Mussolini, in Spanien unter Francisco Franco und in Portugal unter António de Oliveira Salazar. Auch in Österreich gab es ab 1933 ein Regime mit faschistischen Zügen. Im Faschismus gab es jeweils nur eine Partei und eine nationale Ideologie, in Italien auch gepaart mit aggressivem Rassismus. Die Menschen wurden von Polizei und Militär streng kontrolliert. Gegnerinnen und Gegner sollten beseitigt werden. Außerdem gab es einen starken Führerkult . Im Nationalsozialismus kam zu den Merkmalen des Faschismus ein radikaler Antisemitismus dazu. Adolf Hitler griff diese Ideen nach dem Ersten Weltkrieg auf. Er war 1920 Mitbegründer der „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ (NSDAP). Stalinismus Die politische Ideologie des Kommunismus sah das Übergehen aller Produktionsmittel und Erzeugnisse in das gemeinsame Eigentum der Staatsbürgerinnen und Staatsbürger vor. In kommunistischen Ländern wurde die Wirtschaft durch Fünfjahrespläne staatlich gelenkt. Das erste kommunistische Land war die UdSSR (Union der sozialistischen Sowjetrepubliken – Sowjetunion), die 1922 unter Wladimir Iljitsch Lenin gegründet wurde. Nach Lenins Tod übernahm 1924 Josef Stalin die Kommunistische Partei. Unter seiner Führung wurde eine totalitäre Diktatur errichtet, politische Gegnerinnen und Gegner wurden brutal verfolgt und ermordet. Diese Diktatur wird als Stalinismus bezeichnet. Es gab einen auf Stalin ausgerichteten Führerkult. Stalin regierte bis 1953. Minilexikon Antisemitismus, der Führerkult, der = Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden = übertriebene Verehrung einer politischen Führungsfigur Totalitäre Systeme im Vergleich D Abb. 1: Das Cover des Magazins „News Review“ von 1938 zeigt Hitler und Stalin. MUSTER
Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 9 Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 1. Die Lexikoneinträge liefern dir weitere Informationen zu den drei totalitären Systemen. Setze die Begriffe in die Texte ein. Eine Mehrfachverwendung ist möglich. Faschismus/faschistisch | Nationalsozialismus/nationalsozialistisch | Stalinismus/stalinistisch A: „Der ist eine politische Bewegung, die in Italien entstand. Die Partei übernahm bald nach ihrer Gründung die Macht im Staat. Der Führer der war Benito Mussolini. […] Mussolini und seine obersten Gefolgsleute bestimmten, was die Menschen zu tun und zu denken hatten.“ Schneider, Gerd/Toyka-Seid, Christiane: Faschismus, in: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2021, https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/das-junge-politik-lexikon/320277/faschismus (16.04.2021). B: „Der beinhaltete viele Elemente des Faschismus. Singulär beim war aber die massenhafte Vernichtung von Juden und Jüdinnen (Holocaust), Roma und Sinti sowie von Menschen mit Behinderung. […] Es gab nur eine Partei (die NSDAP – Deutsche Arbeiterpartei) […]. “ Gärtner, Reinhold/Steininger, Sigrid: Nazionalsozialismus. © Copyright 2008 by Verlag Jungbrunnen, Wien, http://www.politik-lexikon.at/nationalsozialismus (16.04.2021) (vereinfacht). C: „Der war die von Josef Stalin in der Sowjetunion (UdSSR) errichtete sozialistische Diktatur, die bis zu seinem Tod 1953 bestand. […] Millionen Menschen wurden in Lagern zur Arbeit gezwungen, viele starben. Niemand war vor Verhaftung, Lager und Tod sicher. ‚Die Säuberungen‘ forderten in den 1930er-Jahren über 10 Millionen Menschenleben.“ https://learnattack.de/geschichte/stalinismus (16.04.2021). 2. Ordne die Bilder den Lexikoneinträgen zu, indem du den entsprechenden Buchstaben in das Bild schreibst. 3. Beschreibt, analysiert und interpretiert die drei Fotos. 4. Arbeitet anhand des Schulbuchtextes und der Lexikoneinträge Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den drei Systemen heraus. a. Diskutiert die Zusammenfassung der totalitären Regime. Warum könnte es problematisch sein, die drei Regime unter dem Begriff „Totalitarismus“ gleichzusetzen? Foto, 1930. Foto, 1945. Foto, 1938. MUSTER
10 In Europa entwickeln sich Diktaturen 1.2 Der Aufstieg des Faschismus in Italien Italien war nach dem Ersten Weltkrieg ein Siegerstaat. Das Land war jedoch in einer wirtschaftlichen und sozialen Krise. Es gab Streiks, Hungersnot und gewalttätige Unruhen. Aus dieser Unzufriedenheit entstand eine neue politische Bewegung: der Faschismus, der rechtsextrem und fremdenfeindlich eingestellt war. Die faschistische Partei wurde von Benito Mussolini angeführt. Nach und nach wurden Demokratie, Rechtsstaat und Bürgerinnen- und Bürgerrechte abgeschafft. Die Faschisten regierten alleine, alle anderen Parteien wurden verboten. Die Pressefreiheit wurde abgeschafft. Gegnerinnen und Gegner des Faschismus wurden ausgegrenzt und verfolgt, später auch ermordet. Der Aufstieg des Nationalsozialismus im Deutschen Reich Auch das Deutsche Reich, das 1918 zu den Verliererstaaten gehörte, entwickelte sich bis 1933 zu einer Diktatur. Im Vertrag von Versailles hatte das Land einen Teil seiner Staatsfläche, alle Kolonien und auch große Teile der militärischen Streitkräfte verloren. Die Unzufriedenheit darüber führte dazu, dass die Bevölkerung das „Deutsche“ in das Zentrum rückte und alles Ausländische zunehmend ablehnte. Alles Ausländische war „böse“. Dieser starke Nationalismus wurde vor allem durch eine Partei geprägt, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP, gegründet 1920). Außerdem nutzte deren Parteichef Adolf Hitler die große Wirtschaftskrise nach 1929, um die Zustimmung der Bevölkerung zu gewinnen. Hitler schob die Schuld dafür den demokratischen Parteien sowie den Jüdinnen und Juden zu und versprach den Wählerinnen und Wählern eine bessere Zukunft. Bei den Wahlen 1932 war die NSDAP die stimmenstärkste Partei, am 30. Jänner 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Schritt für Schritt in die Diktatur Danach wurde in wenigen Wochen die Demokratie abgeschafft. Nach einem Brandanschlag auf den Reichstag in Berlin, erhielt Hitler durch die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ weitreichende Befugnisse. Er machte die Kommunistische Partei zu unrecht für den Brand verantwortlich und ließ zahlreiche ihrer Mitglieder sowie weitere politische Gegnerinnen und Gegner der NSDAP verhaften. In dem am 23. März 1933 folgenden sogenannten „Ermächtigungsgesetz“ ging die gesetzgebende Gewalt vom Reichstag auf die nationalsozialistische Regierung über. Diese durfte nun Gesetze beschließen – auch solche, die gegen die Verfassung der Republik waren. Damit war das Deutsche Reich zu einer autoritären Diktatur geworden. In den folgenden Wochen wurden alle Parteien außer der NSDAP verboten, die Gewerkschaften aufgelöst und erste diskriminierende Maßnahmen gegen Jüdinnen und Juden beschlossen. Minilexikon autoritär Rechtsstaat, der = unbedingten Gehorsam fordernd = Staat, in dem die öffentlichen Vertreter (Polizei etc.) nur auf Grundlage von Gesetzen handeln dürfen Abb. 1: Demonstration von NSDAP-Mitgliedern zum Jahrestag vom Vertrag von Versailles im Berliner Stadtzentrum. Foto, 1938. 1937 besuchte Benito Mussolini Adolf Hitler in Berlin und betonte in einer Rede die Gemeinsamkeiten von Faschismus und Nationalsozialismus: „Wir, Nationalsozialisten und Faschisten, […] haben viele Elemente unserer Weltanschauung gemeinsam. […] Beide verherrlichen wir die Arbeit […]. Beide stützen wir uns auf die Jugend, die wir erziehen zur Disziplin, zum Mut, zur Zähigkeit, zur Vaterlandsliebe und zur Verachtung des bequemen Lebens. […] Weder in Deutschland noch in Italien besteht eine Diktatur, sondern es bestehen Kräfte und Organisationen, die dem Volke dienen. […] Die größten und echtesten Demokratien, die die Welt heute kennt, sind die deutsche und die italienische.“ Spiegel Geschichte, 3/2017, Hamburg, SPIEGEL-Verlag 30.05.2017, S. 81. MUSTER
Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 11 Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 1. Arbeite aus dem Text auf der linken Seite und aus 1.1 fünf Merkmale von diktatorischen Systemen heraus. 2. Arbeitet die Gemeinsamkeiten zwischen italienischem Faschismus und deutschem Nationalsozialismus, die Mussolini in seiner Rede nennt, heraus. Beurteilt auch seine Aussagen zur Demokratie. 3. Fülle mithilfe der Karte (Abb. 2) die Tabelle aus. folgt Abb. 2: Die europäischen Staaten und ihre Regierungsformen 1918–1938. Regierungsform Land Jahr der Errichtung 1922 Nationalsozialistische Diktatur 1933 1922 Österreich Demokratie ohne Jahreszahl Frankreich Portugal 4. Beschreibt das Foto (Abb. 1) möglichst detailreich. a. Ermittelt die Botschaft auf den Plakaten und notiert sie in eurem Heft. b. Nennt die im Schulbuchtext links angeführten Bestimmungen von Versailles. c. Erklärt den Zusammenhang zwischen dem Foto, dem Vertrag von Versailles und dem Aufstieg des Nationalsozialismus. MUSTER
12 Ausgrenzung und Manipulation 1.3 Ideologische Grundlagen Die ideologischen Grundlagen des Nationalsozialismus hatte Hitler in seinem Buch „Mein Kampf“ festgehalten. Darin lehnte er den demokratischen Parlamentarismus ab und zeigte neben der extremen Feindlichkeit gegen Jüdinnen und Juden auch einen radikalen Rassismus. Hitler teilte die Menschen in unterschiedliche „Rassen“ ein, die gegeneinander um die Herrschaft kämpften. Dieses Denken war seit dem 19. Jahrhundert weit verbreitet und wurde von vielen geteilt. Die nationalsozialistische Hetze gegen Jüdinnen und Juden, aber auch gegen Angehörige anderer Nationen und politisch Andersdenkende fiel also auf fruchtbaren Boden. folgt Abb. 1: Das nationalsozialistische Propagandafoto zeigt Angehörige der NS-Frauenschaft beim Nähen neuer Kleidung aus alten Kleidungsstücken. Im Hintergrund: ein Volksempfänger. Foto, 1939. Durch Ausgrenzung zur „Volksgemeinschaft“? Die NS-Ideologie verfolgte aber auch „völkische Ziele“: Die gesamte Bevölkerung sollte zu einer starken Einheit werden, der „Volksgemeinschaft“, wie es im NS-Gedankengut hieß. Nur wer dem Nationalsozialismus folgte, hatte keine Repressalien zu befürchten. Ausgrenzung und Verfolgung waren nämlich wichtige Mittel der NS-Herrschaft. Die Menschen wurden eingeschüchtert und sahen, was mit jenen gemacht wurde, die nicht als Teil der „Volksgemeinschaft“ angesehen wurden: Jüdinnen und Juden, Romnija und Roma, Sintiza und Sinti , slawische Minderheiten, aber auch alte und kranke Menschen sowie politische Gegnerinnen und Gegner wurden systematisch ausgegrenzt. Außerdem wurden Menschen ohne festen Wohnsitz, Prostituierte sowie Homosexuelle verfolgt. So wurde die Gesellschaft bewusst gespalten. (s. M5) Manipulation … Außerdem gaukelte man den Menschen vor, ihre Lebensbedingungen dauerhaft zu verbessern. Die NS-Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) organisierte verbilligte Theater- und Kinoveranstaltungen und Urlaubsreisen per Zug oder Schiff. Das „Winterhilfswerk des Deutschen Volkes“ (WHW) sammelte Spenden und stärkte damit den Zusammenhalt des „deutschen Volkes“. So wurde die Bevölkerung ruhiggestellt und die Zustimmung zum Nationalsozialismus gefördert. Außerdem investierte der Staat in große Bauprojekte und vor allem in die militärische Aufrüstung. Die vielen Arbeitslosen erhielten Beschäftigung. Dass sich das Deutsche Reich auf einen neuen Krieg vorbereitete, blieb vielen verborgen. … und Propaganda Dafür sorgte auch die Propaganda. Durch das billige Volksempfänger-Radio wurde die Bevölkerung beeinflusst. Alle Medien befanden sich in den Händen der Nationalsozialisten. Unabhängige Information lieferte nur das Hören von ausländischen Sendern, was aber verboten war. Zusätzlich sollten die Menschen mithilfe von Großveranstaltungen wie den Reichsparteitagen der NSDAP oder den Olympischen Spielen in Berlin (1936) für die Ideen des Nationalsozialismus begeistert werden. Das Bild einer zufriedenen, fortschrittlichen und erfolgreichen Gesellschaft sollte entstehen. In Wirklichkeit wurden die sozialen Unterschiede nicht geringer, sondern größer. Auch der Lebensstandard und die Löhne sanken. Dennoch war die politische Zustimmung in der Bevölkerung sehr groß. Mit der Idee der „Volksgemeinschaft“ war es durch Beeinflussung und Einschüchterung somit gelungen, die Menschen zu manipulieren. Sie würden alles für diese Idee tun und marschierten für sie sogar in einen Krieg. Minilexikon völkisch Repressalie, die Romnija und Roma, Sintiza und Sinti, die ruhigstellen Lebensstandard, der = hier: nationalistisch, antisemitisch = Maßnahme zur Unterdrückung = Minderheit, die seit dem 14. Jahrhundert in Europa lebt. Mit 10 bis 12 Millionen Menschen auch die größte in Europa lebende Minderheit. = beruhigen = Lebensbedingungen MUSTER
Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 13 Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 1. Arbeitet aus dem Text und der Abb. 1 Merkmale der NS-Ideologie heraus. a. Erklärt, welche Ziele mit der Idee der „Volksgemeinschaft“ verfolgt wurden. 2. Beschreibe die Funktionen und Maßnahmen der NS-Hilfs- und -Freizeitorganisationen. a. Beschreibe das Propaganda-Foto (Abb. 1) ganz genau. b. Analysiere das Bild hinsichtlich der fotografischen Umsetzung der Idee der „Volksgemeinschaft“. Wie gelingt es der Fotografin oder dem Fotografen, den Nationalsozialismus positiv darzustellen? 3. Interpretiert das Propagandaplakat mithilfe des Workshops auf S. 170 f. Achtet dabei auf die Farben, den Lichteinfall sowie die Schriftgrößen. a. Nehmt kritisch zur Botschaft unter dem Bild „Auch du kannst jetzt reisen!“ Stellung: Warum stellt sie den Kern des KdF-Reiseprogramms dar? Denkt dabei auch an die Massenarbeitslosigkeit vor 1933. 4. Erörtert anhand der Textquelle unten die Folgen der Idee der „Volksgemeinschaft“. a. Vergleicht die Schulerinnerungen Fritz Sterns mit eurem Schulalltag. Fritz Stern (geb. 1926 im polnischen Breslau, Besuch eines deutschen Gymnasiums, Flucht in die USA 1938) schreibt in seinen Lebenserinnerungen (2007) zur Ausgrenzung: „Ich war ab April 1936 über zwei Jahre am Maria-Magdalena-Gymnasium, und mit jedem Halbjahr wurde es unangenehmer, wuchs mein Gefühl des Ausgeschlossenseins. Die meisten Klassenkameraden waren in der Hitler-Jugend, und an besonderen Tagen (beispielsweise am Führergeburtstag) erschienen sie in Uniform. Auch ohne Uniform ließen sie einen spüren, dass sie auf Deutschland und den Nationalsozialismus stolz waren und sich freuten, einer Gemeinschaft anzugehören. Gelegentlich war ich Zielscheibe verbaler und – auf dem Schulhof – physischer Attacken. [...] Die Schule war schon anstrengend genug, und durch das hinzukommende Ausgeschlossensein und die Bedrohung wurde es noch schlimmer.“ Laschewski-Müller, Karin: Kursbuch Geschichte, Berlin, Cornelsen 2009, S. 430. Abb. 2: Das nationalsozialistische Propagandaplakat für die KdF-Reisesparkarte. Farbdruck, um 1938. MUSTER
14 Diktatur in Österreich 1.4 Österreich wird Teil des Deutschen Reiches Nach der Festigung der Herrschaft im Deutschen Reich betrieb das NS-Regime eine aggressive Außenpolitik. Eines der Ziele war dabei die Annexion Österreichs, wo es in der Bevölkerung bereits große Sympathien für den Nationalsozialismus gab. Auch in Österreich waren die wirtschaftlichen Probleme seit 1929 enorm. 1934 betrug die Arbeitslosigkeit in Österreich 25,5 %. Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen erhielt keine finanzielle Unterstützung, die Armut war groß. Seit 1933 war das Land ebenfalls ein autoritärer Einparteienstaat. Es gab keine freien Medien, und das Parlament war entmachtet. Viele Oppositionelle waren geflohen oder eingesperrt. Neben anderen Parteien war auch die NSDAP seit 1933 verboten. Dieses Verbot beantwortete Hitler mit wirtschaftlichen Strafmaßnahmen, und auch den politischen Druck auf das Regime in Österreich erhöhte er (s. 3.3). 1938 startete der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg einen letzten Versuch, die Machtübernahme der NSDAP zu verhindern: Er setzte eine Volksbefragung an. Hitler wollte diese Befragung um jeden Preis verhindern und drohte, die Befragung, wenn nötig, militärisch zu blockieren. „Anschluss“: von außen und innen Schuschnigg trat am 11. März 1938 zurück. Am 12. März marschierten deutsche Soldaten in Österreich ein. Am 15. März wurde das Land unter dem Namen „Ostmark“ Teil des Deutschen Reiches. Dieser „Anschluss“ an das Reich wurde von großen Teilen der Bevölkerung begrüßt und war von illegalen österreichischen Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten auch vorbereitet worden. folgt Abb. 1: Stimmabgabe am 10.04.1938. Foto, 1938. In der Volksabstimmung vom 10. April 1938 sollte nun die österreichische Bevölkerung über den „Anschluss“ abstimmen. Es konnten nur Personen abstimmen, die mit „Ja“ stimmen würden. Gegnerinnen und Gegner sowie Jüdinnen und Juden durften nicht abstimmen. Sollte dennoch jemand „Nein“ ankreuzen wollen, wurde mit Gewalt gedroht. So stimmten 99,73 % für einen Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Abb. 2: Schaulustige vor der brennenden Zeremonienhalle am Jüdischen Friedhof in Graz-Wetzelsdorf. Foto, 10.11.1938. Das Novemberpogrom 1938 In der „Ostmark“ fiel die radikal antisemitische NSPolitik auf fruchtbaren Boden. Viele Österreicherinnen und Österreicher beteiligten sich bereitwillig an der Diskriminierung der Jüdinnen und Juden. Der zwischenzeitliche Höhepunkt dieser Politik war das Novemberpogrom von 9. bis 10. November 1938, den die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten verharmlosend „Reichskristallnacht“ nannten. Dabei wurden Synagogen (jüdische Gotteshäuser), jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe zerstört. Etwa 400 Jüdinnen und Juden wurden ermordet. In den Monaten danach rüstete sich das Deutsche Reich für einen Krieg und baute viele Waffen und anderes Kriegsgerät. Dies brachte viele Arbeitsplätze und damit eine kurzfristige Verbesserung der Wirtschaft. Dadurch stieg auch die Zustimmung zum nationalsozialistischen Regime im heutigen Österreich. Mehr dazu … Unter diesem Link kannst du dir die Rede Kurt Schuschniggs mit einer Einleitung des Historikers Hugo Portisch anhören: https://youtu.be/L6gneiUinf4 (13.11.2020) MUSTER
Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 15 Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 1. Diskutiert in der Klasse, welche Auswirkungen eine schlechte Wirtschaftslage auf das gesellschaftliche Leben haben kann. a. Beurteilt, wie sich die heutige Wirtschaftslage auf euch auswirkt. 2. Erinnert euch, wie ein Wahllokal heute aussehen muss. Was fällt euch auf, wenn ihr das Bild der abstimmenden Person (Abb. 1) betrachtet? Nennt Auffälligkeiten in der Wahlkabine. a. Begründet die Notwendigkeit einer neutralen, von Beeinflussung freien Ausgestaltung der Wahlkabine. 3. Abb. 2 ist ein Beleg dafür, dass die gewalttätigen Ausschreitungen für die Bevölkerung klar ersichtlich waren und auch unterstützt wurden. Erörtert, was solche Bilder über den Zustand der damaligen Gesellschaft erzählen. a. Schildert Situationen, die euch heute zeigen oder zeigen würden, dass sich die Gesellschaft in eine unmenschliche Richtung entwickelt. 4. Arbeitet aus den beiden Textquellen die unterschiedlichen Sichtweisen des geschilderten Vorfalls heraus. a. Begründet die unterschiedlichen Sichtweisen. Friedrich Meyer berichtet über das Novemberpogrom in Villach: „Wir begaben uns denn in die Wohnung des Zwerling. Ich hatte den Auftrag, die ganze Aktion zu leiten. [...] Wir gingen alle in die Wohnung des Zwerling und begannen dort mit der Zerstörung der Wohnungseinrichtung und dgl. […] Es kann möglich sein, dass während der Zerstörungsaktion einige Schimpfworte gefallen sind. Ich glaube, dass jeder von uns einige dieser Worte wie Judenweibl, Saujuden u.s.w. gebraucht hat. [...] Ich bin mir meiner Schuld vollkommen bewußt u. sehe auch ein, dass wir uns in der Wohnung nicht menschlich benommen haben. Ich stehe für meine unrechtmäßige Handlungsweise vollkommen ein.“ Unterschrift: Friedrich Meyer Meyer, Friedrich: Landesgericht Klagenfurt, Strafakten Sch 196 Vr 463-46, in: Haider, Hans: Nationalsozialismus in Villach, Klagenfurt, Kitab-Verlag, Edition karnöl 2005, S. 93. Aus der Anzeige von Leon Zwerling, eingebracht im Oktober 1945, wegen der Verwüstung seiner Wohnung im November 1938: „Der Malermeister Friedrich Meier, gab sich mir gegenüber als Sturmführer aus und forderte mich mit den Worten „Jude gib die Waffen heraus“ auf zur Waffenabgabe. Ich erwiderte, dass ich keine Waffen habe [...] worauf Friedrich Meier das Kommando los gab. Alle 5 Personen, die gegen meinen Willen in meine Wohnung eingedrungen waren, machten sich dann daran, meine Wohnungseinrichtung zu zerstören. Es dauerte kaum eine halbe Stunde und fast meine gesamte Wohnungseinrichtung von 2 Zimmern, 1 Küche, 1 Speis und eines Badezimmers waren demoliert. […] Meine Frau und ich wurden bei diesem Anlass mit den Worten „Saujud“, „Judenweibl“ und ä. beschimpft. [...] Ich bin in der Lage, mehrere Zeugen über diesen Vorfall anzuführen.“ Meyer, Friedrich: Landesgericht Klagenfurt, Strafakten Sch 196 Vr 463-46, in: Haider, Hans: Nationalsozialismus in Villach, Klagenfurt, Kitab-Verlag, Edition karnöl 2005, S. 92. MUSTER
16 Europa im Krieg 1.5 Kriegsvorbereitungen in Deutschland 1936 verbündeten sich das Deutsche Reich und Italien in der „Achse Berlin–Rom“, daher sprach man von den Achsenmächten. Wenig später trat Japan diesem Bündnis bei. Alle drei Staaten verfolgten eine aggressive Politik gegenüber ihren Nachbarn, die schließlich im Zweiten Weltkrieg endete. Die Achsenmächte versuchten immer mehr, ihr Staatsgebiet zu vergrößern. Japan wollte im ostasiatischen Raum neue Gebiete gewinnen, Italien im Mittelmeerraum. Auch Hitlers Außenpolitik war sehr aggressiv und verfolgte das Ziel, zur vorherrschenden Macht Europas zu werden. Obwohl dies den Bestimmungen des Vertrags von Versailles widersprach, unternahmen die europäischen Staaten wenig gegen Hitlers Aktionen. Selbst der „Anschluss“ Österreichs (M3) und die Eingliederung sudetendeutscher Gebiete ins Deutsche Reich (September 1938) wurden von Frankreich und England akzeptiert. Diese „Appeasement -Politik“ sollte den Frieden erhalten. Hitlers Außenpolitik bedeutete aber das genaue Gegenteil: Die Erweiterung seines Machtbereichs in Osteuropa sowie die Bekämpfung des Kommunismus mussten im Krieg enden. Der Überfall auf Polen Bevor Hitler diese Ziele erreichen konnte, musste er aber einen Vertrag mit seinem Feind, Josef Stalin, schließen. Im „Hitler-Stalin-Pakt“ (24. August 1939) trafen sie die Abmachung, sich im Kriegsfall nicht gegenseitig anzugreifen. So konnte das Deutsche Reich am 1. September 1939 in Polen einmarschieren, ohne Probleme von der UdSSR fürchten zu müssen. England und Frankreich waren aber mit Polen verbündet. Sie konnten diesen Angriff nicht akzeptieren und beendeten damit ihre „Appeasement-Politik“. 21 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg hat so der Zweite Weltkrieg begonnen. Der Blitzkrieg In den ersten Jahren des Krieges konnte die deutsche Wehrmacht große Gebiete erobern. Mit schnellen Vorstößen gelang es, Polen, Dänemark, Norwegen, die Benelux-Länder und Frankreich innerhalb weniger Wochen zu besetzen. Aufgrund der Geschwindigkeit der deutschen Angriffe sprach man vom „Blitzkrieg“. Im Juni 1940 trat auch Italien in den Krieg ein. Der Krieg fand dann verstärkt im Mittelmeerraum und in Afrika statt. folgt Abb. 1: „Mal sehen, wie lange die Flitterwochen dauern werden?“, US-amerikanische Karikatur, September 1939. Die Kriegswende Am Beginn des Jahres 1941 beherrschte das Deutsche Reich weite Teile Europas. Nun begann der Angriff auf die UdSSR, Hitlers eigentliches Kriegsziel. Auf diesem Feldzug, der den Namen „Unternehmen Barbarossa“ trug, beging die nationalsozialistische Wehrmacht bis dahin unvorstellbare Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung und den Soldaten der „Roten Armee“, wie die Armee der UdSSR genannt wurde. Der Osten Europas war auch das geografische Zentrum der systematischen Ermordung von Jüdinnen und Juden (M5). Im Jahr 1942 veränderte sich die Situation: Die Wehrmacht musste immer größere Verluste hinnehmen. Für einen Blitzkrieg im Osten war die UdSSR zu groß. Außerdem waren die USA im Dezember 1941 auf Seiten Großbritanniens in den Krieg eingetreten. Diese Anti-Hitler-Koalition nannte man die „Alliierten“. Minilexikon Sudetendeutschen, die Appeasement, das Wehrmacht, die = deutschsprachige Minderheit in der ehemaligen Tschechoslowakei = Besänftigung, Beruhigung = Bezeichnung für die deutschen Streitkräfte Mehr dazu … Mehr zum Vernichtungskrieg in der Sowjetunion findest du unter: https:// segu-geschichte.de/vernichtungskrieg (13.11.2020) MUSTER
Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 17 Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 1. Formuliere einen anderen Titel für die Karikatur in Abb. 1. ____________________________________________________________________________ a. Beschreibe die Karikatur genau. b. Erkläre, woran man erkennen kann, dass es eine Karikatur zum Hitler-Stalin-Pakt ist. c. Interpretiere die Karikatur vor dem Hintergrund der Entwicklung zwischen dem Deutschen Reich und der UdSSR von 1939 bis 1941. 2. Schildert die unterschiedlichen Perspektiven, die aus den beiden Soldatenbriefen hervorgehen, auf Hitler und das Kriegsgeschehen. a. Erläutert diese Perspektiven, mit Bezug auf das Kriegsgeschehen. 3. Entwickelt mithilfe der Karte und des Textes links eine Erzählung des Kriegsverlaufs von 1939–1942 und notiert sie in eurem Heft. I t al i en Ungarn Jugoslawien Portugal Norwegen Schweden Zypern Malta Mittelmeer Albanien Griechen- land Türkei Litauen Lettland Estland Schwarzes Meer Po l e n U d S S R Finnland Spanien Bulgarien Rumänien Lux. Wien Belgien Nieder- lande Dänemark Tsch. Slowakei Kriegserklärung 1945 Schweiz Frankreich Deutsches Reich Irland Großbritannien USA Kriegseintritt Dez. 1941 Deutsches Seeoperationsgebiet ab 19.3.1941 Franz.- Marokko Tunesien Algerien (franz.) (ital.) (brit.) (brit.) Libyen Ägypten Syrien SaudiArabien ©Westermann 40746EX Staatsgrenzen bei Kriegsbeginn 1.9.1939 neutrale Staaten Gebiet der Alliierten November 1942 Alliierte 1939 Verbündete 1941 besetzte Gebiete bis November 1942 Ostfront Dezember 1941 Achsenmächte Der Zweite Weltkrieg in Europa 1939–1945 km 500 1500 1000 0 Abb. 2: Kriegsverlauf in Europa von 1939–1942. „Bald ist der Krieg schon zu Ende“, Unteroffizier H. B. am 14. Oktober 1941 (Ukraine) in einem Brief: „Bei uns ist es so, als ob der Krieg schon zu Ende sei. Ich nehme ja an, daß, wenn dieser Brief in Deinen Händen ist, die Glocken im ganzen Deutschen Lande den Sieg über den mächtigsten Feind der Zivilisation verkündet haben. Denn lange kann es nicht mehr dauern, und für uns sind die Führerworte ein Evangelium.“ Buchbender, Ortwin/Sterz, Reinhold (Hrsg.): Das andere Gesicht des Krieges. Deutsche Feldpostbriefe 1939–1945, Br. 134. 2. Auflage., München, C. H. Beck 1983, S. 84. „Die Zeit des Fanatismus ist vorbei“, Obergefreiter H. H. am 12. Juni 1943 (Murmansk) in einem Brief: „Es geht nun bald ins fünfte Kriegsjahr, und an ein Ende ist nicht zu denken. In den Leuten wird allmählich eben ein Gleichgültigkeitsgefühl großgezogen. Bei der Besichtigung bei uns hat der Chef feststellen müssen, daß mehr als die Hälfte der Männer nicht wußte, wann der Führer im Reich die Macht übernommen hatte. Es kümmert sich eben keiner mehr darum. […] Die Träume von einer Weltherrschaft sind dahin.“ Obergefreiter H. H., in: Buchbender, Ortwin/Sterz, Reinhold (Hrsg.): Das andere Gesicht des Krieges. Deutsche Feldpostbriefe 1939– 1945, Br. 134. 2. Auflage., München, C. H. Beck 1983, S. 117 f. MUSTER
18 1.6 Totaler Krieg – bedingungslose Kapitulation ____________________________________________ Im Jahr 1943 verschlechterte sich die militärische Situation des Deutschen Reiches: In der sowjetischen Stadt Stalingrad war der deutsche Angriff gestoppt worden und die Rote Armee begann den Gegenangriff. Truppen der Alliierten landeten auf Sizilien, und Benito Mussolini wurde gestürzt. Deutsche Großstädte wurden von Luftangriffen schwer getroffen und teilweise zerstört. 1943 trafen sich die alliierten Machthaber Roosevelt (USA), Winston Churchill (GB) und Stalin (UdSSR) zu einer Konferenz in Teheran. Dort planten sie, wie Europa nach der Niederlage des Deutschen Reiches wieder aufgebaut werden soll. ____________________________________________ Das NS-Regime wollte die drohende Niederlage nicht akzeptieren. Propagandaminister Joseph Goebbels verkündete in seiner berühmten „Sportpalastrede“ im Februar 1943 den „Totalen Krieg“. Die bereits vor dem Krieg eingeführte Zwangsarbeit wurde verstärkt. Ohne den Einsatz von Millionen Jugendlichen, Frauen und Kriegsgefangenen für die Rüstungsindustrie hätte der Krieg nicht bis 1945 weitergeführt werden können. Trotzdem musste das Deutsche Reich am 8. Mai 1945 endgültig kapitulieren . ___________________________________________ In Asien endete der Krieg erst mit der Kapitulation Japans am 2. September 1945. Zuvor hatten die USA am 6. und am 9. August 1945 die japanischen Großstädte Hiroshima und Nagasaki mit zwei Atombomben völlig zerstört. Mit der Kapitulation Japans endete der zweite globale Krieg des 20. Jahrhunderts. Über 65 Millionen Menschen waren gestorben. ___________________________________________ In den Prozessen von Nürnberg und Tokio standen nach dem Krieg zahlreiche politische und militärische Führer des NS-Regimes und des japanischen Kaiserreichs vor Gericht. Sie mussten sich für ihre im Krieg begangenen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ verantworten. Nur wenige der Angeklagten wurden freigesprochen. Der größte Teil wurde zu lebenslangen Haftstrafen bzw. zum Tod verurteilt. Nach den Kriegen in Bosnien und Ruanda (s. 5.6) kam auch ein internationales Strafgericht zum Einsatz. Es verurteilte etliche Kriegsverbrecher zu jahrelangen Haftstrafen. Abb. 1: Churchill, Roosevelt und Stalin bei einem weiteren Treffen in Jalta 1945, Foto, 1945. Minilexikon kapitulieren = sich ergeben Abb. 2: Die Hauptangeklagten beim Nürnberger Prozess 1945/46. Foto, 1946. MUSTER
Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 19 Faschismus – Nationalsozialismus – politische Diktaturen 1. Formuliert für die vier Absätze auf der linken Seite passende Überschriften. 2. Arbeitet aus der Kurz-Dokumentation „Momente der Geschichte – Niederlage und Befreiung“ die verschiedenen Sichtweisen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen auf das Kriegsende heraus. a. Dekonstruiert das Kurzvideo hinsichtlich der Darstellung der alliierten Soldaten. Welches Bild wird von Amerikanern und Russen erzeugt? b. Erörtert die am Ende angesprochenen, unterschiedlichen Wahrnehmungen des Kriegsendes. Warum fiel es manchen Deutschen schwer, das Kriegsende als Befreiung von einer Diktatur zu verstehen? https://www.zdf.de/dokumentation/momente-der-geschichte/niederlage-undbefreiung-102.html (13.11.2020) c. Schildere die letzte Phase des Krieges anhand der Informationen auf der linken Seite und den Eindrücken aus der Kurz-Dokumentation. 3. Der TV-Film „Unsere Mütter, unsere Väter“ erzählt die Geschichte von fünf jungen Erwachsenen während des Zweiten Weltkrieges. Recherchiert im Internet das DVD-Cover. Beschreibt es und lest den Kurztext auf der Rückseite. (HM 1) a. Schaut euch den Trailer an und sammelt Fragen, die ihr anhand des Filmes gerne bearbeiten möchtet. https://www.videobuster.de/dvd-bluray-verleih/182785/unsere-muetter-unserevaeter#bilder-offen (13.11.2020) b. Der Film wurde stark kritisiert. Lest euch die Filmkritik aus der „taz“ durch und fasst die wesentlichen Aussagen zusammen. c. Nehmt zum letzten Satz der Kritik Stellung – was könnte damit gemeint sein, dass man die Zustimmung der Jugend zum Nationalsozialismus „nicht oder noch nicht darstellen kann“? d. Formuliert eure eigenen Erwartungen an einen Film über junge Erwachsene in der NS-Zeit – welche Themen würden für euch im Vordergrund stehen? Der ZDF-Dreiteiler „Unsere Väter, unsere Mütter“ zeigt oft Verschwiegenes – doch das Entscheidende fehlt: Die Begeisterung der Jugend für Hitler: „Es gibt Szenen, die man so in einem deutschen Film nie sah. Ein russischer Sumpf voller Blut von den hunderten und tausenden Juden, die hier zuvor erschossen wurden. […] Dennoch ist der Film gescheitert – aber nicht wegen mangelnder Detailgenauigkeit oder weil er etwa die NS-Verbrechen beschönigte. Das Problem des Films ist die Perspektive, der Blick auf die Geschichte, die allgemeine wie die individuelle. Fünf junge Leute, die sich auf das Leben freuen – dann aber holt sie der Krieg, und er befördert das Schlechteste in ihnen. […] Unsere Väter und unsere Mütter waren eben nicht nur junge Leute, die einfach nur leben wollten […]. Es handelte sich um eine hoch ideologisierte, politisierte Generation, die den deutschen Sieg, den Sieg des nationalsozialistischen Deutschlands wollte, weil sie ihn für richtig hielt. Das aber kann man nicht oder noch nicht darstellen.“ https://taz.de/Unsere-Muetter-unsere-Vaeter/!5070893/ (16.04.2021). MUSTER
20 1.7 Denk nochmal! 1. Erklärt gemeinsam anhand der vier Fotos (Abb. 1–4) die globale Ausbreitung des Krieges. 2. Vervollständige den Lexikontext zum „Anschluss“ Österreichs mit den angegebenen Begriffen. a. Hinterfragt den Begriff „wilde Arisierungen“ – erörtert, was unter „nicht-wilden“ Arisierungen zu verstehen sein könnte? Staat | Österreich | Reich | Bevölkerung | Heldenplatz | Nationalsozialismus 12. März: 65 000 Mann der deutschen Wehrmacht und Polizei marschierten in ein. Sie wurden von der teilweise mit Jubel empfangen. Am Nachmittag überschritt Hitler in seiner Geburtsstadt Braunau die Grenze. 13. März: Die österreichische Regierung [sie war bis dahin noch im Amt] beschloss das im Auftrag Hitlers ausgearbeitete „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“. Der Österreich bestand nicht mehr! 15. März: Hitler hielt auf dem vor Zehntausenden Menschen eine Rede und verkündete „den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche “. In den folgenden Tagen verhafteten Nationalsozialisten über 70 000 Menschen. Viele wurden wieder freigelassen, mehrere Tausend blieben in Haft. Noch im März fanden erste sogenannte „wilde Arisierungen“ (spontane gesetzwidrige Enteignungen) statt: Mitglieder der NSDAP stürmten Wohnungen jüdischer Familien, plünderten und beschlagnahmten Wertgegenstände, nahmen Geschäfte und Betriebe jüdischer Bürgerinnen und Bürger einfach in Besitz oder kauften sie durch Erpressung zu einem Spottpreis ab. Historikerinnen und Historiker bezeichnen diese gewaltsamen Übergriffe als „Anschluss-Pogrom“. In diesen ersten Tagen der NS-Herrschaft in Österreich gab es viele, die jubelten und vom begeistert waren. Es gab aber auch zahlreiche Menschen, die Angst hatten, dem Terror der Nationalsozialisten ausgesetzt waren, aus ihrer Heimat vertrieben wurden. https://www.demokratiewebstatt.at/thema/thema-gedenken-1938-annexion-oesterreichs/das-jahr-1938-in-oesterreich/ (16.04.2021). Abb. 2: Blick auf die zerstörte japanische Stadt Nagasaki. Foto, 1945. Abb. 1: Die zerstörte sowjetische Stadt Stalingrad. Foto, 1943. Abb. 4: Blick auf Dresden nach den Luftangriffen der Alliierten im Februar 1945. Foto, 1945. Abb. 3: Das zerstörte Manila auf den Philippinen. Foto, 1945. MUSTER
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